Die Geschichte der Kosmetik reicht bis in die Steinzeit zurück. Im Laufe der Jahrhunderte veränderten sich sowohl Stil als auch die verwendeten Materialien. Heutzutage kommen in Kosmetikprodukten überwiegend hochwertige und unbedenkliche Inhaltsstoffe zum Einsatz – doch das war lange nicht der Fall. Von der Antike bis ins frühe 20. Jahrhundert setzten viele Kulturen gesundheitsgefährdende Substanzen wie Blei oder Quecksilber ein. Ein aktueller archäologischer Fund im Iran zeigt jedoch auffällige Parallelen zu modernen Produkten.
Archäologischer Fund: 3.000 Jahre alte Kosmetik entdeckt
Der Iran gilt schon lange als wichtiger Akteur in der historischen Kosmetikentwicklung. So wurde im vergangenen Jahr bei Ausgrabungen eines der ältesten bekannten Lippenstift-Exemplare gefunden. Ein aktueller archäologischer Fund unterstreicht erneut die innovative Rolle des Landes.
Unter Leitung von Dr. Silvia Amicone (Universität Tübingen) untersuchte ein internationales Forschungsteam den Kani Koter-Friedhof, eine ehemalige Elitegrabstätte des assyrischen Reiches. Laut Veröffentlichung im Fachjournal Archaeometry (via Wiley Online Library) fanden die Wissenschaftler*innen dort unter anderem Spiegel, Werkzeuge zur Kajal-Applikation sowie ein Keramikgefäß mit schwarzem Pulver.
Die Fundstücke lassen sich zurück in die Eisenzeit datieren und sind etwa 3.000 Jahre alt. Besonders das schwarze Pulver weckte das Interesse des Teams, da es als Augen-Make-up genutzt wurde und tief in die lokalen Kulturpraktiken eingebettet war.
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Außergewöhnliche Inhaltsstoffe
Die detaillierte Analyse des Pulvers ergab, dass das Kajal aus natürlichem Graphit und Manganoxid bestand. Anstelle der im Alten Orient verbreiteten, oft gesundheitsschädlichen Stoffe, nutzte diese Gemeinschaft offenbar bewusst regionale Mineralien für ihre Rezeptur, wie Dr. Silvia Amicone in einer Pressemitteilung der Universität Tübingen erklärt.
Bemerkenswert ist, dass dabei auf toxische Bestandteile wie Blei vollständig verzichtet wurde. Auch organische Verbindungen konnten nicht nachgewiesen werden. Zwar könnten diese im Lauf der Zeit zerfallen sein, doch die Ergebnisse sprechen insgesamt für eine gezielte und technisch ausgefeilte Herstellung – ein Hinweis auf bemerkenswerte technologische Raffinesse sowie kulturelles Wissen der damaligen Zeit.
Die Vorgehensweise ähnelt damit der heutigen Herstellungsweise, wie kaum ein anderes je gefundenes Kosmetikprodukt aus der damaligen Zeit. Co-Autor Dr. Shelir Amelirad (Universität Heidelberg) beschreibt den archäologischen Fund als „eine wirklich einzigartige Signatur im archäologischen Kontext.“
Quellen: Archaeometry (via Wiley Online Library), Universität Tübingen
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