Wenn es kalt wird und die Straßen rutschig werden, steht der Wechsel auf Winterreifen an. Doch viele Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos unterschätzen dabei einen entscheidenden Unterschied: Reifen, die für Verbrenner geeignet sind, passen nicht automatisch zum E-Auto. Dessen höheres Gewicht und spezielles Antriebsverhalten stellen andere Anforderungen – wer das ignoriert, riskiert nicht nur deutlich weniger Reichweite, sondern auch ein höheres Unfallrisiko.
Winterreifen: Schwerer Wagen, höhere Ansprüche
E-Autos sind deutlich schwerer als vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor – oft um 200 bis 500 Kilogramm. Grund ist die große Batterie, die für zusätzlichen Druck auf die Reifen sorgt. Hinzu kommt das sofort verfügbare Drehmoment, das beim Anfahren besonders kraftvoll wirkt. Diese Kombination führt zu höherem Verschleiß und verändertem Fahrverhalten.
Eine Studie der Unternehmensberatung USCALE aus dem April 2025 zeigt: Die meisten Elektroauto-Fahrer*innen wissen um den schnelleren Reifenverschleiß, aber weniger als 60 Prozent ist bewusst, dass es spezielle Reifen für ihr Fahrzeug gibt. Von denjenigen, die davon wissen, greifen fast drei Viertel gezielt zu E-Reifen.
Das zeigt: Aufklärung ist dringend nötig. Denn die Reifenwahl entscheidet über Bremsweg, Stabilität und Reichweite – drei Faktoren, die im Winter besonders wichtig sind.
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Der unsichtbare Energiefresser
Kälte ist der natürliche Feind jeder E-Auto-Batterie. Die chemischen Reaktionen laufen langsamer ab, der Innenwiderstand steigt, und Heizungen ziehen zusätzliche Energie. Wird dann noch mit den falschen Reifen gefahren, kann die Reichweite drastisch sinken.
Laut dem Fachportal Wheel-Size.com kann eine ungeeignete Bereifung die Reichweite eines Elektroautos im Winter um bis zu 15 Prozent verringern. Ursache ist der höhere Rollwiderstand: Wenn das Gummi bei Minusgraden verhärtet und sich unter dem Gewicht des Fahrzeugs verformt, muss der Motor mehr Energie aufwenden.
Hochwertige Winterreifen für E-Autos – etwa der Nokian Hakkapeliitta R5 EV 🛒 oder der Michelin Pilot Alpin 5 EV 🛒 – sind deshalb speziell verstärkt. Sie bleiben auch bei -30 Grad Celsius flexibel und verfügen über stabile Seitenwände, die das hohe Fahrzeuggewicht abfangen.
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Leise, effizient und sicher
E-Autos sind leise – und genau das macht Reifengeräusche besonders auffällig. Hersteller reagieren darauf mit innovativen Lösungen: Manche Reifen enthalten Schaumeinlagen, andere nutzen spezielle Profilstrukturen, die den Geräuschpegel senken. Michelin etwa setzt dem hauseigenen Blog zufolge auf „Piano Noise Reduction Technology“, bei der störende Frequenzen gezielt herausgefiltert werden.
Doch mehr Grip bedeutet meist auch mehr Energieverbrauch. Moderne Winterreifen für Elektrofahrzeuge versuchen, diesen Zielkonflikt zu lösen – durch Silica-Mischungen und fein strukturierte Lamellen, die auch auf Eis und Schnee sicheren Halt bieten, ohne die Reichweite übermäßig zu verkürzen.
Falsch gewählte Reifen führen dagegen zu verlängerten Bremswegen, unpräzisem Handling und einem deutlich höheren Stromverbrauch – ein Sicherheitsrisiko, das viele unterschätzen.
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Gesetzliche Pflicht: das Alpine-Symbol
Seit dem 1. Oktober 2024 gilt in Deutschland und der Europäischen Union eine klare Regel: Nur Reifen mit dem Alpine-Symbol – einem Bergpiktogramm mit Schneeflocke – sind für den Wintereinsatz zugelassen. Reifen mit der alten „M+S“-Kennzeichnung (Matsch und Schnee) gelten nicht mehr als ausreichend wintertauglich.
