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Google-Forscher: Gute Gene alleine reichen nicht für ein langes Leben

Neue Ergebnisse einer Studie aus den USA legen nahe, das unsere Gene einen viel kleineren Einfluss auf unsere Lebenserwartung haben, als erwartet.

Ein DNS-Strang
Die Gene des Menschen könnten nach Erkenntnissen eines amerikanischen Forschers keinen so großen Einfluss auf unsere Lebenserwartung haben

Ein langes und gesundes Leben, das wünschen sich wohl die meisten Menschen. Großeltern, die sehr alt geworden sind, werden von den meisten dann auch als Zeichen dafür gesehen, dass es in der Familie wohl „gute Gene“ geben müsse. Was logisch klingt, scheint aber nicht zuzutreffen.

Denn Wissenschaftler des Google-Mutterkonzerns Alphabet stellten nun ein Studie vor, die genau diese Annahme in Frage stellt. Die „Calico“ – California Life Company – genannte Abteilung von Alphabet beschäftigt sich seit ihrer Gründung im Jahr 2013 mit der Frage, wie man das Leben der Menschen verlängern, oder im besten Fall, Sterblichkeit gleich gänzlich stoppen kann.

Welche Rolle spielen die Gene?

Renommierte Forscher, darunter etwa die Genetiker Cynthia Kenyon und Graham Ruby, beide von der University of California in San Francisco, arbeiten seitdem an der Beantwortung dieser großen Frage. Jedoch wollte Ruby erst einmal etwas ganz grundsätzlich klären, an dem bereits Wissenschaftler vor ihm scheiterten: Wie groß ist sie denn nun wirklich, die Rolle, die Gene bei der Lebensdauer von Menschen spielen?

Um diese Frage beantworten zu können, benötigte der Google-Forscher eines: Daten. Viele Daten. Und obwohl er bei Alphabet/Google mit diesem Anliegen eigentlich genau an der richtigen Adresse ist, wandte sich der Forscher an die weltweit größte Datenbank für Familienstammbäume, das Unternehmen Ancestry.

Kooperation mit Ancestry

Vor drei Jahren, im Jahr 2015, starteten Calico und Ancestry eine Partnerschaft um herauszufinden, ob die Lebenserwartung tatsächlich von Mensch zu Mensch weitergegeben wird. Ruby analysierte die Stammbäume von mehr als 400 Millionen Menschen, teilweise zurück bis ins Jahr 1800 und kam zu dem Ergebnis, dass Langlebigkeit zwar prinzipiell in der Familie läge, die DNS darauf jedoch weit weniger Einfluss habe, als bisher angenommen.

„Wahrscheinlich“ nicht mehr als sieben Prozent der Langlebigkeit innerhalb der untersuchten Kohorte sei auf Vererbung zurückzuführen, hält Ruby fest. Frühere Forschungen gingen davon aus, dass dieser Wert zwischen 15 und 30 Prozent liegt.

„Assortative Paarung“

Vielmehr, so legen es die Ergebnisse der Studie nahe, spielt ein Phänomen namens „assortative Paarung“ eine Rolle bei der Lebenserwartung des Menschen. Bei diesem Phänomen wählen Menschen häufiger Partner mit einer ähnlichen Lebensdauer aus, als es zufälligerweise möglich wäre. Das könnte, so berichtet wired, auf genetischen oder soziokulturellen Merkmalen beruhen.

Menschen neigen in der Regel eher dazu, Partner mit einem ähnlichen Bildungsstand oder einem ähnlichen Einkommen zu wählen. So bekommen auch nicht-genetische Merkmale, wie etwa Reichtum, Bildung oder der Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung Einfluss auf die Lebenserwartung der Nachkommen.

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Krieg und Zigaretten verkürzten die Lebenserwartung

Es könnte also sein, dass der Mensch selbst vielmehr Einfluss auf die Länge seines Lebens nehmen kann, als bisher angenommen. „Im Moment scheint eine gute Lebenserwartung eher eine Folge der Entscheidungen zu sein, die wir treffen“ wird die wissenschaftliche Leiterin von Ancestry, Catherine Ball, in dem Bericht zitiert.

Auffällige Einschränkungen bei den Lebenserwartungen traten innerhalb der Datenbank nur dann auf, wenn beispielsweise Krieg herrschte oder als sich das Rauchen gesellschaftlich etablierte. „Nicht rauchen und nicht in den Krieg ziehen“ sind dann auch die beiden Ratschläge, die die Wissenschaftlerin den Menschen mit auf den Weg gibt.

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