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Jake Dyson: „Wir haben eine Vision und eine Roadmap für die nächsten zehn Jahre“

Jake Dyson, der Sohn des Firmengründers der Staubsauger-Firma, erzählt uns im Interview wie das Unternehmen in den Automarkt einsteigen möchte und gewährt Einblicke in die Planung des Großkonzerns.

Jake Dyson
Beim Thema Innovation lege die Firma Dyson Wert auf eine Mischung aus eigener Erfahrung und Austausch

Am Anfang war der beutellose Staubsauger. Mit dieser Erfindung legte James Dyson bereits in den 80er-Jahren den Grundstein für seine Firma, die mittlerweile über 12.000 Mitarbeiter beschäftigt. Nach Händetrocknern ohne Heißluft, Ventilatoren und einem Föhn ohne sichtbare Rotorblätter will Dyson eigene Elektroautos herstellen. Futurezone sprach mit Jake Dyson, dem ältesten Sohn des Firmengründers. Nachdem seine LED-Beleuchtungsfirma in den Konzern integriert wurde, kehrte Jake als Chefentwickler in den Vorstand des Familien-Betriebs zurück.

futurezone: Warum will Dyson in den schwierigen Automarkt einsteigen? Selbst Apple hat sich daran die Zähne ausgebissen und auch Tesla kämpft trotz des medialen Hypes mit großen Problemen.

Jake Dyson: Apple und Tesla sind völlig andere Firmen mit einer komplett anderen Agenda. Wir sind eine Technologiefirma, die etwas von Mechanik versteht und weiß, wie man hohe Stückzahlen in hoher Qualität herstellt. Wir bauen den weltbesten digitalen elektrischen Motor. Darüber hinaus haben wir in den vergangenen 25 Jahren Kerntechnologien entwickelt, die beim Auto-Projekt zusammenkommen: Luftstrom-Verhalten, Aeroakustik, Luft-Filtersysteme, maschinelles Sehen, Batterien.

Aber inwiefern ist Apple tatsächlich so anders? Vor dem iPhone hat auch niemand geglaubt, dass sie mit Handys erfolgreich sein können. Warum soll das beim Auto nicht funktionieren?

Apple macht Computer. Sie sind so weit weg von mechanischem Design und Maschinenbau wie es nur sein könnte. Und beim Auto dreht sich nun einmal alles um diese beiden Dinge.

Wie weit ist Dyson bei der eigenen Akkuentwicklung?

Die Akku-Zellen beziehen wir derzeit noch von verschiedenen Herstellern. Das Batteriemanagement, das unabhängig vom Ladezustand eine gleichmäßige und effiziente Leistung garantiert, stammt von uns. Darüber hinaus arbeiten wir Tag und Nacht daran, um unsere Entwicklung im Bereich Feststoff-Akku produktionsfertig zu bekommen.

Wann rechnen Sie damit, dass die Batterie eingesetzt werden kann?

Durch unsere patentierte chemische Formel haben wir hier einen Vorteil, aber die Produktion hinzubekommen, ist so kompliziert, dass wir seriöserweise nicht einmal einen Zeitplan nennen können. Auch wenn das Auto 2020/2021 noch ohne die neue Batterietechnologie auf den Markt kommen sollte, wird es tolle Vorzüge haben. Im Sinne der Nachhaltigkeit wäre die Feststoffbatterie aber in jedem Fall eine zusätzliche Verbesserung, da diese Akkus eine längere Lebensdauer haben.

Wie lange plant Dyson eigentlich im Voraus? Welche Produkte sind abseits des kolportierten Autos noch zu erwarten?

Die nächsten drei bis vier Jahre sind in puncto Produkte durchgeplant. Darüber hinaus haben wir eine Vision und eine Roadmap für die nächsten zehn Jahre, die man gegebenenfalls natürlich auch den Marktbegebenheiten anpassen muss. Sie können jedenfalls davon ausgehen, dass wir nicht Hunderte Millionen Pfund investieren und tausende Leute anstellen, um dann bei einem Föhn aufzuhören. Das Elektro-Auto haben Sie bereits angesprochen. Robotik, Akkutechnologie, aber auch Software und künstliche Intelligenz sind Felder, in denen wir viel investieren.

Inwiefern können Haushaltsgeräte von künstlicher Intelligenz profitieren?

Wir arbeiten viel mit Sensoren. Der Motor unseres neuen Akku-Staubsaugers etwa erkennt, in welcher Seehöhe er verwendet wird, welcher Luftdruck und welche Temperatur vorherrscht. Indem er sich intelligent an die Begebenheiten anpasst, kann er eine konstant hohe Leistung liefern, egal, wo und wie er verwendet wird. Künftig wird es auch viel um autonome Produkte gehen. Sie können Tätigkeiten erledigen, für die man keine Zeit hat.

