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„Eine neue Welt“: Aufnahme aus dem All wird erst für Stern gehalten – dann stellt sich raus, was sie wirklich zeigt

Ein Foto, das angeblich vom James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) stammen soll, sorgte auf Twitter für Staunen. Noch mehr erstaunt, was der verantwortliche Physiker damit eigentlich gepostet hat.

Erde und Stern im Weltall
Eine vermeintliche JWST-Aufnahme des Sterns Proxima Centauri sorgte im Netz für Aufregung (Symbolbild). © Getty Images/Roberto Machado Noa

Selbst Wissenschaftler*innen neigen zu Scherzen, wenngleich mit ernstem Hintergrund. Das bewies Étienne Klein, Physiker und Philosoph, Ende Juli auf Twitter. Dort veröffentlichte er ein Foto, das seiner Aussage nach vom neuen James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) gemacht wurde und den sonnennächsten Stern Proxima Centauri zeigen soll. Genau das tat es allerdings nicht.

Wurst statt Proxima Centauri: Falsches James-Webb-Foto führt Zehntausende hinters Licht

Am 31. Juli teilte Klein auf Twitter „ein Foto von Proxima Centauri (…) das vom JWST aufgenommen“ wurde. Zu sehen ist ein rundes, rotes Objekt mit hellen Flecken vor einem komplett schwarzen Hintergrund.

„Dieser Detaillierungsgrad … Tag für Tag offenbart sich eine neue Welt.“

Twitter/@EtienneKlein

Nachdem zehntausende Nutzer*innen die vermeintlich echte Aufnahme gelikt und Tausende sie retweetet hatten, lies Klein die Bombe platzen. Denn: Hinter dem abgelichteten Objekt verbirgt sich nicht etwa der Stern Proxima Centauri. Es zeigt eine Scheibe Wurst, genauer Chorizo.

Fake-Proxima Centauri soll Missstand aufzeigen

Geteilt hatte er die Aufnahme als Witz, wie er in einem zusätzlichen Kommentar unter dem ersten Post erklärt: „Nun, wenn es Zeit für den Aperitif ist, scheinen kognitive Vorurteile einen großen Tag zu haben … Also passen Sie auf sie auf. Gemäß der zeitgenössischen Kosmologie existiert kein Gegenstand der spanischen Wurstwaren irgendwo anders als auf der Erde.“

Davon fühlten sich allerdings diverse Nutzerinnen und Nutzer betrogen. Klein, der auch Direktor am französischen Forschungszentrum für Kernenergie ist, entschuldigte sich daraufhin in einem weiteren Twitter-Post am 3. August. Wie er dort erklärte, hatte die Aktion einen durchaus ernst gemeinten Beweggrund:

„Ich entschuldige mich bei all jenen, die mein Scherz, der in keiner Weise originell war, schockiert haben könnte. Er sollte einfach zur Vorsicht mahnen bei Bildern, die für sich allein sprachgewaltig sind. Der Scherz eines Wissenschaftlers.“

Twitter/@EtienneKlein

Gegenüber der französischen Publikation Le Point gab Klein an, dass diese Aktion bestätige, „dass Fake-News immer erfolgreicher sind als echte Nachrichten“. Hätte er das James-Webb-Weltraumteleskop nicht erwähnt, wäre das Foto kaum so gut angekommen, so Klein weiter.

Quellen: Twitter/@EtienneKlein, Le Point

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