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Game-Test: UFC 3 erfordert Geschick und Durchhaltevermögen

EA hatte mit der UFC-Reihe wahrlich keinen einfachen Start. Dennoch scheint der Spiele-Hersteller sich gerade mit UFC 3 verbessert zu haben.

UFC 3
UFC 3 erfordert viel Geschick und ein gewisses Verständnis für MMA sowie die UFC selbst. Foto: EA

Durch Conor McGregors Showkampf gegen den Ex-Boxer Floyd Mayweather wissen viele Menschen erst seit Kurzem, dass es so etwas wie Mixed Martial Arts (MMA) überhaupt gibt und es keine halblegale Sache wie der Fight Club ist – obwohl McGregor und viele andere MMA-Kämpfer optisch durchaus diesen Eindruck erwecken können.

MMA ist nicht nur bloßes Prügeln und Kloppen: Es ist Taktik, Strategie, ein komplexe Mischung aus Schlagen, Greifen Stehend- und Bodenkampf, gepaart mit ein wenig Glück und spektakulären Knock-outs. Die UFC (Ultimate Fighting Championship) ist die Königsklasse der MMA-Ligen. Und UFC 3 (PS4, Xbox One) ist ihr offizielles Spiel.

Holpriger Weg bei EA

Obwohl ich mich selbst als UFC-Begeisterten bezeichne, habe ich das letzte UFC-Videospiel, das ich als gut in Erinnerung habe, auf der Dreamcast gespielt. Für die jüngeren Leser: Das war Segas großartige letzte Konsole, die durch Sonys Marketing-Budget für die PS2 gekillt wurde. Für die UFC-Games danach konnte ich mich nie so richtig begeistern.

Seit 2014 ist EA für die UFC-Spiele verantwortlich und lässt diese im Zwei-Jahres-Takt erscheinen. Dass ein Sportspiele-Profi wie EA sich der UFC annimmt, wurde zuerst von Fans gefeiert. Die Ernüchterung war, dass sowohl der erste als auch zweite Teil so komplex aufgebaut waren, dass man schon ein UFC-Superfan, ein Videospiele-Veteran, äußert lernfähig und geduldig sein sowie ein hervorragendes Gedächtnis haben musste, um es genießen zu können. Ich konnte es nicht: Für mich und viele andere war die Hürde zu groß, trotz jahrzehntelanger Beat-em-Up und Sportsimulationserfahrung. Aber wie üblich, wenn ein Nachfolger angekündigt wird, kommt das Versprechen: Alles wird besser.

Knockout Mode

Die Frage dabei stellt sich: Für wen wird es besser? Wer nur gelegentlich UFC schaut, braucht gar nicht erst mit UFC 3 liebäugeln. Wer nicht weiß was Half Guard, Transition, Double Underhook oder Superman Punch ist, sollte lieber FIFA oder Street Fighter spielen. Zwar gibt es eine Art Arcade-Mode in UFC 3 und einen Modus, bei dem nur im Stehen gekämpft wird: Diese sind aber eher für Fights mit Gästen auf dem Sofa gedacht, die nur mal schnell draufhauen wollen, ohne sich groß Gedanken über Positionen, Takedowns und Ausdauer machen zu müssen.

Das heißt nicht, dass diese Modi keinen Spaß machen: im Gegenteil. Hier kommt durchaus Freude auf, auch in einer größeren Runde, wenn abwechselnd gespielt und mitgegrölt wird. Aber nur dafür zahlt sich der Kauf von UFC 3 nicht aus.

Leider hat es, wie bei den anderen EA-Sportspielen, auch ein „Ultimate“-Modus ins Game geschafft, natürlich samt Lootboxen. Zum Glück ist der Modus so schlecht, dass die meisten Gamer ohnehin Abstand davon nehmen werden, außer sie versuchen wirklich die maximale Spielzeit aus UFC 3 rauszuholen.

Beleidigungen via Twitter

Das Herzstück von UFC 3 ist der Karriere-Modus. Dieser ist um einiges besser als in UFC 2. Das war aber auch nicht schwierig, da dieser teilweise unspielbar schwer und schlicht frustrierend war. Bei UFC 3 wird wieder ein eigener Kämpfer beziehungsweise eine Kämpferin erstellt. Leider fehlt bei den Frauen die Featherweight-Gewichtsklasse.

