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Microsoft Surface im Test: Laptop im Teppich-Design

Design und Leistung in einem. Der Surface Laptop schafft diesen Spagat, auch wenn die abgespeckte Version des Windows 10-Betriebssystems ein wenig den Schwung aus den Segeln nimmt.

Ganz gemütlich wurde der Laptop von Microsoft in der Redaktion unter die Lupe genommen. Foto:

Microsoft wollte damals unbedingt beweisen, dass Windows 8 für Tablets und Computer geeignet ist. Das Resultat waren mehrere Generationen an Surface-Tablets, die durch eingebaute Standfüße und Tastatur-Covers als Notebook-Ersatz dienen sollten.

Obwohl die Tablets besser wurden, oder gerade deshalb, waren die User (inklusive mir) unzufrieden. Wieso macht Microsoft nur Tablets, anstatt ein vernünftiges Notebook, das die Windows-Alternative zu Apples MacBook (Air/Pro) ist? Microsoft reichte den kleinen Finger und lieferte das Surface Book – im Grunde wieder ein Hybrid. Gut gemeint, aber zu schwer für mobile Arbeiter.

2017: Microsoft gibt die ganze Hand. Kein Hybrid, kein Dock/Dreh/Display, eine echte Tastatur. So simpel, dass es von Microsoft schlicht Surface Laptop (ab 1.149 Euro) genannt wird. Halleluja.

Design

Um das Offensichtliche vorwegzunehmen: Der Surface Laptop hat ein Aluminium-Gehäuse, das in mehreren Farben verfügbar ist und betrachtet man es von der Seite, ist eine leichte Keilform zu erkennen. Wer darin eine MacBook-Kopie sehen will, wird sie auch sehen.

Wer genauer hinschaut erkennt, dass der Surface Laptop etwas eckiger ist. Die Kanten sind weniger stark gerundet und auch die Keilform ist nicht ganz so ausgeprägt. Der Look steht dem Notebook und harmoniert mit dem 3:2-Displayverhältnis. Der Surface Laptop sieht einfach gut aus.

Stoffbezug

Die Verarbeitung ist ausgezeichnet. Die Spaltmaße sind sehr klein, Lücken sind kaum sichtbar. Um das Display ist kein hervorstehender Rand und kein unschöner Gummirahmen. Dass keine Polsterung für das Display nötig ist, liegt an dem Alcantara-Bezug.

Dieser Stoffbezug bedeckt die Tastatur. Das Aussehen ist eigenwillig. Rein optisch hätte mir blankes Aluminium wahrscheinlich besser gefallen, aber als hässlich empfinde ich das Alcantara nicht. Ein Nachteil des Stoffbezugs: An den Seiten steht sie an ein paar Stellen minimal über das Aluminiumgehäuse hinweg und es sind Reste vom Kleber sichtbar. Da die restliche Verarbeitung so sauber ist, fallen diese Kleinigkeiten beim Inspizieren des Geräts störender auf, als sie im Alltag tatsächlich sind. Der Kleberüberschuss ist riechbar: Auch nach zweiwöchiger Nutzung weht es mir regelmäßig eine Brise davon entgegen, wenn ich den Surface Laptop aufklappe. Dadurch entsteht ein wenig der Eindruck, als hätte Microsoft auf das Gerät einfach nur einen Teppich geklebt.

Ein Karton zum Streicheln

Das Alcantara ist zwar Stoff, hat aber nur sehr kurze Fasern. Dadurch ist es nicht wirklich weich, was vermutlich sowieso seltsam wäre. Die Haptik ist aber dennoch eigenartig. Dieses halbweiche, sehr fein strukturierte Material fühlt sie so an, als würde man einen Karton streicheln.

Dennoch fühlt es sich gut an, wenn die Handballenauflage genutzt wird. Pures Aluminium ist zwar auch nicht unangenehm, die Handgelenke auf Alcantara ruhen zu lassen, hat aber einen gewissen Reiz. Wer ständig kalte Hände hat wird sich freuen, da das Alcantara wärmer als Aluminium ist.