Der Roboter als Freund und Helfer also?

Es wie immer zweischneidig. Jeder hat Angst vor Robotern, die mit Maschinengewehren herumlaufen und für sich selber denken können. Ein Computer kann Krebs heilen oder einen Virus entdecken, der in den falschen Händen noch größeres Unheil anrichtet. Künstliche Intelligenz kann zu unglaublichen Verbesserungen führen. Es kommt immer darauf an, wie sie eingesetzt wird und wie die Kontrollmechanismen sind.

Sie haben ja selber eine LED-Lampe entworfen, die aufgrund eines Kühlmechanismus über 37 Jahre Betriebsdauer verspricht. Wie gehen Sie an eine Erfindung, an ein neues Produkt heran?

Mich interessiert das Potenzial, das ein Produkt hat. Welche Probleme gilt es zu lösen, damit es schließlich funktioniert? Was muss ich selber beisteuern, was kann ich von jemandem anderen lernen, um das Produkt zu entwickeln, das man sich erträumt hat? Naturgemäß lernt man in so einem Prozess, in dem sich verschiedene wissenschaftliche Bereiche überkreuzen, ständig dazu. Das reizt mich.

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Wenn Sie auf Dyson keine Rücksicht nehmen müssten – gibt es ein „Traum-Produkt“, das Sie gerne verwirklichen würden?

Solche „Traum-Produkte“ hat jeder. Ich finde mich immer wieder in der Situation, dass ich etwas haben will, das offenbar sonst niemand in der Welt haben will. In so eine Idee kann man natürlich nicht Hunderte Millionen investieren. Aber das ist kein Thema. Mein Vater und ich tun genau das, wofür wir leidenschaftlich brennen und worin wir Verbesserungen für Konsumenten sehen.

Was bedeutet Innovation für Sie?

Es gibt diverse Möglichkeiten. Eine ist: Du hast eine Idee für eine Erfindung. Du löst alle Probleme und entwickelst die Technologie auf eigene Faust ohne Hilfe von außen. Der andere Weg ist: Du entwickelst eine Lösung, indem du auf Expertise von außen zurückgreifst und damit zum Ziel kommst. Dann eignest du dir diese Fähigkeit selber an und baust sie soweit aus, dass du schließlich besser als die Person wirst, die dir zunächst geholfen hat. Das haben wir bei den Motoren so gemacht.

Inwiefern?

Ganz am Anfang haben wir auf die Hilfe von japanischen Firmen zurückgegriffen. Wir sind aber schnell draufgekommen, dass diese Komponenten nicht gut waren und wussten auch, warum. Also haben wir Studierende angestellt, die sich mit Motortechnik auskennen und haben unseren eigenen Motor gebaut. Und das ist auch der richtige Weg für Dyson in der Zukunft. Wir haben unsere Ideen und produzieren alles selbst, komplett unabhängig und mit voller Kontrolle über unsere Produkte.

Unternehmen, die nicht selber produzieren, sprechen Sie damit die Innovationsfähigkeit ab.

Es gibt Firmen, die aus lauter externen Komponenten ein Paket machen und das dann verkaufen. Das ist aber nicht innovativ, das bedeutet nur, dass man eine Hülle rund um die Technologie anderer Leute baut und komplett von diesen Leuten abhängig ist. Man hat keine Kontrolle, ob die Technologie nach einem Jahr kaputt ist oder generell unzuverlässig. Das ist nicht unser Weg.

Zum Unternehmen

Dyson konnte seinen weltweiten Umsatz 2017 im Vorjahresvergleich um 40 Prozent auf 3,5 Milliarden Pfund (4,2 Milliarden Euro) steigern. Der Gewinn betrug 801 Millionen Pfund (961 Millionen Euro) und stieg um 27 Prozent. Das Unternehmen beschäftigt 12.000 Mitarbeiter, davon 4450 Ingenieure und Wissenschaftler. Das Automotive-Team am englischen Standort umfasst 400 Mitarbeiter und soll auf 700 Personen aufgestockt werden.Im Vorjahr produzierte der britische Konzern eigenen Angaben zufolge sein 100-millionstes Gerät.

Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, gründete James Dyson mit dem „Dyson Institute of Engineering and Technology“ im Herbst 2017 eine Privatuniversität, auf der 33 Ingenieurstudierende mit Bachelor-Abschluss aufgenommen wurden. Diese genießen eine kostenlose vierjährige Ausbildung und werden darüber hinaus für ihre Arbeit bei Dyson bezahlt.

Dieser Artikel erschien zuerst auf futurezone.at.

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