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So kann die Polizei dich mit der stillen SMS orten

Ohne dass du es merkst, verrät eine stille SMS deinen Standort den Behörden. Doch wie genau funktioniert das technische Werkzeug und wann darf die Polizei dich orten?

Frauk guckt sauer auf ihr Smartphone
Die stille SMS ist ein beliebtes Werkzeug der Ermittler. Alleine der Verfassungsschutz setzte sie im ersten Halbjahr 2018 mehr als 103.000 Mal ein. Foto: imago/STPP

Die Sicherheitsbehörden in Deutschland sind Kriminellen nicht machtlos ausgeliefert. Will die Polizei den Aufenthaltsort einer verdächtigen Person herausfinden, kann sie unter bestimmten Umständen eine stille SMS senden. Wie genau die Polizei dein Handy orten kann, und unter wann eine stille SMS legal ist, erklären wir dir.

Wie kann die Polizei mit einer stillen SMS mein Handy orten?

Öffnest du auf deinem Smartphone Google Maps, um herauszufinden, wo du bist, oder fragt dich dein Handy, ob eine Homepage Zugriff auf deinen Standort erhalten darf, kann das Gerät deine Position üblicherweise per GPS, Glonass oder Galileo feststellen. Auf diese präzisen Satellitendaten haben Ermittler in der Regel keinen Zugriff.

Die Behörden können jedoch vom Provider erfahren, in welcher Funkzelle sich dein Smartphone befindet. Dazu muss es jedoch erst aus dem Standby-Modus reaktiviert wird. In diesem Modus kann dein Provider nämlich nur grob feststellen, wo du dich befindest. Um dein Smartphone “aktiv” zu schalten, senden die Ermittler die stille SMS. Dadurch wird das Smartphone gezwungen, sich in einer spezifischen Funkzelle zu melden, woraufhin auf deine ungefährer Standort für die Behörden sichtbar wird.

Merke ich, ob an mein Smartphone eine stille SMS gesendet wurde?

Nein, eine stille SMS wird weder in der Benachrichtigungsleiste noch sonst wo auf deinem Smartphone angezeigt. Ein Ton-Signal wird von einer stillen SMS ebenfalls nicht ausgelöst.

Kann mein Handy geortet werden, wenn es ausgeschaltet ist?

Nein, dein Smartphone muss eingeschaltet und mit einem Mobilfunknetz verbunden sein. Das heißt, dass es ausreicht, den Flugmodus zu aktivieren, um eine stille SMS abzuwehren. Smartphone-Verweigerer können übrigens ebenso geortet werden. Da sich selbst ein alter Handy-Knochen im Mobilfunknetz registrieren muss, ist auch dieser mit Hilfe der stillen SMS auffindbar.

Wann darf mein Handy von der Polizei geortet werden?

Die stille SMS wird in keinem deutschen Gesetz explizit erwähnt. Jedoch erlaubt die Strafprozessordnung in Paragraf 100i die Verwendung von technischen Ermittlungsmaßnahmen, wenn einer Straftat erheblicher Bedeutung zugeschrieben wird.

Somit ist auch eine stille SMS in einigen Fällen legal anwendbar. Im Februar 2018 bestätigte der Bundesgerichtshof die Legalität der stillen SMS. In der Verhandlung ging es um die vermutete Mitgliedschaft eines Verdächtigen in der ausländischen Terrororganisation PKK.

Fazit: Hab‘ keine Angst vor der stillen SMS

Die stille SMS ist ein praktisches Werkzeug der Ermittlungsbehörden, um den Aufenthalt einer Person herauszufinden. Selbst Datenschützer lehnen die Nutzung der stillen SMS durch die Behörden nicht ab. Derzeit bemängeln sie jedoch die Umsetzung der technischen Maßnahme. Häufig dokumentieren Ermittler nur mangelhaft die Durchführung der stillen SMS, zudem kommen sie den erforderlichen Benachrichtigungens- und Löschungspflichten nur mangehlaft nach.

Ein friedliebender Bürger, der ab und zu das Auto im Parkverbot abgestellt hat und dabei erwischt wurde, braucht keine Angst haben, von der stillen SMS geortet zu werden. Kleine Straftaten und Ordnungswidrigkeiten rechtfertigen nicht die Verwendung der stillen SMS durch die Behörden.

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Bereitet dir der Gedanke, dass die Polizei jederzeit deinen Standort feststellen kann, dennoch Paranoia, reicht es aus, den Flugmodus zu aktivieren. Dann ist dein Handy nicht mehr im Mobilfunknetz registriert und kann auch nicht mehr mit Hilfe der stillen SMS gefunden werden.

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