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Smarte Kontaktlinsen für medizinische Anwendungen könnten bald marktreif sein

Intelligente Linsen können Patienten durch Messung im Auge Erleichterung schaffen. Bisher fehlte aufgrund elektronischer Komponenten noch der Tragekomfort, Forscher haben dieses Problem aber nun gelöst.

Illustration einer smarten Kontaktlinse im Auge
Harte Linsen mit Elektronik zur medizinischen Überwachung sollen der Vergangenheit angehören. Foto: Jang-Ung Park/UNIST/Science Advances

Smarte Kontaktlinsen sollen in Zukunft neue Möglichkeiten für die Medizin und später vielleicht auch die Unterhaltungsindustrie schaffen. Das Konzept ist nicht neu und besteht bereits seit einigen Jahren. 2014 verkündete Google beispielsweise ein Wearable-Projekt, bei dem es sich um eben solche Linsen mit medizinischem Mehrwert handeln sollte. Ähnliche Konzepte gibt es auch an der Universität Gent. Dort versucht man, Kontaklinsen mit zahlreiche elektronische Komponenten zu bestücken, einschließlich Batterien, Antennen, Steuerungselektronik und chemischen Sensoren. Im Dezember wurde dort eine Linse mit einer künstlichen Iris entwickelt, die Personen mit Augen- und angeborenen Erkrankungen helfen soll, besser zu sehen.

Neue Linsen sind weich genug, für längeres Tragen

Das Problem: Bislang waren Kontaktlinsen-Prototypen mit aufgebrachten elektronischen Schaltungen prozessbedingt, aber hart, und damit unangenehm für die potenziellen Träger. Südkoreanischen Forschern ist in diesem Bereich jetzt ein Fortschritt gelungen, wie engadget berichtet. Sie haben eine smarte Linse entwickelt, die den Blutzuckergehalt ihrer Träger messen kann und dabei trotzdem weich genug ist, um komfortabel auch für längere Zeiträume genutzt zu werden.

Zukünftig sind Miniaturbildschirme auf Linsen denkbar

Das funktioniert, indem die Elektronik in abgetrennte Bereiche aufgeteilt wird, die durch flexible Leiterbahnen verbunden werden. Dadurch lässt sich die Schaltung auf weichen Materialien realisieren. Die Linse bleibt weich, durchsichtig und trotzdem widerstandsfähig. So könnten sich in Zukunft auch Miniaturbildschirme auf angenehm zu tragenden Linsen realisieren lassen.

In fünf Jahren marktreif

Laut den Forschern kann die Linse auch mit Pinzettengriff aus dem Auge geholt werden, ohne dass die Elektronik bei Verformung Schaden nimmt. Dem Träger singanlisiert die Linse durch eine LED, ob die Werte in Ordnung sind. Solange der Blutzucker innerhalb bestimmter Parameter liegt, leuchtet die LED im Sichtfeld auf. Wenn es zu Abweichungen kommt, erlischt das Licht. Die Stromversorgung erfolgt über eine miniaturisierte Antenne aus Nanofasern, die Energie von einer Magnetspule in der Nähe aufnehmen kann. Das schränkt den Nutzen derzeit noch ein, weil die Spule nah an der Linse liegen muss, damit die Stromübertragung funktioniert. Ein Autor der Studie sagt, dass er mit einer kommerziell verwertbaren Version in etwa fünf Jahren rechnet, wie ieee.org berichtet.

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