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Das ist für Lars Eidinger „besser als jede Droge“

Lars Eidinger spielt im Film „Nahschuss“ einen Stasi-Mitarbeiter, der zum Alkohol greift, um mit seinen Problemen fertig zu werden. Eidinger selbst „hatte noch nie eine Flasche Whisky zu Hause“, wie er im Interview verrät.

Lars Eidinger im Film "Nahschuss". Foto: Alamode Film/Franziska Stünkel

Im neuen Film „Nahschuss“, der am 12. August in den deutschen Kinos startet, übernimmt Schauspieler Lars Eidinger (45) die Hauptrolle des Stasi-Mitarbeiters Franz Walter. Seine Figur greift immer mehr zum Alkohol, um mit seinen Problemen fertig zu werden. Eidinger selbst „hatte noch nie eine Flasche Whisky zu Hause“. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht er über seine Einstellung zu Drogen und warum er sich nach dem Dreh von Sexszenen manchmal wie ein Vergewaltiger vorkommt.

An Ihrer Seite in „Nahschuss“ spielt neben Devid Striesow auch Luise Heyer. Wie hat Ihnen die Zusammenarbeit gefallen?

Lars Eidinger: Ich kannte Luise vorher nicht. Im Gegensatz zu Devid Striesow, mit dem ich sogar studiert habe – wir waren zusammen in einem Jahrgang. Ich habe in Luise ein Gegenüber gefunden, das sehr viel zulässt und einem vertraut. Wir konnten uns auf einer sehr emotionalen Weise begegnen. Luise hatte eine große Bereitschaft, den Schmerz der Figur zuzulassen, nachzuspüren und in die Tiefe zu gehen. Es gibt Schauspieler, was ich auch verstehen kann, die sich aus gewissen Situationen rausziehen. Aber Luise hat sich fallen lassen.

Im Film gibt es auch eine Sexszene mit ihr. Hat sich beim Drehen solcher Szenen seit #MeToo etwas verändert?

Eidinger: Es hat sich etwas verändert. Wir haben uns die Zeit genommen, zu überlegen, was geht und was nicht. So kenne ich das auch. Damit man nicht Gefahr läuft, dass im Nachhinein jemand sagt: „Ich musste etwas machen, was ich nicht wollte.“ Es macht auch einen Unterschied, ob eine Frau Regie führt. Luise und unsere Regisseurin Franziska Stünkel waren sehr im Austausch. Für Luise hätte es den Raum gegeben, zu sagen: „Das mag ich nicht.“ Das heißt, sie war damit einverstanden. Bei einem anderen Filmprojekt war eine Intimitätsbeauftragte am Set. Da gab es einen großen Aufschrei. Manche Schauspieler haben gefragt: „Wer hat die denn jetzt ans Set geholt?“ Ich finde es gut, jemanden am Set zu haben, zu dem man in keiner Abhängigkeit steht. Denn das ist genau das Problem.

Inwiefern?

Eidinger: Wenn ich als Frau das Gefühl habe: Ich will das nicht, aber ich kann es dem Regisseur nicht sagen, weil ich Angst habe, er ist enttäuscht oder besetzt mich nicht mehr, dann mache ich etwas, was ich eigentlich gar nicht wollte. Das ist Machtmissbrauch. Deshalb ist es gut, jemanden zu haben, der eine gewisse Neutralität wahrt, mit dem ich reden und der meine Bedenken kommunizieren kann. Was ich interessant fand: Die Intimitätsbeauftragte war aus der Pornoindustrie. Es ist also keine Person, die frigide ist und Sexualität problematisiert. Im Gegenteil: Es ist jemand, der sich mit Sexualität und Intimität auskennt. Ich finde es richtig, einen Fachmann dabei zu haben. Es gibt schließlich auch einen Stuntkoordinator. Man braucht jemanden, der sich auskennt und der einem sagt, wie man es macht, ohne Verletzungen davonzutragen.

Solche Szenen zu drehen, ist für beide Seiten nicht unbedingt angenehm.

Edinger: Es sind in der Regel keine Szenen, auf die man sich freut. Oft ist die Atmosphäre sehr angespannt. Das Seltsame: Nach dem Abdrehen der Sexszene kommen immer Leute rein, die sofort Decken um die Frau legen. Der Mann steht einfach daneben. Es fühlt sich so an, als ob ich sie vergewaltigt hätte.

Franz greift im Film zum Alkohol, um mit seinen Problemen fertig zu werden. Was ist Ihr Mittel?

Eidinger: Ich habe vor Kurzem für den Kieler „Tatort“ in Hamburg gedreht. Als ich in mein Hotelzimmer kam, hat mir die Produktion eine Whisky-Flasche hingestellt. Und ich dachte mir: Du kannst einem Schauspieler doch keinen Alkohol hinstellen, wenn du mit ihm am nächsten Tag noch arbeiten willst. Ich hatte noch nie eine Flasche Whisky zu Hause, aber ich habe mir ein Glas eingeschenkt und hatte ein richtig gutes Gefühl. Ich konnte auch gut schlafen. Es ist verführerisch, aber man muss vorsichtig sein. Ich habe aber keine Veranlagung zu Drogen – auf der Schauspielschule habe ich nicht mal geraucht und ich habe spät angefangen, überhaupt Bier zu trinken. Kokain habe ich noch nie genommen.

Wie schalten Sie nach einem harten Arbeitstag ab?

Eidinger: Für mich ist der wichtigste Ausgleich Spazierengehen. Das klingt spießig, aber ich liebe es, durch Städte zu laufen. Das ist für mich absolute Erholung, ich werde dabei ganz ruhig. Es ist für mich das Schönste auf der Welt, einfach aufzustehen, rauszugehen und loszulaufen. Nicht zu wissen, wohin. Das ist für mich besser als jede Droge.

Ihre Figur ist Amateurfußballer – können Sie privat mit dem Sport etwas anfangen?

Eidinger: Ich bin ein sehr guter Fußballer. Aber ich bin kein Fußball-Fan, war erst zweimal in einem Stadion. Ich habe schon immer lieber gespielt als zugeschaut. Ich war sogar zweimal Berliner Meister mit dem FC Stern Marienfelde.

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