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„Hochgradig peinlich“: Experten streiten sich wegen Elektroautos

Elektroautos spielen in der Klimapolitik der EU eine wichtige Rolle. Vielen Expert:innen stößt ebendies auf. Wieder andere verteidigen das E-Auto.

Logos unterschiedlicher Automobilmarken
Mit neuen Elektroautos kehren alte Probleme zurück. © Getty Images/RONNY HARTMANN/AFP/Beata Zawrzel/Jakub Porzycki/NurPhoto/Chesnot [M]

Seit Jahren schon werden die Stimmen gegen die Klimapolitik in der Bundesrepublik und der Europäischen Union (EU) lauter. Anlass dazu gibt neben der Durchsetzung diverser Maßnahmen auch die Glorifizierung von Elektroautos. Sie spielen in der Klimapolitik der EU eine wichtige Rolle. Dies widerspricht jedoch offenbar den Interessen diverser Klima-Expert:innen. Sie sehen darin lediglich einen Versuch zur Beschwichtigung.

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„Hochgradig peinlich“: Experten streiten sich wegen Elektroautos

Elektroautos spielen in der Klimapolitik der EU eine wichtige Rolle. Vielen Expert:innen stößt ebendies auf. Wieder andere verteidigen das E-Auto.

Elektroautos…

… verfügen über eine umstrittene CO2-Bilanz. Selbst in der Berechnung kommt es immer wieder zu uneinigkeiten. Klar ist aber, dass nicht nur der Energie- beziehungsweise Kraftstoffverbrauch der Fahrzeuge relevant ist. Sondern auch jene Emissionen, die etwa bei der Produktion von Lithium-Ionen-Akkus oder dem Abbau des notwendigen Kobalt entstehen.

Wider die Elektroautos: IASTEC kritisiert Klimapolitik

Die International Association of Sustainable Drivetrain and Vehicle Technology Research (IASTEC) hat sich in einem offenen Brief direkt an die EU-Kommission gerichtet. Der Zusammenschluss aus „mehr als 170 Experten auf dem Gebiet der Energie-, Fahrzeug- und Antriebstechnik aus 5 Kontinenten“ adressiert dabei vor allem die Appeasement-Politik der Kommission.

„Nach dem Studium vieler Positionspapiere, Entwürfe und sogar begutachteter wissenschaftlicher Veröffentlichungen und der Analyse politischer Erklärungen bestehen bei den Unterzeichnern große Bedenken, dass die grundsätzliche Ableitung der CO2-Emissionen des Sektors Strom auf einer unzureichenden Berechnung beruht“, heißt es in dem offenen Brief. „Zu beachten ist, dass die CO2-Belastung […] eines zusätzlichen elektrischen Verbrauchers […] in repräsentativen Veröffentlichungen typischerweise vereinfacht […] angegeben wird.“

Das Kollektiv konstatiert, dass Elektroautos wenig bringen würden, wenn nicht auch Ökostrom zur Verfügung stünde, um sie zu betreiben. Ebenso würden infolge dessen Annahmen, die über die Auswirkung der Fahrzeuge auf den Klimaschutz getroffen worden seien, auf Rechenfehlern beruhen. Insbesondere das Team um Professor Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist der Auffassung, dass die tatsächlichen CO2-Emissionen von Elektroautos etwa doppelt so hoch ausfallen würden, wie bislang angenommen.

Heftige Reaktionen

Christian Rehtanz, Leiter des Instituts für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft an der TU Dortmund, stimmt den Expert:innen, vor allem aber ihrem Schreiben nicht zu. Er bezeichnete den Brief dem ZDF zufolge als „hochgradig peinlich“ und als „Lobbyistenschreiben“. Zwar sehe auch er deutliche Defizite in der Klimapolitik, doch sehe er in dem Schreiben einen krampfhaften Versuch, „die Kolbenmaschinen zu retten“.

Neben Rehtanz widersprechen auch andere Expert:innen der IASTEC. Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research in Duisburg vermute, dass sie an der Vergangenheit festhalten wolle. Der Verband der deutschen Automobilindustrie, VDA, sei in diesem Punkt „ähnlich unterwegs“, zitiert das ZDF.

Quelle: ZDF, IASTEC

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