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Mit Mikrowellen-Kanone Amokfahrer stoppen

Die US-Armee entwickelt eine nicht tödliche Mikrowellen-Waffe, die Terrorfahrten aufhalten soll. Mit dem neuen System sollen Kollateralschäden bei Abwehrmaßnahmen reduziert werden.

Eine Mikrowellen-Kanone zu Abwehr von Fahrzeugen.
So könnte die fertige Kanone aussehen. Foto: dtic.mil

Immer häufiger setzen Terroristen Fahrzeuge als Waffen ein. Sie rasen damit in Menschenmassen, etwa bei Veranstaltungen oder an stark frequentierten Plätzen. Um solche Attacken zukünftig zu stoppen, entwickelt die US-Armee eine Mikrowellen-Strahlenkanone, berichtet Defense One.

Mikrowellen stören elektronische Systeme

Die Strahlenkanone heißt offiziell Radio Frequency Vehicle Stopper (RFVS). Sie schickt starke Mikrowellen aus. Diese stören die elektronischen Steuerungssysteme des Motors. Er wird in eine Art Boot-Schleife versetzt, versucht sich also ständig neu zu starten. Dadurch bleibt das Auto stehen. Der Motor springt erst wieder an, wenn das RFVS abgeschaltet wird.

Die Mikrowellen werden auf verschiedenen Frequenzen ausgesendet, damit die elektronischen Komponenten in möglichst vielen Fahrzeugen gestört werden. Das System soll in der Lage sein Pkw, Lieferwägen, Lkw und auch Boote zu stoppen. Ähnliche Systeme werden bereits gegen Drohnen eingesetzt: Die Strahlen unterbrechen die Verbindung der Drohne zur Fernsteuerung und stören deren Systeme, damit diese abstürzt oder zur Landung gezwungen wird.

Fahrer bleibt unverletzt

Die Mikrowellen-Kanone wurde ursprünglich für Straßensperren und Checkpoints der US-Armee entwickelt. Es gab mehrere Zwischenfälle im Irak und Afghanistan. Verwirrte Zivilisten reagierten nicht auf die Aufforderung zum Stoppen des Fahrzeugs, wurden deshalb für Selbstmordattentäter gehalten und beschossen. Mit dem RFVS können die Autos gefahrlos gestoppt werden, ohne das Fahrzeug zu beschädigen oder den Fahrer zu verletzen.

Ein Vorteil an dem System ist, dass es eine höhere Stoppwirkung als andere Sicherheitsmaßnahmen hat. Betonsperren bieten keinen ausreichenden Schutz, wie Tests gezeigt haben. Je nach Platzierung werden diese von Lkw problemlos durchbrochen. Letale Waffen mit einer hohen Fahrzeugstoppwirkung stehen nicht immer zur Verfügung. Das gilt insbesondere für die Polizei, die Veranstaltungsorte bewacht.

Kollateralschäden vermeiden

Zudem besteht in Städten eine hohe Gefahr von Kollateralschäden, wenn vor dem Weihnachtsmarkt Raketenwerfer oder Maschinengewehre abgefeuert werden, um ein Fahrzeug zu stoppen. In den USA werden etwa Atomkraftwerke mit M134 Miniguns gegen Angriffe mit Fahrzeugen und Booten geschützt. Diese haben eine Kadenz von bis zu 6000 Schuss pro Minute.

Stationäre und mobile Version

Die Strahlenkanone wird in zwei Varianten entwickelt. Die mobile Version soll auf die Ladefläche eines Pick-ups passen und eine Reichweite von 50 Metern haben. Dieses System soll auch für Verfolgungsjagden eingesetzt werden können, da es während der Fahrt genutzt werden kann. Der Pick-up überholt dabei das zu stoppende Fahrzeug und schießt die Mikrowellen darauf ab.

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Die zweite Version ist stationär und für die Platzierung bei Stützpunkten, auf öffentlichen Plätzen und bei großen Veranstaltungen gedacht. Sie ist in etwa drei Mal so groß wie die Pick-up-Version und soll laut der US-Armee eine Reichweite von „ein paar hundert Metern“ haben. Die Energie, die die Magnetrons zum Erzeugen der Mikrowellen benötigen, wird durch Benzinturbinen erzeugt. Denkbar wäre es, dass das fix-stationierte System zukünftig mit Kameras und einer Bilderkennung ausgestattet wird, um Fahrzeuge, die sich zu schnell den Sperren nähern, automatisch zu stoppen. Die Prototypen sollen 2019 bereit für Feldtests sein.

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