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Erde: Rätselhaftes Objekt folgt unserer Umlaufbahn – was es ist, ist unklar

Nahe dem Erdorbit bewegt sich ein Objekt, das zunächst für eine Asteroiden gehalten wurde. Es könnte jedoch auch etwas ganz anderes sein.

3D rendering of a swarm of Meteorites or asteroids entering the Earth atmosphere. - Illustration
Der Erde folgt ein bisher unbekanntes Objekt. © Shutterstock/Oliver Denker

Auf ihrem Weg um die Sonne hat unsere Erde anscheinend einen heimlichen Begleiter. Dieser wurde erst vor wenigen Jahren entdeckt, könnte uns aber schon deutlich länger auf den Fersen sein. Spannender ist allerdings, dass es zwar eine Theorie zum Ursprung des mysteriösen Objektes gibt. Wirklich nachgewiesen wurde diese aber auch über mehrere Jahre hinweg noch nicht. Um was es sich dabei letzten Endes handelt, ist also noch nicht abschließend geklärt. Die gängigste Hypothese dazu ist immerhin sehr ungewöhnlich.

Erde wird verfolgt: Haben wir einen zweiten Mond?

„Kamo’oalewa“ (kurz für „(469219) Kamo’oalewa 2016 HO3“) wurde das unbekannte Flugobjekt genannt, das Astronom:innen schon seit ein paar Jahren in der Nähe der Erde beobachten. Der hawaiianische Begriff im Namen bedeutet dabei nichts anderes als Himmelskörper und zeigt, wie wenig zunächst darüber bekannt war.

Was ursprünglich als Asteroid galt, könnte sich einer neuen Studie der Universität von Arizona (UArizona) zufolge nämlich als etwas völlig anderes herausstellen: Ein abgesprengtes Stück vom Mond, das der Erde auf ihrem Weg um die Sonne folgt. Eine Art kleiner, zweiter Mond also, wie die Autor:innen der der in „communications earth & environment“ veröffentlichten Untersuchung beschreiben.

Dabei gehört Kamo’oalewa zur bisher wenig erforschten Subkategorie erdnaher Asteroiden, den sogenannten Quasi-Satelliten. Diese umrunden die Sonne, bleiben dabei aber sehr dicht an unserem Planeten. Da diese Objekte eher schwach ausgeprägt und schlecht zu beobachten sind, fehlen bislang ausreichende Informationen darüber.

Das wissen Forschende über den potenziellen zweiten Mond

Entdeckt haben Forschende das Objekt bereits 2016 von Hawaii aus mithilfe des PanSTARRS-Teleskop. Es hat in etwa einen Durchmesser von 45 bis 58 Metern und kommt der Erde auf rund 14,5 Millionen Kilometer nahe. Ein Problem bei dessen Erforschung bleibt allerdings, dass der Quasi-Satellit nur für wenige Wochen im April zu sehen ist. Seine geringe Größe bedeutet zudem, dass Kamo’oalewa nur für die größten Teleskope weltweit sichtbar ist.

Ben Sharkey, Doktorand in Planetenwissenschaften an der UArizona und leitender Autor der Studie, fand bei seinen Untersuchungen heraus, dass die Muster des von Kamo’oalewa reflektierten Lichts denen des Mondes ähneln. Genauer dem Spektrum von Mondgestein, das die Apollo-Missionen der NASA gesammelt hatten. Das lässt vermuten, dass das Objekt in der Nähe der Erde ebenfalls vom Mond stammt.

„Ich habe alle Spektren erdnaher Asteroiden, auf die wir Zugriff haben, durchgesehen, und nichts hat gepasst.“

Ben Sharkey (via UArizona)

Wird das Rätsel 2021 gelöst?

Wie genau sich der Brocken vom Mond gelöst haben könnte, war allerdings weiterhin unklar. Dafür gibt es zu wenige Asteroiden mit lunarem Ursprung. Insgesamt dauerte die Suche nach einer plausibleren Erklärung am Ende rund drei Jahre. „Wir haben uns zu Tode gezweifelt“, erklärt Sharkeys beratender Professor Vishnu Reddy. 2021 gelang dann aber der Fund eines wichtigen Puzzleteils.

„In diesem Frühjahr hatten wir die langersehnte Folgeuntersuchung und es war wie ‚Wow, es ist echt‘. Es ist einfacher mit dem Mond zu erklären als mit allem anderen.“

Vishnu Reyy, außerordentlicher Professor an der Universität von Arizona

Auch der Orbit des Quasi-Satelliten unserer Erde gibt Hinweise auf dessen lunaren Ursprung. Dieser zumindest ist für den erdnaher Asteroiden nicht typisch. Geschätzt wird, dass Kamo’oalewa erst vor 500 Jahren in seiner jetzigen Umlaufbahn angekommen ist und diese auch in rund 300 Jahren wieder verlassen wird.

Quellen: communications earth & environment: „Lunar-like silicate material forms the Earth quasi-satellite (469219) 2016 HO3 Kamoʻoalewa“, Universität von Arizona

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