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Ehemaliger Siri-Chef: Sprachassistentin ist ein „Desaster“ – und sein Team Schuld daran

„Das verflixte siebte Jahr“ nennt ein Medium die Entwicklung von Apples Sprachassistentin Siri. Ihre Entwickler melden sich nun zu Wort – und berichten nicht gerade Positives.

Siri-Frage auf dem iPhone-Bildschirm
Apples Siri

Siri wurde laut Angaben von ehemaligen Mitarbeitern und Entwickeln von Apple überhastet veröffentlicht. Das geht aus mehreren Interviews hervor, die The Information nun veröffentlicht hat. Die Mitarbeiter gehen mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber dabei hart ins Gericht. Auch gegenseitige Schuldzuweisungen werden geäußert.

Siri wurde erstmals 2011 präsentiert und kam mit dem iPhone 4S auf den Markt. Laut den Mitarbeitern war der Assistent zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht ausgereift. Es sei zu früh gewesen, ihn zu veröffentlichen.

Strittige Entscheidungen vom Siri-Chef

Chef des Siri-Teams in der Entwicklung war Richard Williamson. Er bekam die Rolle von iOS-Chef Scott Forstall zugewiesen, weil sich jener aufgrund anderer Projekte nicht ausreichend um den Sprachassistenten kümmern konnte. Willamson war gleichzeitig auch für Apple Maps verantwortlich. Den Ex-Mitarbeitern zufolge traf Williamson mehrere strittige Entscheidungen, mit denen das Team nicht einverstanden war. So wollte er unter anderem nur ein Mal jährlich Verbesserungen in Siri integrieren.

Diese Vorwürfe wollte Willamson aber nicht auf sich sitzen lassen. In einer E-Mail an The Information bezeichnet er die Behauptungen als unwahr und schiebt die Schuld wiederum dem Team zu. „Nach dem Start war Siri ein Desaster“, so Willamson. „Es war langsam, sofern es überhaupt funktioniert hat. Die Software war voll mit ersten Bugs. Die Probleme liegen einzig und allein beim originalen Siri-Team und bestimmt nicht bei mir“. Er dementiert auch, nicht dafür eingetreten zu sein, den Sprachassistenten permanent zu verbessern.

Sowohl Forstall und Willamson wurden 2012 von Apple entlassen. Grund war jedoch der missglückte Start von Apples hauseigenem Kartendienst Apple Maps. Willamson arbeitete danach für Facebook.

Apple: Auf Amazon, Google und Co. nicht vorbereitet gewesen

Siris anfängliche Probleme ziehen sich bis heute hin. Zuletzt veröffentlichte Apple mit dem HomePod einen smarten Lautsprecher, der den Sprachassistenten fix integriert hat. Tester loben zwar die Soundqualität, bemängeln aber die Fähigkeiten der Sprachsteuerung.

Auch die interviewten Mitarbeiter kritisieren die Entwicklung von Siri. Ihre Fähigkeiten seien im Vergleich zur Konkurrenz von Google und Amazon deutlich limitiert. Kritisiert wird auch das mangelhaft Ökosystem für Drittentwickler, das ursprünglich als eines der Kern-Features konzipiert worden war.

Apple sei außerdem auf die Konkurrenz durch Amazon nicht vorbereitet gewesen. So erfuhren Apple-Techniker erst 2015 von den Plänen des Konzerns, einen eigenen smarten Lautsprecher auf den Markt zu bringen. Amazons Echo wurde bereits 2014 präsentiert. Ursprünglich wollte Apple einen Lautsprecher ohne Siri auf den Markt bringen, wie es heißt.

Apple reagiert

Apple meldete sich schriftlich zu dem Artikel von The Information zu Wort und betont, Siri sei nach wie vor der weltweit populärste Sprachassistent und bringe „signifikante Vorteile“ gegenüber den Konkurrenzprodukten hervor. Dennoch investiere man weiterhin massiv in maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz, um die Qualität von Siri weiter zu verbessern.

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