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Musik hören: Forscher warnen vor einem Song – „gefährlich“

Hören wir Musik hat das verschiedene Auswirkungen auf Körper und Gehirn. Ein Forschungsteam zeigt jedoch, dass das nicht immer etwas Gutes bedeuten muss.

Mann beim Musik hören
Musik hören kann einen wohl in gefährliche Situationen bringen. © Getty Images/ Westend61

Ein Forschungsteam des Sussex Innovation Center in Großbritannien wollte zusammen mit dem Forschungscenter Mindlab den „entspanntesten Song“ küren. Bei ihren Untersuchungen zeigte sich jedoch, dass ruhige das Hören ruhiger Musik einen ungeahnt schnellen und vor allem intensiven Effekt auf die Probandinnen hatte.

Musik hören: Das passiert mit dem Körper

Hören wir Musik, die uns entspannt, macht sich das körperlich auf mehrere Weisen bemerkbar. Die Atmung ist ruhiger und der Herzschlag entspannt. In unserem Blutkreislauf nimmt das Stresshormon Cortisol ab, was bedeutet, das auch in unserem Gehirn die stressmindernde Wirkung direkt ankommt. Die richtige Musik soll sogar dazu beitragen, sich von medizinischen Eingriffen schneller zu erholen oder bei Angst und Depression helfen.

Dass das Hören von Musik derartig viel auswirken kann, hängt damit zusammen, dass es die linke und rechte Gehirnhälfte gleichermaßen aktiviert. Musik kommt dabei also in den tiefen Ebenen des Gehirns an und soll nicht nur Stress mindern, sondern auch die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin beflügeln.

Dabei sollen einige Stücke mehr geeignet sein als andere. Das Forschungsteam des Sussex Innovation Centers der Universität Sussex hat sich das unter anderem am Beispiel des Achtminüters „Weightless“ von Marconi Union genauer angeschaut.

Der Versuchsaufbau: So kürte die Studie „Weightless“ zum entspanntesten Song

Insgesamt haben an der Studie 20 Frauen zwischen 18 und 61 Jahren teilgenommen. Warum lediglich weibliche Teilnehmerinnen mitgemacht haben, bleibt unklar. Für eine wissenschaftliche Analyse wurde ihre Herz- und Atemfrequenz sowie die Hautleitfähigkeit während des gesamten Experiments aufgezeichnet. Letztere dient dazu, mitunter den Blutdruck zu messen.

Dann wurden sie in einen abgedunkelten Raum geführt und mussten Musik hören. Jeweils drei Minuten wurden ihnen in zufälliger Reihenfolge mit Noise-Cancelling-Kopfhörern zehn Stücke, darunter „Weightless“ vorgespielt. Im Anschluss an jeden Song waren die Teilnehmerinnen auditiven und visuellen Reizen ausgesetzt, die Stress auslösen sollten. Später erfolgte der Vergleich, inwiefern die einzelnen Lieder in der Lage waren, den Stress wieder zu senken.

Diese Auswirkungen hat „Weightless“ auf den Körper und Geist

Der siegreiche Song wurde vom Radox Spa zusammen mit der Musiktherapeutin Lyz Cooper dazu komponiert, einen stresssenkenden Effekt auf Körper und Geist zu haben. Die Studienergebnisse aus Sussex bestätigen, dass das Stück diesen Ansprüchen auch gerecht wird.

  • „Weightless“ konnte das Stresslevel der Teilnehmerinnen sechs Prozent mehr senken als eine Massage.
  • Nach dem Hören der Musik nahmen alle das Stück auch subjektiv als entspanntestes wahr.
  • Im Vergleich zu den anderen Liedern, hatte „Weightless“ einen 11 Prozent höheren „Entspannungs-Score“.
  • Der Vergleich mit weiteren Studien zeigt, dass der Song besser Stress senkt als Spazierengehen, Tee trinken oder das Spielen von Videospielen.

Die Hauptautorin der Studie, Dr. David Lewis-Hodgson, gab gegenüber Inc. zu, dass Musik wie „Weightless“ zu hören, auch eine gefährliche Kehrseite haben kann. So habe das Lied einige Teilnehmerinnen binnen Sekunden so sehr entspannt, das sie fast eingeschlafen sind. Daher warnt Lewis-Hodgson sogar davor, den Track beim Autofahren oder anderen Aktivitäten abzuspielen, wo äußerste Konzentration geboten ist.

Lesetipp: Einige weitere geniale Tricks gegen Stress, die laut Wissenschaft und Forschung wirkungsvoll sind, zeigen wir dir in unserem separaten Artikel.

Wie aussagekräftig sind die Ergebnisse?

Muss man beim Musik hören jetzt aufpassen? Die Studienergebnisse demonstrieren immerhin die intensiven Erfahrungen mit „Weightless“. Andererseits muss eingeordnet werden, dass es sich hier lediglich um eine einzelne Studie handelt. Von einem gar hypnotischem Effekt des Tracks ist bisher nicht die Rede.

Zudem bedenke, dass lediglich 20 Teilnehmerinnen teilgenommen haben. Damit gilt die Studie nicht als repräsentativ. Dafür hätte man um die 1.000 Personen das Experiment durchführen lassen müssen. Zudem muss man für die Repräsentativität eine zufällige Gruppe der gesamten Zielpopulation auswählen, wie quarks einordnet. Wenn an einem größeren Versuchsaufbau also knapp 1.000 Frauen mitgewirkt hätten, belegen die Studienergebnisse auch nur den Effekt für den weiblichen Bevölkerungsteil. Bei einer gemischten Gruppe kann man allgemeiner schlussfolgern.

Nichtsdestotrotz gilt, dass du nachts beim Autofahren beispielsweise nicht unbedingt „Weightless“ oder die andere Musik hören solltest, die dich schläfrig macht.

Quelle: „A Study Investigating the Relaxation Effects of the Music Track Weightless by Marconi Union in consultation with Lyz Cooper“ (Sussex University, Mindlap), Inc., Quarks

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