In dem kurzen Testzeitraum konnte ich nicht herausfinden, wie der Stoffbezug altert. Laut Microsoft: altert es „wunderschön, wird gesättigter und dunkler im Laufe der Zeit.“ Klingt so, als könnte es speckig werden. Die Betonung liegt auf könnte, ohne einen Langzeittest lässt sich dies nicht feststellen.

Was den Alterungsprozess ungewollt beschleunigen könnte: Im geschlossenen Zustand ist zwischen Display und Tastatur ein Spalt. An der Längsseite ist dieser kleiner, an den Breitseiten ist er dick genug, um problemlos eine Visitenkarte hineinzuschieben. Und wenn die hineinkommt, finden auch Fussel und anderer Schmutz, während des Transports in der Tasche oder dem Rucksack, ihren Weg ins Innere. Immerhin ist der Spalt nicht so riesig wie beim Surface Book.

Handling

Durch das Display im Verhältnis 3:2 ergibt sich ein angenehmes Format für den Transport. Die 1,25 Kilogramm (i7 Variante: 1,28 kg) sind akzeptabel, wobei ich mir hier eher ein 1,1-kg-Gerät erhofft hätte. Zum Vergleich: Das MacBook wiegt 0,97 kg, das MacBook Air 1,35 kg, das 13-Zoll-MacBook Pro 1,37 kg.

Auch bei der Dicke ist der Surface Laptop zwischen den Apple-Geräten angesiedelt. An der dicksten Stelle misst er 14,47mm, beim MacBook sind es 13,1mm, beim MacBook Pro 14,9mm und beim MacBook Air 17mm.

Die Scharniere sind gerade locker genug, dass das Öffnen des Displaydeckels noch mit einem Finger einer Hand funktioniert, wenn das Notebook am Tisch steht. Aufgeklappt schwingt das Display etwas nach, wenn man es antippt (ca. 2 Sekunden). Auf Erschütterungen, etwa wenn eine Person im Großraumbüro vorbeitrampelt oder das Fahren im Zug, reagiert es geringer und wackelt kaum nach.

Der maximale Displaywinkel ist ausreichend. Um 180 Grad lässt es sich aber nicht klappen. Schade, denn da der Surface Pen vom Touchscreen unterstützt wird, wäre dies beim digitalen Zeichnen vorteilhaft gewesen.

Display

Apple hat es mit dem MacBook und MacBook Pro vorgemacht: Ein dünnerer Rahmen rund ums Display. Bisher sind aber kaum Hersteller von Windows-Geräten nachgezogen, weshalb selbst bei Premium-Ultrabooks die hochauflösenden Bildschirme oft zwischen dicken schwarzen Balken stecken. Sogar beim Acer Swift 7, dem dünnsten Notebook der Welt, sind diese Balken besonders groß ausgefallen.

Nicht so der Surface Laptop: Die schwarzen Ränder sind angenehm dünn. Nur der untere Balken ist etwas dicker, aber immer noch schlanker als bei vielen anderen Geräten. Hoffentlich nehmen sich die Hersteller von Windows-Notebooks ein Beispiel daran.

Das 13,5-Zoll-Display hat die Auflösung 2256 X 1504 Pixel (201 ppi). Das MacBook kommt mit 2304 x 1440 Pixel bei 12 Zoll auf 226 ppi. Das MacBook Pro liegt mit seinen 13,3 Zoll 2560 x 1600 Pixeln bei 227 ppi. Die Darstellung ist scharf, die Farben sind kräftig, die Betrachtungswinkel groß. Ein störender Farbstich ist nicht auszumachen. Die maximale Helligkeit ist gut. Beim Arbeiten unter freiem Himmel gibt es zwar Spiegelungen, diese sind aber weniger lästig als bei anderen aktuellen Notebooks. Eine Option für ein mattes/entspiegeltes Display wäre trotzdem nett gewesen.

Das Arbeiten mit dem 3:2-Bildverhältnis fühlt sich natürlich an, egal ob beim Multitasking mit zwei Fenstern nebeneinander, dem Verfassen von Texten, surfen im Web oder der Bildbearbeitung. Die schwarzen Balken beim Ansehen von Filmen im Vollbildmodus sind verschmerzbar. Die Touchscreen-Eingabe ist präzise, egal ob mit Single- oder Multitouch.

