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„Cruella“: Die fiese Modeschöpferin feiert ein düsteres Comeback

In „101 Dalmatiner“ wollte Cruella de Vil nur eines: Einen Mantel aus den Vierbeinern schneidern. Die Realverfilmung „Cruella“ blickt hinter die Fassade der skrupellosen Modedesignerin – und sorgt damit für Überraschungen.

Emma Stone als Cruella de Vil. Foto:

Cruella de Vil. Eine Disney-Figur, die wohl so manchem Kind das Fürchten gelehrt hat. Die Dame, deren Markenzeichen ihre zur Hälfte schwarzen und zur Hälfte weißen Haare sind, machte in dem Zeichentrickfilm „101 Dalmatiner“ (1961) Jagd auf die gefleckten Hunde, um aus ihnen einen Mantel zu fertigen. Dem modebewussten Bösewicht und seinen beiden Gehilfen Horace und Jasper gelang es jedoch nie, den brutalen Plan in die Tat umzusetzen. Doch weshalb ist Cruella eine so böse Frau – und ist sie es auch wirklich? Dieser Frage geht das „101 Dalmatiner“-Prequel „Cruella“ auf den Grund und taucht dafür in die 70er Jahre in England ein. Ab dem 27. Mai startet der Film (wo verfügbar) in den Kinos, einen Tag darauf ist er bei Disney+ verfügbar – zunächst allerdings nur mit VIP-Zugang, der mit weiteren Kosten (21,99 Euro) verbunden ist.

Die Hauptrolle der noch jungen Modeschöpferin nimmt Oscarpreisträgerin Emma Stone (32) ein. „Vor rund sechs Jahren kam die Idee bei Disney auf, einen Film über Cruella zu drehen. Die Figur in die 70er Jahre zu stecken und sie genauer zu beleuchten, fand ich großartig“, erzählte die Schauspielerin bei einer Pressekonferenz. Als Kind sei sie ein großer Fan des Zeichentrickklassikers gewesen. Dass die Realverfilmung rund um die exzentrische Designerin finstere Szenen beinhaltet, überraschte Stone selbst: „Für einen Disney-Film ist der Steifen wirklich düster!“

Wie wurde Cruella de Vil zum angsteinflößenden Kult-Bösewicht?

Die junge Estella wächst mit ihrer Mutter in einer Kleinstadt in England auf. Schon früh zeigt sich: Estella ist anders als andere Kinder. Nicht nur, dass ihre Haare schwarzweiß sind, sie hat neben einer liebevollen Art auch eine dunkle Seite, die sie und ihre Mutter Cruella nennen. Diese solle sie aber verstecken, rät ihr ihre Mutter. Als Teenagerin lebt Estella mit den beiden Trickbetrügern Horace (Paul Walter Hauser, 34) und Jasper (Joel Fry, 35) zusammen in London. Durch Diebstähle halten sich die Freunde, die wie eine Familie füreinander sind, über Wasser.

Doch Estella möchte mehr. Seit ihrer Kindheit träumt sie davon, als Designerin zu arbeiten. Durch eine Aneinanderreihung glücklicher Zufälle erweckt sie das Interesse der Baroness von Hellman (Emma Thompson, 62), die sie kurzerhand bei sich einstellt. Doch schnell wird Estella nicht nur ihr großes Talent bewusst, sondern es kommen erschreckende Details aus ihrer Kindheit ans Licht. Sie sagt der eleganten, modischen und skrupellosen Baroness den Fashion-Kampf an – und lässt zu, dass ihre dunkle Seite, Cruella, sich nach Außen kehrt.

Die Mischung macht’s: Eine düstere Geschichte, ein Prise Humor und eine herausragende Besetzung

Stehen die Dalmatiner im Zeichentrickklassiker im Mittelpunkt der Geschichte, rückt diesmal die tragische Figur Cruella in das Zentrum der Handlung. Die Verwandlung der süßen, fürsorglichen Estella hin zur bösartigen, egozentrischen Cruella ist herausragend inszeniert. Die Looks der modeaffinen jungen Frau werden immer wilder und punkiger und Emma Stone stellt die zerrissene Persönlichkeit der Protagonistin überzeugend dar. Nachdem zuerst die verletzliche Seite der jungen Estella zum Vorschein kommt, bricht die rachesüchtige Cruella förmlich aus ihr heraus. Genie und Wahnsinn gehen bei ihr Hand in Hand. Die Freundschaft mit Horace und Jasper wird auf die Probe gestellt und Cruella muss sich fragen: Was bin ich bereit zu opfern, um meine Rache zu bekommen?