Bis zum nächsten Kampf gibt es eine bestimmte Vorbereitungszeit, die für Sparring, Erlernen neuer Moves und Trainieren im Fitnessstudio genutzt werden. Jede Aktion verbraucht dabei unterschiedlich viel Zeit. Zu dem Zeit- kommt ein bisschen Finanz-Management hinzu, da die besseren Fitnessstudios mehr Geld kosten. Trainings im Studio kommen jetzt ohne lästige Mini-Games aus – lediglich beim Erlernen der neuen Moves muss man selbst Hand und Fuß anlegen.

Neu ist der Fokus auf Social Media. Vor und nach den Kämpfen werden simulierte Twitter-Meldungen von Fans und Kritikern angezeigt. Auf manche kann man mit einer von drei Reaktionen antworten, was sich auf die Zahl der Fans auswirken kann. Die Tweets wiederholen sich schnell und die ständige Präsenz wirkt fast schon wie eine Karikatur der tatsächlichen UFC, bei der die Kämpfer mittlerweile regelmäßig über Twitter vorab Beleidigungen austauschen.

Wahl und Optimierung der Statuswerte

Statt für Training kann die Zeit auch für Aktivitäten genutzt werden, die die Fananzahl oder den Hype um den nächsten Kampf erhöhen. Hype und Siege sind wichtig für die Langlebigkeitsanzeige. Sinkt diese, ist man unten durch bei den Fans, nicht mehr interessant und wird aus der UFC geschmissen. Eine dieser Fanaktivitäten ist das Erstellen eines Streaming-Accounts für Videospiele – Mighty Mouse lässt grüßen.

Anfangs wirkt dieser Balanceakt aus Social Media, Fan-Service, UFC-Verpflichtungen, Training und dem Erlernen von Moves mühsam. Nach einigen Spielstunden macht es aber durchaus Spaß zu tüfteln, wie die begrenzte Zeit optimal eingesetzt wird und welche Statuswerte man erhöhen sollte, um den nächsten Gegner besiegen zu können.

Frage der Taktik

Der Karriere-Modus in UFC 3 ist zwar fairer als in Teil Zwei, manchmal hat man aber dennoch das Gefühl, dass man in eine Falle gelockt wird, um zu verlieren. So wie damals der erste Kampf von McGregor gegen Diaz, bei dem McGregor mit gut 15 Pfund weniger in den Ring gestiegen ist, was in UFC-Maßstäben satten zwei Gewichtsklassen Unterschied entspricht.

In UFC 3 ist das zwar nicht ganz so dramatisch, allerdings musste ich einmal einen Kampf annehmen, für den ich nur zwei Wochen Vorbereitungszeit hatte – das reicht nicht mal, um das Fitness-Level auf 80 Prozent zu bringen. Ein anderes Mal wurde mir Ronda Rousey als „Nemesis“ vorgesetzt, quasi der Endboss eines simulierten UFC-Jahres.

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Wegen einer Mischung aus Neugier und Ehrgeiz habe ich mich geweigert, den Kampf gegen Rousey zu verlieren und ihn mehrmals neugestartet. Nach dem neunten Mal klappte es tatsächlich: Knock Out in der ersten Runde, ohne, dass sie einen Takedown anbringen konnte, der in den vorigen Versuchen das sichere Ende durch Aufgabe bedeutete. Geschafft habe ich das Kunststück durch gezieltes Bearbeiten des Kopfs und einen, zugegebenermaßen, etwas glücklich gelandeten Roundhouse Kick. Aber genau so geht es auch in der echten UFC zu: Die richtige an den Gegner angepasste Taktik und etwas Glück können für überraschende Ergebnisse sorgen.

Ungleiche Verteilung

Der oben beschriebene Sieg versöhnt mich mit UFC 3, trotz der Mängel, die schon die Vorgängerspiele hatten. Das Grappling am Boden, dessen Verbesserung hoch und heilig versprochen wurde, ist immer noch so intuitiv wie ein Selbstverteidigungskurs, der auf Zulu abgehalten wird. Im Dunklen. Mit verbunden Händen. Auf den Kopf stehend.

Die Tutorials die es gibt sind nicht ausreichend, die On-Screen-Anleitungen bestenfalls verwirrend. Es ist frustrierend, wenn man eigentlich der Anleitung für eine Takedown Defense folgt und trotzdem jedes Mal auf der Matte landet. Und ist der Gegner ein starker Grappler, kommt man nicht mehr hoch, obwohl man vermeintlich alles richtig macht und der Gegner durch die vorigen Knockdowns eigentlich angeschlagen sein sollte. Ist man im Gegenzug selbst in dominanter Position gegen einen schwächeren Gegner, scheint dieser absolut keine Probleme zu haben die Positionen zu wechseln und die eigenen Transitions abzublocken.

