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Per Simulation bereiten US-Behörden Lehrer auf Amokläufe vor

Die Amoklauf-Simulation EDGE von der Homeland Security in den USA soll Schulen auf den Ernstfall vorbereiten. Dabei kann man in verschiedene Rollen schlüpfen.

EDGE-Simulation
Perspektive des Amokläufers. Foto: AP/CESI

Das US-Heimatschutzministerium Homeland Security wird im Frühling damit beginnen, eine Amoklauf-Simulation an US-Schulen zu verteilen. Bei dem Programm handelt es sich um das Enhanced Dynamic Geo-Social Environment (EDGE), eine „skalierbare Online-Mehrspieler-Umgebung für First Responder“, auf Basis der Unreal-Engine, die für zahlreiche Computer- und Videospiele genutzt wird.

Erste Version von EDGE im Hotel

In der ersten Version von EDGE gab es ein Szenario, das einem Terroranschlag in einem Hotel entsprach. Die „Spieler“ konnten in die Rolle der Täter, Polizisten, Feuerwehrmänner und Rettungskräfte schlüpfen. Bei dem neuen Szenario wird ein Amoklauf in einer Schule simuliert. Menschen übernehmen die Rolle von Lehrern, Polizisten und des Amokläufers.

Lehrer sollen Schüler schützen

Um die Simulation realistischer zu machen, können die Avatare angepasst werden. Der Amokläufer kann etwa ein Erwachsener oder ein Teenager sein. Obwohl EDGE auf der Unreal Engine basiert, wie ein Shooter mit Maus und Tastatur gespielt wird und der Entwickler selbst von „Mehrspieler“ spricht, wird betont, dass es sich dabei um eine Simulation und kein Spiel handelt. Es gebe keine Punkte und kein Ziel für den Amokläufer, um zu gewinnen.

Das Ziel für die Polizisten ist hingegen klar: den Amokläufer erschießen. Die Lehrer sollen nicht mit EDGE trainieren den Amokläufer zu überwältigen, sondern die Kinder zu schützen. Dazu können sie Türen zusperren oder verbarrikadieren. Sie können Kindern Anweisungen geben, die am Bildschirm eingeblendet werden. Dazu gehören etwa Aufforderungen sich zu verstecken, an der Wand aufzustellen, durchs Fenster zu fliehen, wegzulaufen, herzukommen oder mitzukommen.

Realistische Simulation

Kinder und andere simulierte Personen reagieren aber nicht immer auf Befehl, sondern fangen laut zu weinen an oder verfallen in Panik. Manchmal versuchen sie zu fliehen und dabei Türen aufzubrechen, die man zuvor versperrt hat. Um das Verhalten der Kinder möglichst menschlich zu simulieren, haben die Macher die Schulamokläufe, wie die an der Virginia Tech und Sandy Hook, analysiert, sowie Video- und Audiomaterial ausgewertet – darunter auch die Notrufe, die während der Amokläufe eingegangen sind.

Kein öffentlicher Zugang

Das Ziel ist Lehrer auf solche Ernstfälle vorzubereiten, um in dieser Ausnahmesituation richtig handeln zu können. „Lehrer sind üblicherweise die First Responder bei Schulamokläufen“, so das Homeland Security. „Wenn die Polizei eintrifft, ist es meistens schon vorbei.“

Die Entscheidung, dass der Amokläufer von einem Menschen gespielt wird, sei zwar kontrovers, aber mit voller Absicht getroffen worden. So können andere Spieler beobachten, wie sich Menschen verhalten oder selbst nachvollziehen, wie ein Schütze in so einem Szenario agiert. Auf dieser Basis könne man Wege finden, um den Schützen zu entkommen.

Der Zugang zu der Simulation wird nur an ausgewählte US-Schulen vergeben. Sie wird nicht öffentlich gemacht.

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