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Crime-Spaß mit Stil: Heino Ferch und das Geheimnis der „Allmen“-Reihe

Ein Look, der abfärbt, eine platonische Männerehe und was Corona aus Zürich machte. Heino Ferch verrät spannende Details zur „Allmen“-Reihe.

"Allmen und das Geheimnis der Erotik": Ein Prost auf die Retterin! Von Allmen (Heino Ferch

In „Allmen und das Geheimnis der Erotik“ (27.3., 20:15 Uhr, das Erste) nach dem Krimibestseller des Schweizer Autors Martin Suter (73) entwendet der vermeintlich aristokratische Kunstdetektiv Johann Friedrich von Allmen selbst kostbares Porzellan, um seiner Leidenschaft für das Schöne in mehrfacher Hinsicht nachzugeben. Einen Blick hinter die Kulissen dieser ungewöhnlichen und erfolgreichen Reihe (seit 2017) gewährt Schauspieler Heino Ferch (57, „Comedian Harmonists“, „Der Beischläfer“, „Ku’damm“) im Interview mit spot on news.

Was ist für Sie das Besondere an der „Allmen“-Reihe?

Heino Ferch: Mit dem Format haben wir ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland: Sie kombiniert ein bisschen Crime mit sehr viel Entertainment und auch in der Erzählweise ist es etwas Besonderes. Wir haben Off-Texte, Stopp-Tracks, ich gucke in die Kamera und nehme direkten Kontakt zum Publikum auf. Außerdem hat der Schweizer Autor Martin Suter in den Romanvorlagen zu unseren Filmen eine Figur erschaffen, die gegen diese deutsche Versicherungsweltmeistermentalität anarbeitet.

Der Mann bezeichnet sich als völlig überinvestiert – eine etwas elegantere Umschreibung für Pleite – und lebt dennoch auf großem Fuß. Er möchte seiner Umwelt nicht mit unangemessener Kleidung auf die Nerven gehen und passt auch sonst seinen Lebensstil nicht seinen Einnahmen an, sondern die Einnahmen seinem Lebensstil. Mit dieser Anything-Goes-Attitude ist Allmen eine wunderbare Person, bei der ich Urlaub von mir selbst machen kann. Er entführt uns in eine andere Welt, eine Welt der Leichtigkeit, die wir uns alle manchmal sehr wünschen.

Wie gefällt Ihnen Allmens Styling?

Ferch: Als wir vor fünf Jahren den ersten Film gemacht haben, war Allmens Erscheinungsbild natürlich ein großes Thema. Das war ein Prozess zwischen mir, den Masken- und Kostümbildnern und dem Regisseur. Für mich war immer klar, dass Allmen diese Popper-Matte als Frisur braucht – ich persönlich trage meine Haare ja ganz kurz – und dass er exzellent gekleidet ist. Martin Suter beschreibt die Figur in seinen Romanen ähnlich, den Look für die Filmfigur haben wir aber mit viel Akribie und in Teamarbeit von kreativen Menschen selbst erschaffen und weiter ausgebaut.

Könnten Sie sich auch vorstellen, privat zu gegebenem Anlass so zu erscheinen?

Ferch: Ich trage schon auch Anzug bei gegebenen Anlässen. Im Alltag bin ich aber eher der klassische Jeans-T-Shirt-Typ und mag es vor allem bequem und etwas sportlicher. Ich muss mich einfach wohlfühlen. Seit Allmen schätze ich tolle Anzüge und maßgeschneiderte Hemden aber durchaus. Ich muss sogar zugeben, dass sein Umgang mit Kleidung schon etwas auf mich abgefärbt hat. Es ist schön, sich damit zu beschäftigen.

Können Sie Kleidungsstücke vom Set privat nutzen?

Ferch: Nein. Wir drehen im kommenden Jahr den inzwischen fünften „Allmen“-Film, daher wird alles nach exzellenter Reinigung feinsäuberlich verschlossen in einen Privatfundus gegeben, der gut bewacht und gepflegt ist, damit uns diese doch ziemlich teure, mit Stoffen aus Italien und England maßgeschneiderte Garderobe lange erhalten bleibt. Insofern komme ich leider nicht in den Genuss, diese Stücke privat nutzen zu können.

Interessant ist auch Allmens gewählte Ausdrucksweise. Gehobener Smalltalk trifft es ganz gut. Fällt es Ihnen leicht, diese Texte zu lernen?