Verbesserte Grafik

Was wirklich besser wurde: das Striking. Das Schlagen und Kicken im Stehen wurde grafisch und akustisch aufgewertet. Die Schläge wirken jetzt nicht mehr so als würden sie im Gesicht des Gegners verpuffen, sondern einen wirklichen Einfluss haben. Blut und Schwellungen an den Körpern der Kämpfer entstehen tatsächlich dort wo sie sollten. Überhaupt ist UFC 3 grafisch ein großer Fortschritt. Zwar kommt es noch immer vor, dass manche Schläge in der Zeitlupe ruckartig zu sein scheinen oder nicht da einschlagen, wo sie eigentlich sollten. Das passiert in 3 allerdings seltener als in 2.

Verletzungen der Kämpfer sind nicht nur kosmetisch. Treffer auf Beine, Körper und Kopf lassen die individuellen Leistungen sinken. Bringt man die Kopfleiste des Gegners auf 0, taumelt er und ist anfälliger für einen Knock-Out-Schlag. Sinkt die Bein-Leiste, fällt er bei einem Legkick zu Boden und kann bei wiederholten Kicks sogar technisch knocked out werden.

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Einsatz gezielter Kombinationen

Statt einem wilden Schlaggespamme macht es jetzt mehr Sinn gezielte Kombinationen einzusetzen und die eigenen Ressourcen für einen finalen Angriff zu schonen. Spezialschläge wie Spinning Elbows, Superman Punch und Kicks zum Kopf müssen viel gezielter eingesetzt werden, um im Karriere-Modus Erfolg zu haben. Im einfachen Kampf-Modus ist dies bei niedrigen Schwierigkeitsgraden weniger relevant. Wer das richtige UFC-Erlebnis haben will, spielt deshalb im Karriere-Modus zumindest auf Schwierigkeitsgrad Normal.

L1, L2 und R1 sind Modifikatoren für normale Schläge, um andere Körperregionen anzugreifen. Dazu kommen dann aber noch Tritte und Schläge die vier oder fünf Tasten benötigen, wie etwa L2+L1+R1+Kreis+Dreieck. Das ist alles andere als intuitiv. Hier hilft nur eines: Auswendig lernen welcher Move was macht (was je nach gewähltem Kämpfer verschieden ist), Timing üben und im richtigen Moment einsetzen.

Verzögerungen erschweren Timing

Nicht schön gelöst ist, dass die Tastenbelegung sich mit der Auslage ändert, also ob man gerade mit dem linken oder rechten Fuß vorne steht. L1+R1+Dreieck macht den Superman Punch wenn man links steht. Steht man aber rechts, macht dieselbe Kombination eine Spinning Back Fist. Wenn man in der Hitze des Gefechts nicht gemerkt hat, dass der eigene Kämpfer die Auslage gewechselt hat, kommt ein falscher Schlag, was in manchen Situationen fatal enden kann.

Noch lästiger ist, dass es manchmal eine Verzögerung bei der Eingabe gibt, speziell wenn es Schläge oder Kicks sind, für die Schultertasten gedrückt werden müssen. Das ist extrem nervig, wenn man deshalb das Timing verpasst und den Gegner nicht trifft, obwohl man den Spinning Wheel Kick perfekt vorbereitet hat.

Fazit

UFC 3 ist wie die echte UFC: Am Anfang sieht es wie stumpfsinniges Draufgehaue aus. Je länger man dabei bleibt, desto mehr Raffinesse, Taktik und Strategie erkennt man dahinter. Das Problem bei UFC 3 ist, dass man dieses MMA-Basiswissen bereits mit in den Ring nehmen muss und noch dazu eine fundierte Basis für Kampfspiele haben sollte.

FIFA kann man auch genießen, wenn man nur alle zwei Jahre EM oder WM schaut. Um an UFC 3 länger als nur für ein paar Kämpfe Spaß zu haben, sollte man zumindest die großen, monatlichen UFC-Veranstaltungen gesehen und verstanden haben. Dann kann man auch einem guten Ground-Game etwas abgewinnen – zumindest bei der echten UFC. In UFC 3 ist es immer noch furchtbar frustrierend und gehört entweder grundlegend überarbeitet oder so erklärt, dass man es verstehen und anwenden kann.

Dieser Artikel erschien zuerst bei futurezone.at.

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