Wer bei winterlichen Straßenverhältnissen ohne dieses Symbol unterwegs ist, riskiert ein Bußgeld von mindestens 60 Euro und einen Punkt in Flensburg. Zudem kann die Versicherung ihre Leistung kürzen, wenn bei einem Unfall falsche Reifen montiert waren.
Dabei geht es nicht nur um Vorschriften, sondern um handfeste Sicherheit: Winterreifen können den Bremsweg auf glatten Straßen mehr als halbieren – ein Unterschied, der im Ernstfall Leben retten kann.
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Ganzjahresreifen – praktisch, aber riskant
Ganzjahresreifen klingen nach einer bequemen Lösung. Kein saisonaler Wechsel, kein Aufwand – aber bei E-Autos erweist sich diese Bequemlichkeit oft als trügerisch. Unter dem hohen Gewicht und der konstanten Belastung durch das Drehmoment überhitzen Ganzjahresreifen schneller. Schon nach rund 20.000 Kilometern verlieren sie Wheel-Size.com zufolge bis zu 40 Prozent ihrer Elastizität. Das erhöht den Rollwiderstand und verkürzt die Lebensdauer.
Überhitzte Reifen können zudem die Batterie belasten. Wird die Temperatur rund um den Akku dauerhaft zu hoch, beschleunigt sich dessen Alterungsprozess – und die Kapazität sinkt messbar. Wer also in Regionen mit kalten Wintern unterwegs ist, sollte besser auf echte Winterreifen setzen. Ganzjahresreifen lohnen sich nur dort, wo Schnee selten ist.
Laut der USCALE-Studie steht bei fast 80 Prozent der E-Auto-Nutzer*innen die Sicherheit an erster Stelle, wenn es um Reifen geht. Viele verlassen sich beim Kauf auf Werkstätten oder Autohäuser – doch dort wird nicht immer gezielt auf spezielle E-Reifen hingewiesen.
Interessant ist ein Generationenunterschied: Die sogenannten „Pioniere“ – also frühe E-Auto-Fahrer*innen – sind oft skeptischer gegenüber speziellen Elektroauto-Winterreifen, während spätere Käufer*innen deren Nutzen deutlicher erkennen. Mit zunehmender Erfahrung und mehr unabhängigen Tests dürfte sich das Bewusstsein allerdings weiter verändern.
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Der häufigste Fehler
Der größte Irrtum vieler E-Auto-Fahrer*innen ist nicht, den Reifenwechsel zu vergessen – sondern zu glauben, dass alle Winterreifen gleich funktionieren. Elektroautos stellen besondere Anforderungen an ihre Bereifung: Das höhere Gewicht, die spezielle Gewichtsverteilung durch den Akku und das unmittelbare Drehmoment erfordern speziell angepasste Reifen.
Worauf man achten sollte:
- Winterreifen mit EV-Kennzeichnung und einem Lastindex von mindestens 94.
- Alpine-Symbol prüfen – nur damit ist der Reifen offiziell wintertauglich.
- Regelmäßig Luftdruck kontrollieren, besonders bei Kälte.
- Ganzjahresreifen vermeiden, wenn regelmäßig Schnee oder Eis zu erwarten ist.
- Reifenwechsel nur in qualifizierten Werkstätten, die Erfahrung mit E-Autos haben – falsches Anheben kann die Batterie beschädigen.
Elektroautos stehen für Effizienz, Ruhe und Nachhaltigkeit – doch die Physik bleibt unverrückbar. Entscheidend ist das passende Reifen-Setup: Es beeinflusst Sicherheit, Reichweite und Fahrkomfort gleichermaßen. Ein E-Auto braucht Reifen, die auf seine Technik abgestimmt sind. Wer hier gezielt auswählt, fährt nicht nur sicherer und sparsamer, sondern schont auch Fahrzeug und Batterie – egal, wie hart der Winter ausfällt.
Quellen: „EV Tyre Study: Was E-Auto-Fahrer beim Reifenkauf wirklich wollen“ (USCALE, 2025); Wheel-Size.com; Michelin
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