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MP3-Miterfinder: „Das Dateiformat stirbt nicht aus“

Das Fraunhofer-Institut kommentiert die Gerüchte um den angeblichen Tod des Dateiformats. Hintergrund ist das Ende des Patenschutzes.

„MP3 ist nicht tot – ganz im Gegenteil. Es ist und bleibt das am weitesten verbreitete Format für digitale Musik, das von praktisch jedem portablen Gerät abgespielt werden kann.“ Mit diesen Worten hat Karlheinz Brandenburg, Miterfinder des Formats am Fraunhofer-Institut, auf diverse Medienberichte reagiert, die vom Ende der MP3 schreiben und davon, dass Gerätehersteller das weiterhin beliebte Format künftig nicht mehr unterstützen werden.

Keine Lizenzgebühren mehr

Hintergrund der irreführenden Berichte ist, dass Fraunhofer die Öffentlichkeit über das Auslaufen der Lizenzprogrammes informiert hat. Das bedeutet, dass für die zeitlich begrenzten Patente des Standards ab sofort keine Gebühren mehr anfallen. Dass Hersteller, wie von manchen Medien behauptet, das Abspielen von MP3 künftig nicht mehr unterstützen werden, ist für Brandenburg im futurezone-Gespräch nicht nachvollziehbar: „Gerade jetzt, wenn es nichts mehr kostet, darauf zu verzichten, wäre einigermaßen dumm von denen. Ich gehe davon aus, dass sich für Konsumenten gar nichts ändert.“

Laut Brandenburg sind etwa 8 Milliarden Geräte im Umlauf, die MP3 abspielen können. Der ebenfalls von Fraunhofer entwickelte Nachfolgestandard AAC, der ursprünglich von Apple über iTunes bekannt gemacht wurde und eine bessere Qualität bei geringerer Bitrate bietet, sei mittlerweile zwar ähnlich gut verbreitet. MP3 werde aber ebenfalls weiterverwendet werden, zumal neue Abspielmöglichkeiten dazukommen. Zuletzt haben etwa die Betreiber des Linux-Betriebssystem Fedora angekündigt, aufgrund der wegfallenden Lizenzierung erstmals offiziell MP3-Encoding und -Decoding zu integrieren.

Guter Klang oft Einbildung

Die in audiophilen Kreisen oft bemängelte Qualität von MP3 und das damit einhergehende schlechte Image des Formats will Brandenburg nicht überbewerten. „Diese Diskussion war immer schon eher eine psychologische Glaubensfrage als wissenschaftlich durch Blindtests nachweisbar. In den vergangenen Jahren haben sich die Bitraten zudem vielerorts bei 256 und 320 kbit eingependelt, was eine gute Klangqualität garantiert. Lediglich Internetradios setzen leider immer noch häufig auf MP3 und viel zu geringe Bitraten, obwohl es mit HE-AAC mittlerweile einen besseren Standard gibt“, erklärt Brandenburg.

Eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie die des MP3-Formats Anfang der 90er-Jahre sei im Bereich der digitalen Musik heutzutage schwer vorstellbar. Interessant sei aber, welche Formate und Technologien sich künftig bei dreidimensionalem Audio durchsetzen werden. Dabei geht es darum, wie bestimmte räumliche Effekte je nach Abspielsituation virtuell berechet und wiedergegeben werden.

Dieser Artikel erschien zuerst auf futurezone.at

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