Keyboard und Touchpad

Das Keyboard ist sehr angenehm zu tippen. Das Zusammenspiel aus Tastengröße, -abstand, Hubweg und Widerstand passt. Die Tastenbeleuchtung ist in drei Stufen verfügbar und kann auch ausgeschaltet werden.

Das Touchpad ist ebenfalls gelungen. Es ist nicht zu rutschig und trotzdem gleitfreudig genug. Multitouch-Gesten werden verlässlich erkannt, ein ungewolltes Gedrücktlassen der linken Maustaste kam im Test kein einziges Mal vor. Der Rechtsklick wird präzise ab der Mitte ausgeführt. Bei manchen anderen Geräten muss man schon sehr gezielt ins rechte untere Eck tippen, damit es auch ein Rechtsklick wird.

Windows 10 S

Eine reduzierte Windows-Version, um das Meiste aus der Hardware herauszuholen: Das erinnert an das missglückte Windows RT, das zusammen mit Windows 8 eingeführt wurde und auf dem ersten Surface-Tablet zum Einsatz kam. Microsoft hat Windows 10 S zwar primär als eine Art Windows für Schulen angepriesen, das einfacher zu verwalten ist und auch auf günstigen Geräten gut läuft, dennoch soll es auch auf dem Surface Laptop Vorteile bringen.

Dazu gehören schnelleres Booten und Einloggen, eine längere Akkulaufzeit und kein Malware-Befall durch verseuchte Software. Gerade letzterer Vorteil wird mit einem hohen Preis erkauft. Es können nur Apps und Programme aus dem offiziellen Windows Store installiert werden.

Bis zu einem gewissen Grad kann ich damit leben. Den VLC Player und Irfanview gibt es auch im Microsoft Store, ebenso Adobe Photoshop und viele andere, gängige Programme. Das große Aber: kein Chrome, kein Firefox. Selbst wenn man einen alternativen Browser aus dem Store nimmt, kann man diesen in Windows 10 S nicht als Standard-Browser einstellen. Das E-Mail-Programm lässt sich hingegen ändern.

Schlimm wird es, wenn etwa aus beruflichen Gründen Software genutzt wird, die keine App hat und deren Web-Interface nicht in Edge funktioniert. Hier hilft nur noch das Aufrüsten auf Windows 10 Pro. Laptop-Käufer können dies bis Jahresende jederzeit gratis machen.

Beim Aufrüsten gehen keinerlei Daten verloren. Will man danach wieder auf Windows 10 S wechseln, geht dies nur mit einer Image-Datei, die kostenlos von der Microsoft-Website (hier geht es zur Webseite) heruntergeladen werden kann. Der Surface Laptop muss dazu komplett neu aufgesetzt werden.

Unterschiede

Ich musste mich zusammenreißen, um das mir selbst gesetzte Limit, die Hälfte des Test-Zeitraums Windows 10 S zu nutzen, nicht zu brechen. Windows 10 S ist zwar kein Debakel wie Windows RT, aber die Einschränkung auf den Browser Edge ist für mich ein Deal Breaker.

Die paar Sekunden mehr oder weniger beim Login macht für mich nicht genug Unterschied aus, um bei Windows 10 S zu bleiben. Bei der Alltags-Performance merkte ich keine Unterschiede. Microsoft sagt, dass Windows 10 S bei längerer Nutzung schneller bleibt als Windows 10, was unter anderem daran liegt, dass nur für den Microsoft Store zertifizierte Software installiert wird. Dies konnte in dem Testzeitraum nicht ausprobiert werden.

Damit sind auch direkte Vergleichstests schwierig. Im Microsoft Windows Store fehlen nämlich viele der gängigen Benchmark-Tests. Deshalb konnten nur dort verfügbare Tests für den Vergleich zwischen Windows 10 S und Windows 10 Pro gemacht werden. Außerdem müssten die Tests nach einer längeren Nutzungsdauer gemacht werden und nicht nach zwei Wochen, wo die Betriebssysteme noch relativ frisch und sauber sind. Die folgenden Zahlen sind deshalb mit Vorsicht zu genießen.

