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Flugautos im Straßenverkehr: Ein Realitätscheck

Der Einzug von Flugautos in den Straßen– beziehungsweise Flugverkehr scheint nur noch eine Frage der Zeit. Diverse Firmen haben Prototypen in der Entwicklung. Was bleibt ist die Frage, ob sie wirklich alltagstauglich sind.

Ein Ingenieur von Pal-V sitzt in einem Simulator für das Pal-V-Flugauto.
Das Modell von Pal-V soll sich in drei Minuten von einem Auto zu einem Flugobjekt umwandeln können. Foto: Getty Images / AFP/ Emmanuel Dunand

Unter anderem Firmen wie Toyota, das niederländische Unternehmen Pal-V, Terrafugia und die slowakische Firma Aero Mobil tüfteln alle an Autos, die nicht nur fahren, sondern auch fliegen können. Pal-V möchte schon dieses Jahr das Flugauto PAL-V Liberty Pioneer auf den Markt bringen.

Ähnlicher Aufbau der Flugmobile

Die Entwürfe dieser Firmen ähneln sich optisch. Sie alle zeigen eher kleine Autos, die für zwei Personen Platz bieten und auf Wunsch beziehungsweise Knopfdruck Flügel oder Rotoren ausfahren können, um so zum Flugzeug zu werden. Lediglich der Entwurf von Toyota, das dabei mit dem Projekt Skydrive kooperiert, setzt für den Flugmodus auf Drohnen-Technologie. Die allseits beschriebenen Vorzüge von Flugautos, wie etwa Staus überfliegen zu können, klingen verlockend. Wie praktikabel aber sind die futuristischen Fahrmaschinen in der Realität?

Wichtiger Faktor: Preis

Ein erster Faktor, der bei jedem Autokauf eine Rolle spielt, ist der des Preises. Ein dermaßen besonderes Feature, wie die Möglichkeit, mit dem Gefährt auch zu fliegen, ist logischerweise nicht in einer kleinen Preiskategorie zu haben. Die slowakische Firma Aero Mobil gibt etwa an, dass ihr Modell zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Euro kosten wird. Der Benzinpreis ist natürlich noch nicht miteinberechnet. Der niederländische Pal-V wäre um einiges günstiger, würde jedoch immer noch bei um die 300.000 Euro liegen.

Aeromobile brauchen Start-und Landebahn

Die nächste Frage, die sich aufdrängt, lautet: Lohnt es sich im Alltag, sich ein Flugauto anzuschaffen? Den Arbeitsverkehr in Ballungsräumen überfliegen zu können, wäre eine schöne Vorstellung. Die Flugmobile können jedoch derzeit nicht einfach aus dem Stand starten wie ein Helicopter. Es bedarf vielmehr einer Startbahn.

Im Falle des niederländischen Modells Pal-V müsste diese mindestens 180 Meter lang und 30 Meter breit sein. Das slowakische Modell braucht dazu nach eigenen Angaben lediglich eine Wiese. Jedoch muss bedacht werden, dass man auch irgendwie wieder landen muss. Pal-V gibt an, bei der Landung lediglich 30 Meter Landebahn zu benötigen.

Rechtliche Bestimmungen des Flugverkehrs

Ein weiterer Faktor, der zu bedenken ist, sind die gesetzlichen Bestimmungen, die das Fliegen regulieren. Um ein Flugzeug – oder selbst eine Drohne – zu fliegen, bedarf es in Deutschland und der EU derzeit eines Flugscheins. Ähnliches lässt sich auch für das Fliegen mit Flugautos verlangen, soll der Flugverkehr halbwegs sicher bleiben.

Das slowakische Unternehmen Aero Mobil sagte hierzu, um ihre Autos fliegen zu dürfen, benötige man eine Pilotlizenz. Ebenso darf man in Deutschland derzeit nicht einfach mit Fluggeräten starten oder landen, wo man möchte. Hierfür gibt es vorgesehene geografische Punkte.

Das Flugauto als Massenware hätte Folgen

Das Szenario sollte auch weitergesponnen werden. Selbst wenn Flugautos eines Tages ein Gut sein sollten, dass sich eine breitere Gruppe an Menschen leisten kann, hätte dies Folgen. Bereits jetzt fliegen über Europa täglich um die 27.000 Flugzeuge. Hätte eine signifikante Gruppe an Menschen Flugautos und dürfte mit diesen auch fliegen, würde diese Zahl noch um einiges steigen.

Dann wären mehr Fluglotsen nötig, um eine sichere Überwachung des Flugraums zu gewährleisten und Unfälle durch Zusammenstöße zu vermeiden. Zudem müsste über Sicherheitsvorkehrungen nachgedacht werden, die es verhindern, dass potenziell gefährliche Personen Zugriff auf private Flugautos bekommen. Die Flugautos könnten sonst mitunter leicht als Waffen missbraucht werden.

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Die Auswirkung der Flugautos auf die Umwelt ist ungewiss

Zu guter Letzt ist der Faktor Umwelt ein wichtiger. Derzeit ist davon auszugehen, dass Flugzeuge durch das Kerosin, das sie antreibt, circa drei Prozent des Klimawandels ausmachen, den der Mensch verschuldet. Daneben wird die Umwelt vor allem durch den Ausstoß von Benzin- sowie Dieselmotoren der Autos belastet. Für Flugmobile gibt es derzeit noch keine Werte.

Das Modell von Aero Mobil soll zwar sowohl im Fahrt- als auch im Flugmodus mit Normalbenzin angetrieben werden und damit eine Reichweite von um die 750 Kilometer haben. Dennoch ist auch bei den Flugautos mit einem Beitrag zur Umweltbelastung zu rechnen.

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