Rache an der Baroness. Dieses Ziel hat sich die junge Modedesignerin auf die Fahne geschrieben. Die Tricks, die sie der Grande Dame spielt, sorgen für den ein oder anderen Lacher. Emma Thompson als Baroness gibt eine äußerst begabte, elegante und eiskalte Gegenspielerin ab, deren Sprüche und Taten in manchen Szenen so grotesk sind, dass sie schon wieder amüsant statt nur böse wirken. Mit Emma Stone und Emma Thompson schlüpfen zwei grandiose Schauspielerinnen in die Rollen der Mode-Rivalinnen.

Dass die noch junge Cruella de Vil nicht grundlegend böse ist, machte Emma Stone bei einer Pressekonferenz klar. „Cruella ist einfach, wer sie ist und akzeptiert sich selbst. Natürlich tut sie Dinge, die man nicht akzeptieren kann, aber ihr Charakter hat durchaus einige positive Eigenschaften“, sagte sie und fügte an: „Ich wäre auch nie fähig dazu, eine Figur zu spielen, die vollkommen böse ist. Ich denke, niemand kommt als durch und durch schlechter Mensch zur Welt.“

Und wo sind die Dalmatiner?

Alle, die auf süße Dalmatiner hoffen, werden enttäuscht. Denn statt 101 stehen lediglich drei Dalmatiner in „Cruella“ im Fokus, die der Baroness bei ihren glamourösen Auftritten zur Seite stehen und ihren Befehlen folgen – auch wenn sie damit Schaden anrichten. Putzige Vierbeiner gibt es dennoch zu sehen, denn die Diebesbande, der Cruella angehört, wird von zwei niedlichen Hunden unterstützt, die den Schauspielern auch mal die Show stehlen, wie Stone und Thompson lachend eingestanden.

Nicht nur für Kinder: „Cruella“ ist ein Film für Fashion-Lover

Ein bisschen erinnert „Cruella“ an „Der Teufel trägt Prada“ (2006). Denn die Baroness ist eine stylische, intrigante Modelegende, die ihre Mitarbeiter*innen schikaniert. Sie ist stets auf der Suche nach neuen, verblüffenden Looks und liefert sich mit Cruella einen ständigen Kampf um den Mode-Thron. Dabei steht die Baroness für den klassischen, femininen Style. Die junge Cruella hingegen kann die Modewelt der 70er Jahre mit ihren rebellischen Punk-Looks begeistern. Die Crew rund um Kostümbildnerin Jenny Beavan (71) hat viel Herzblut in die außergewöhnlichen Kleidungsstücke gesteckt, in denen Cruella ihre Kontrahentin durch ausgeklügelte Inszenierungen in den Schatten stellt. „Ich liebe die epischen Kostüme, die ich als Cruella tragen durfte“, lobte Stone die Kostümabteilung.

Auch Emma Thompson schwärmte von ihren pompösen Kleidern, die sie als Baroness präsentierte. Allerdings hatte die Oscarpreisträgerin auch Probleme mit ihnen: „Die Kostüme waren knalleng, deshalb musste ich darunter auch ein Korsett tragen. Um auf die Toilette zu gehen, benötigte ich ein ganzes Team zur Unterstützung.“ Lachend fügte die Schauspielerin an: „Ich fühlte mich wie eine Tube Zahnpasta, die oben und unten hin und her gedrückt wird. Auch die hohen Schuhe waren eine echte Herausforderung für mich, denn privat trage ich nichts, was höher als ein Flip-Flop ist.“ Gelohnt hat sich der Aufwand auf jeden Fall. „Cruella“ überzeugt mit viel Herz, Humor und vor allem Fashion.

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