Ferch: Den Text zu lernen ist nicht das Thema. Das ist bei einem Schauspieler in etwa vergleichbar mit einem Künstler, der mit Pinsel und Farbe vor einer weißen Leinwand steht. Das ist die Grundausstattung. Dann geht es erst los. Die Sprache hat unser Drehbuchautor Martin Rauhaus entwickelt, denn Martin Suter hat in seinen Romanvorlagen selten direkte Rede verwendet.

Die Herausforderung für mich als Schauspieler ist, diese Ansammlung an ziemlich exquisiten Worten, flach, gerade, schnell und sehr natürlich zu sprechen. Sonst wirkt es total geschwollen. Es muss wie seine Alltagssprache klingen. Seine Sprache ist auch eine der Besonderheiten unserer „Allmen“-Filme. Sie passt zu diesem hedonistischen, aber auch einsamen Lebemann, der in einer Art platonischer Männerehe mit seinem Butler und Best Buddy Carlos (Samuel Finzi) zusammenlebt. Es ist schon wirklich eine Freude, in einem so tollen Format die Hauptfigur geben zu dürfen.

Teilen Sie privat Allmens Interesse für Kunst? Wenn ja, welche Kunstrichtung fasziniert Sie am meisten?

Ferch: Ja, Allmens Interesse für Kunst teile ich auf jeden Fall. Bei mir ist es allerdings eher die expressionistische Malerei. Beispielsweise könnten Sie mir mit einem Selbstporträt von Max Beckmann die größtmögliche Freude machen. Ich beschäftige mich aber auch gern mit Fotografie. Installationen, Skulpturen oder Porzellan sind dagegen nicht so meins.

Die „Allmen“-Filme spielen in Zürich. Wie gefällt Ihnen die Stadt?

Ferch: Die Romane spielen in Zürich, wir drehen aber fast alles in Prag. Nichts gegen Zürich, aber die Art-déco- und Jugendstilkulissen in diesen großartigen Räumen findet man nur dort. Einen Drehtag verbringen wir aber normalerweise immer auf dem Zürichsee. Für den aktuellen Film haben wir dafür eine Szene aus dem ersten Film neu synchronisiert, weil wir Corona-bedingt diesmal nicht nach Zürich konnten. Bei einer anderen Szene zu „Allmen und das Geheimnis der Erotik“ haben wir uns der Digitalen Montage bedient, sonst wäre es ebenfalls nicht gegangen.

Wie waren die Dreharbeiten unter Corona-Bedingungen? Haben Sie sich daran gewöhnt? Würden Sie sagen, dass das so geht?

Ferch: Ja, das geht. Ich hatte gerade meinen 94. Corona-Test seit Mitte August 2020, seit die Produktionsschiene wieder voll hochgefahren ist. Ich habe seither fünf komplette Filme abgedreht. Bei mir hat sich, Gott sei Dank, kein Projekt in Luft aufgelöst. Es gibt jeden Tag Schnelltests und PCR-Tests für Menschen, die näher aufeinandertreffen. Wir Schauspieler begeben uns ein paar Tage vor Drehbeginn in eine Privatquarantäne.

Das sind die Spielregeln, mit denen wir alle weiterarbeiten können. Wer sich nicht an die Spielregeln hält, darf nicht weiterarbeiten. Es halten sich aber alle daran und wir haben viel zu tun, weil die Fernsehsender und Streamingdienste ja Programm brauchen. Wir haben uns alle daran gewöhnt, es gibt ja auch keine Alternative. Ganz anders geht es den Kollegen in der von einem Live-Publikum abhängigen Branche.

Auf die Kreativität schlagen sich die Corona-Bedingungen nicht nieder?

Ferch: Nein. Da sind wir alle Profis genug. Es gibt auch ohne Corona immer mal unangenehme Situationen, durch die man dann eben durch muss.

Was können Sie über den nächsten „Allmen“ schon verraten?

Ferch: „Allmen und der Koi“, der sechste Suter-Roman, spielt auf Ibiza. Somit ist das, wenn wir den Film nächstes Jahr drehen, ein ganz neues Setting. Ich war noch nie auf der Insel und weiß nicht, ob es dort eine so einzigartige Architektur gibt, dass wir den Film nicht auch auf Mallorca drehen können. In jedem Fall sind wir nächstes Mal nicht in Zürich/Prag.

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