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Liebe auf den ersten Blick: Kann es das wirklich geben?

Die Popkultur lehrt uns einiges. Doch ist nur einiges davon wirklich ernstzunehmen. Gehört die sagenumwobene Liebe auf den ersten Blick dazu?

Eine Frau guckt einen Mann von der Seite an
Ist Liebe auf den ersten Blick wirklich möglich? Foto: Getty Images/DragonImages

In Büchern, Filmen, Serien und sogar Liedern ist sie immer wieder Thema, die Liebe auf den ersten Blick. Selbst im wahren Leben hört man von Paaren, die bereits bei ihrer ersten Begegnung gewusst haben wollen, dass ihr Beisammensein ewig halten würde. Doch kann das wirklich sein? Die Forschung hat auf diese Frage eine überraschende Antwort.

Eine Frau guckt einen Mann von der Seite an

Liebe auf den ersten Blick: Kann es das wirklich geben?

Die Popkultur lehrt uns einiges. Doch ist nur einiges davon wirklich ernstzunehmen. Gehört die sagenumwobene Liebe auf den ersten Blick dazu?

Liebe auf den ersten Blick: Das passiert dabei im Körper

Gibt es die Liebe auf den ersten Blick wirklich oder ist das alles nur Illusion? Die Frage ist berechtigt, schließlich ist es kaum zu glauben, was uns vor allem romantische Komödien weißmachen wollen: dass sich zwei Menschen, die sich gar nicht kennen, direkt ineinander verlieben können.

Bernhard Fink klärt auf. Er ist promovierter Anthropologe und forscht an der Universität Göttingen zum menschlichen Sexualverhalten und evolutionären Aspekten bei der Partnerwahl. Auf spektrum.de entzaubert er den Mythos der Liebe auf den ersten Blick.

Botenstoffe werden aktiviert

Denn das Ganze ist biologisch betrachtet relativ einfach zu erklären. Wenn man sich verliebt und damit eine starke, emotionale Bindung zu jemand anderem eingeht, verändern sich neurochemische Abläufe im Gehirn. Die betreffen auch die Hirnstrukturen, die empfindlich auf diese Botenstoffe reagiert:

  • Oxytozin, das „Bindungshormon“, das Lustempfinden steigert und Stress mindert
  • und Dopamin, ein Glückshormon, das Antrieb und Motivation steigert.

Fink zufolge ändert sich die Intensität der durch die Botenstoffe ausgelösten Hirnsignale, wenn wir an jemanden unser Herz verlieren. „Insofern erregt der Liebesrausch dieselben neuronalen Belohnungszentren wie zahlreiche Drogen“, so Fink.

Das Problem: Lust statt Liebe

Eine äußerst explosive Mischung entsteht also, wenn wir uns verlieben. Aber kann sie uns auch aus dem Nichts treffen und eine Liebe auf den ersten Blick erzeugen? Das Problem ist, dass das positive Gefühl, dass wir als Verliebte empfinden, allzu schnell dazu führt, dass wir unser Gegenüber idealisieren.

Und das bedeutet, „bei der Liebe auf den ersten Blick steht mangels tiefer gehender Information die körperliche Anziehung im Vordergrund“, sagt Fink. Also hat das alles nur mit Sex zu tun? Es scheint so, auch wenn bisher nicht geklärt ist, wie schnell die neuronalen Prozesse auftreten können. Somit ist Forschern also noch unklar, ob es die Liebe auf den ersten Blick wirklich gibt.

Das liegt auch daran, dass existierende Studien das Phänomen bei bereits vergebenen Probanden getestet haben, also jenen, bei denen die Liebe schon gefestigt ist. Welcher Faktor diese Entwicklung überhaupt anstößt, dazu ist weitere Forschung nötig.

Verlieben in 4 Minuten: Geht das?

Immerhin haben einige Studien gezeigt, dass es helfen kann, sich in die Augen zu schauen. Tiefe Blicke aktivieren emotionale Areale und Belohnungszentren im Gehirn, die auch bei langzeitig Verliebten beobachtet wurden. Seither probieren Forscher einiges aus, schon 1997 der amerikanische Wissenschaftler Arthur Aron.

Er war der erste, der die Theorie aufstellte, dass sich ein fremdes Paar, das sich 36 Fragen stellt und danach vier Minuten schweigend in die Augen sieht, Intimität aufbauen kann. Eine Journalistin probierte es 2015 aus – und verliebte sich. Der YouTube-Künstler SoulPancake ließ gleich mehrere Paare den Test machen mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen.

Liebe auf den ersten Blick: Eine schwierige Sache

Die Liebe auf den ersten Blick gibt es. Dafür sorgen verschiedene Hormone und Hirnstrukturen, die aktiviert werden, wenn jemand sie auslöst. Was genau dieser Auslöser ist, darüber rätseln Forscher:innen weiter. Bis dahin ist zumindest klar: Sich Hals über Kopf zu verlieben, hat vor allem mit gesteigertem Lustempfinden zu tun. Zu Sex sind wir dann also bereit.

Immerhin glauben manche an die These, dass sich auch zwei völlig Fremde mit 36 Fragen und vier Minuten Augenkontakt ineinander verlieben können. Mach doch mal den Test. Oder du schaust nach, wie sich Glück wissenschaftlich definiert. Auch Physiker Albert Einstein hat Lebensweisheiten für ein glückliches Leben parat. Außerdem: So gefährdet das Broken Heart-Syndrom unseren Körper.

Fun Fact: Weißt du, was Liebe auf den ersten Blick auf Englisch heißt? Love at first sight. Die Redewendung wird natürlich auch in der Popkultur häufig verwendet, zum Beispiel in Songs von Kylie Minogue und Styx oder in der Dracula-Komödie „Love at First Bite“ von 1979. Klar, dass auch Figuren aus Märchen und Disney-Filmen etwa Hals über Kopf ineinander verlieben.

Quelle: Brigitte

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