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Targeting: Werbung und Wahlkampf à la Facebook

In den sozialen Netzwerken sehen wir meist nur Werbung, die uns interessiert, auch der Wahlkampf ist mittlerweile personalisiert. Wie Targeting funktioniert und wie mächtig es wirklich es.

Mithilfe der Nutzerdaten kann Facebook personalisierte Werbung schalten – und viel Geld verdienen.
Mithilfe der Nutzerdaten kann Facebook personalisierte Werbung schalten – und viel Geld verdienen. Foto: Imago

Anzeigen sind Facebooks wichtigste Einnahmequelle. 90 Prozent seines Gewinns (3,34 Milliarden Euro im zuletzt abgeschlossenen zweiten Quartal) machte das Unternehmen damit. Für Werbetreibende ist Facebook darum so attraktiv, weil entsprechende Inhalte gezielt ausgespielt werden können, was als „Targeting“ bezeichnet wird. Dadurch, dass jeder Nutzer Facebook freiwillig mit seinen persönlichen Daten füttert und verschiedene Seiten mit einem „Gefällt mir“ versieht, lässt sich oft sehr schnell ein detailliertes Persönlichkeitsbild erstellen.

Facebook kennt dich

Je aktiver man auf Facebook ist und je mehr Beiträge und Seiten man mit einem „Gefällt mir“ markiert hat, desto genauer weiß Facebook über die persönlichen Präferenzen Bescheid. Diese Informationen können anschließend die Anzeigenkunden nutzen, damit bestimmte Produkte und Dienstleistungen nur denen angeboten werden, für die sie auch relevant sind.

Likes sagen viel über den Nutzer aus

Wie viel unsere „Likes“ über uns aussagen, haben etwa Forscher der Universität von Cambridge im Rahmen eines umfangreichen Projekts untersucht. Dabei wurde herausgefunden, dass sich die sexuelle Orientierung eines Nutzers, sein Alter und seine politische Einstellung im Schnitt mit fast 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit rein über seine „Likes“ herausfinden lassen. In einem anderen Forschungsprojekt wurde festgestellt, dass sich anhand von „Likes“ auch feststellen lässt, ob jemand Alkohol, Zigaretten oder andere Drogen konsumiert.

Wählerstimmen gewinnen per „Targeting“

Targeting“ wird vermutlich ebenso im Wahlkampf verwendet. So sollen im US-Wahlkampf potenzielle Wähler von Hillary Clinton abgeschreckt worden sein. Auch im Vorfeld der Wahlen in Österreich und Deutschland gibt es Befürchtungen, dass über solche „Dark Posts“ genannten Botschaften, die nur von der jeweiligen Zielgruppe gesehen werden, Stimmung gemacht wird.

Dark Posts können nicht kontrolliert werden

Anders als Werbung auf Plakaten, im Fernsehen oder in Zeitungen können Dark Posts von der Öffentlichkeit nicht kontrolliert werden. Behauptungen können nicht überprüft werden, auch Negativwerbung kann sich so leicht verbreiten. Für den deutschen Wahlkampf hat Pro Publica ein Programm entwickelt, mit dem Nutzer versteckte Wahlwerbung auf Facebook markieren können: den „Political Ad Collector“. Die Browser-Erweiterung sammelt die Anzeigen öffentlich einsehbar in einer Datenbank. Für den österreichischen Wahlkampf steht das Tool nicht bereit. Die Autorin Ingrid Brodnig spricht sich dafür aus, dass Parteien dazu verpflichtet werden sollen, öffentlich zu machen, mit welchen Botschaften sie um welche Zielgruppen online werben.

Dieser Artikel erschien zuerst auf futurezone.at

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