Akkulaufzeit

Für die Akkulaufzeit gilt ähnliches. Der Test wurde gemacht, als Windows 10 S und Windows 10 Pro auf dem Surface Laptop noch frisch waren, also unter Idealbedingungen. Für den Test wurde ein Video in Endlosschleife wiedergegeben (Displayhelligkeit 80 Prozent, Energiestatus Empfohlen, WLAN an, Stromsparmodus bei 20 Prozent, Akkulaufzeit für Wieder von Videos optimiert).

  • Windows 10 S: 13:13 Stunden
  • Windows 10 Pro: 12:32 Stunden

Unter Idealbedingungen hat Windows 10 S damit knapp sechs Prozent mehr Akkulaufzeit als Windows 10 Pro. Mit längerer Nutzung könnte sich dieser Wert, zumindest wenn es nach Microsoft geht, zugunsten Windows 10 S verschieben.

Die reale Akkulaufzeit hängt vom Alltag ab. Mit dem Energiestatus Höchstleistung sank die Akkuleistung während den Benchmarks in Windows 10 S von 100 auf 66 Prozent in etwas weniger als drei Stunden. Einen achtstündigen Arbeitsalltag hielt das Surface mit Windows 10 S und 10 Pro problemlos durch, meist mit 20 bis 30 Prozent Restladung.

Leistung

Für den Test stand der Surface Laptop mit i5-7300 CPU und 8 GB RAM zur Verfügung. Für den Arbeitsalltag ist das ausreichend. Weder mit 10 S noch mit 10 Pro gab es Slowdowns bei der Nutzung mehrerer Apps und Programme gleichzeitig, sowie die Nutzung mehrerer Tabs im Browser und verschiedener Browser (10 Pro) zur selben Zeit.

Für Gaming ist der Surface Laptop kaum geeignet. Indie-Games und ältere Titel sind möglich, bei aktuelleren gibt es starke Ruckler, bis hin zur Unspielbarkeit (zB. Halo Wars 2). Wer viel spielt, wird um das Upgrade auf Windows 10 Pro nicht herumkommen, da es Steam nicht im Windows Store gibt.

Wie es sich für ein Microsoft-Gerät gehört, ist Windows Hello an Bord. Die Anmeldung per Gesichtserkennung funktioniert gut, auch im finsteren Großraumbüro. Einen Fingerabdruckscanner gibt es nicht.

Bei den Anschlüssen sieht es ähnlich mager wie beim MacBook aus: Nur ein USB-3.0-Stecker, dafür die normale Größe, 3,5mm Klinkenstecker und ein MiniDisplay-Port. Immerhin bleibt der USB-Stecker frei, geladen wird über Microsofts proprietären Stecker mit Magnetverschluss.

Die Lautsprecher sind unter der Tastatur versteckt. Die Klangqualität ist durchaus in Ordnung, sogar besser als bei vielen anderen Ultrabooks.

Fazit

Microsoft hat mit dem Surface Laptop ein Referenzgerät der Ultrabook-Klasse abgeliefert. Es ist kein Gerät der Superlative, das ins Extreme geht und dafür an anderen Stellen Kompromisse eingeht. Es ist eine gelungene Balance aus Optik und Leistung, wobei mir das Design besser als bei vielen anderen Ultrabooks gefällt, vor allem aufgrund des kleineren Display-Rahmens.

Der Stoffbezug ist ein Grenzfall. Ich finde ihn angenehm, ein Kaufargument ist er für mich aber nicht. Es wirkt, als hätte Microsoft eine Obsession bei der Surface-Reihe immer anders sein zu müssen als die anderen – selbst wenn das Gerät ein gewöhnliches Notebook statt ein Tablet-Hybride ist. Es ist, wie wenn jemand statt einem i-Punkt ein Herzchen malt: Die einen finden es charmant, die anderen rollen schon beim Gedanken daran mit den Augen. Wehtun tut es zumindest niemanden – es sei denn man ist allergisch auf Alcantara.

Als Alltags- und Arbeits-Notebook erfüllt der Surface Laptop (ab 1.149 Euro) jedenfalls voll seinen Zweck, trotz aufgeklebtem Teppich. Es ist auch für User eine Option, die schon kurz davor sind zu Apple zu wechseln, es aber bisher nicht gemacht haben, weil sie eigentlich doch bei Windows bleiben wollen.

Technische Daten auf der Website des Herstellers

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf futurezone.at.

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