Am Meeresgrund der Nordsee lauert eine unsichtbare Gefahr in enormen Mengen: Geisternetze. Diese zurückgelassenen oder verlorenen Fischereinetze entwickeln sich zu einer Bedrohung für die Unterwasserwelt. Meerestiere wie Fische, Krebse und selbst Robben verfangen sich in den tückischen Maschen und verenden qualvoll. Doch damit nicht genug: Die Kunststoffnetze zersetzen sich mit der Zeit und verwandeln sich in Mikroplastik, das die empfindlichen maritimen Ökosysteme kontaminiert.
Geisternetze in der Nordsee
Vor Spiekeroog haben nun acht erfahrene Taucher*innen etliche solcher Netze aus der Nordsee geborgen. Sie tauchten in rund 20 bis 23 Metern Tiefe zu alten Schiffswracks, an denen sich die Fanggeräte festgesetzt hatten. Mit Messern schnitten sie die Netze in mühsamer Handarbeit heraus, wie buten un binnen berichtet.
Nach Angaben der Taucher*innen wurden bei dieser Aktion erstaunliche 150 bis 200 Kilogramm Netze aus der Nordsee geholt. Die geborgenen Reste sollen nun an Land recycelt werden. Manche Netze sollen dabei sogar so groß und schwer gewesen sein, dass sie mit einem Kran aus dem Wasser gehoben werden mussten.
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Projekt „Geisternetze Ostfriesland“
Das Projekt trägt den Namen „Geisternetze Ostfriesland“. Beteiligt sind dabei neben der gemeinnützigen Einrichtung Ghost Diving Germany auch die NV-Versicherungen und das Unternehmen bessergrün. Ziel ist es, die Gefahr von Geisternetzen sichtbar und die Nordsee für ihre tierischen Bewohner ein Stück sicherer zu machen. „Deswegen haben wir uns der Aufgabe verschrieben, das aus dem Meer zu entfernen“, erklärte Derk Remmers, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Ghost Diving Germany laut n-tv.
Wie viele alte Netze sich tatsächlich in der Nordsee befinden, ist unklar. Schätzungen des WWF zufolge gehen allein in europäischen Meeren jedes Jahr 1.700 bis 3.000 Tonnen Fanggeräte verloren. Vereinsvorsitzender Kai Wallasch warnte: „Wahrscheinlich ist das sogar viel größer, als wir uns das vorstellen können.“ Die Organisation setzt deshalb künftig auch auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, um Netze aufzuspüren. Auch die Aktion vor Spiekeroog war nur der Anfang. In den kommenden Tagen wollen die Taucher*innen weitere Wracks in der Nordsee ansteuern.
Quellen: buten un binnen, n-tv
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