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Forscher erschaffen die erste „Zeitmaschine“ und drehen die Zeit zurück – Experten sind empört

Mit Hilfe eines Quantencomputers soll es Wissenschaftlern gelungen sein, das Konzept der Zeit umzudrehen. Heise zufolge handelte es sich dabei jedoch um eine Fehlinterpretation.

Delorean-Zeitmaschine
Forscher sollen per Zeitmaschine die Physik manipuliert haben (Symbolbild). Foto: imago/Sebastian Geisler

Eine im März erschienene Studie aus Moskau

schien den grundlegenden Gesetzen der Physik zu widersprechen und hätte unser Verständnis der Prozesse, die das Universum steuern, verändern können. Das berichteten unter anderem der „Independent“ und phys.org.

Demnach sollten Forscher in der Lage gewesen sein, mit einer Art Zeitmaschine aus einem Quantencomputer die Zeit zurück zu drehen. Technology Review von Heise zufolge handelte es sich dabei aber keineswegs um korrekt dargestellte Zusammenhänge.

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Verwirrung um Zeitmaschine: Sie ist doch nicht echt

Nachdem die Nachricht über die angebliche Manipulation von Zeit und physikalischen Gesetzen durch eine Quantencomputer-Zeitmaschine die Runde gemacht hatte, äußerten erste Experten gegenüber Technology Review große Bedenken. So seien die Zusammenhänge der Erkenntnisse weit entfernt von korrekten Darstellungen.

„Ich weiß nicht, wie nützlich das ist. Es bedeutet nicht, dass die Kollegen eine Zeitmaschine gebaut haben. Mit Sicherheit haben sie nicht die Gesetze der Thermodynamik oder der Physik verletzt“, so ein Forscher auf dem Gebiet von Quantencomputern gegenüber Heise. Er sehe sogar eine Gefahr für den Ruf von Quantencomputing durch den unberechtigten Hype.

Scott Aaronson zufolge, Leiter des Quantum Information Center an der University of Texas, haben die Forscher mit ihrer Studie nicht einmal vollkommen neue Erkenntnisse zu Tage gefördert, sondern lediglich dort einen Quantencomputer eingesetzt wo auch ein anderes System hilfreich gewesen wäre.

„Wenn man auf dem Computer einen zeitlich reversiblen Prozess simuliert, kann man ‚die Richtung der Zeit umkehren‘, indem man schlicht die Richtung der Simulation wechselt. Nach einem kurzen Blick auf den Aufsatz muss ich gestehen, dass ich nicht verstanden habe, warum das grundlegender sein sollte, wenn man für die Simulation einen IBM-Quantencomputer verwendet“, so Aaronson.

Quantencomputer-Zeitmaschine sollte angeblich der Physik widersprechen

Ursprünglich hieß es

, dass Forscher durch den Einsatz von Elektronen und der fremden Welt der Quantenmechanik die Zeit in einem Experiment zurückdrehen konnten. Dies könne man sich so vorstellen, als würden Billardbälle ins Dreieck zurückrollen, nachdem sie mit einem Stoß zerstreut wurden. Ein Ereignis dieser Art würde so erscheinen, als hätte sich die Zeit umgekehrt.

Der leitende Forscher Gordey Lesovik, Leiter des Laboratoriums für Physik der Quanteninformation am Moskauer Institut für Physik und Technologie (MIPT), sagte: „Wir haben künstlich einen Zustand geschaffen, der sich entgegen dem thermodynamischen Zeitpfeil entwickelt.“

„Zeitmaschine“ startete „Evolutionsprogramm“

Die in der Zeitschrift Scientific Reports (PDF) beschriebene „Zeitmaschine“ besteht aus einem rudimentären

Quantencomputer

, der aus „Qubits“ aus Elektronen besteht. Ein Qubit ist eine Informationseinheit, die durch eine „Eins“, eine „Null“ oder eine gemischte „Überlagerung“ beider Zustände beschrieben wird.

Im Experiment wurde ein „Evolutionsprogramm“ gestartet, durch das die Qubits zu einem zunehmend komplexen, sich verändernden Muster aus Nullen und Einsen wurden. Während dieses Vorgangs ging die Ordnung verloren – genauso wie wenn die Billardbälle mit einem Queue zerstreut werden. Ein anderes Programm modifizierte den Zustand des

Quantencomputers

so, dass er sich „rückwärts“ entwickelte, vom Chaos zur Ordnung. Das bedeutet, dass der Zustand der Qubits an ihren ursprünglichen Ausgangspunkt zurückgespult wurde.

„Umkehrung der Zeit“ soll zu 85 Prozent möglich sein

Die meisten Gesetze der Physik funktionieren in beide Richtungen, es ist egal, ob Vorgänge vorwärts oder rückwärts ablaufen. Das Universum hat jedoch eine Regel, die nur auf eine Weise gilt: den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, der die Entwicklung von der Ordnung zur Unordnung beschreibt.

Die Wissenschaftler stellten angeblich fest, dass mit nur zwei Qubits die „Zeitumkehr“ mit einer Erfolgsquote von 85 Prozent erreicht wurde. Bei drei Qubits traten mehr Fehler auf und es gab nur eine Erfolgsquote von 50 Prozent.

Dass die Zeitreisen an sich von Physikern aber nicht abgelehnt werden, zeigen verschiedene Beispiele. Michio Kaku hält Zeitreisen zum Beispiel für plausibel. Und auch andere Experten sagen, dass Zeitreisen zumindest in eine Richtung möglich sind.

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