Ob eiskalte Nächte, dünne Luft oder Staub, der die Sonne trübt: Auf dem Mars herrschen extreme Bedingungen. Jetzt haben Forschende ein überraschend kraftvolles Phänomen auf dem roten Planeten entdeckt. Zwei Raumsonden der ESA (European Space Agency) konnten nämlich sogenannte Staubteufel beobachten, die über die Oberfläche fegen und dabei Windgeschwindigkeiten erreichen, die alles übertreffen, was bisher bekannt war.
Mars: Staubwirbel mit enormer Wucht
Das internationale Forschungsteam unter der Leitung von Valentin Bickel von der Universität Bern hat über 20 Jahre lang Mars-Daten ausgewertet. Dabei nutzten sie Aufnahmen der ESA-Raumsonden Mars Express und ExoMars Trace Gas Orbiter. In den Bildern fanden sie dabei mehr als 1.000 Staubteufel, die sich über den Mars bewegten. Diese Wirbel sind kleine Tornados aus Staub und Wind, die sich aufheizen, aufsteigen und in der dünnen Marsluft zu rotieren beginnen.
Die Analyse zeigte, dass sich diese Wirbel mit beeindruckenden Geschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde fortbewegen. Damit sind sie deutlich schneller als alles, was bisher mit Rovern auf dem Boden gemessen wurde. „Diese Beobachtung deutet darauf hin, dass diese Winde wahrscheinlich eine beträchtliche Menge Staub von der Oberfläche in die Atmosphäre befördern können“, erklärte Bickel dazu in einer E-Mail an CNN.
Lesetipp: Mars: Gewaltige Formationen lassen Forscher rätseln
Der Wind macht das Unsichtbare sichtbar
Die Forscher*innen nutzten dafür eine besondere Methode, um den Wind auf dem Mars zu messen. Da die Sonden nämlich keine direkten Windmesser besitzen, kombinierten sie Bilder aus verschiedenen Kanälen, die leicht zeitversetzt aufgenommen wurden. Bewegte sich in dieser Zeit etwas, etwa ein Staubteufel, zeigte sich das als Farbverschiebung im Bild. So konnten die Wissenschaftler*innen Geschwindigkeit und Richtung der Wirbel bestimmen. „Staubteufel machen den normalerweise unsichtbaren Wind sichtbar“, sagte Bickel in einer Mitteilung der ESA.
Die stärksten Wirbel sollen dabei in Regionen wie Amazonis Planitia eintstanden sein, einer weiten, flachen Ebene, die mit feinem Sand bedeckt ist. Dort sorgt die intensive Sonneneinstrahlung für starke Temperaturunterschiede – die ideale Voraussetzung für aufsteigende Luftmassen.
Der Staub spielt auf dem Mars eine zentrale Rolle. Er beeinflusst Temperatur, Wetter und sogar das Klima. Während Staubpartikel auf der Erde durch den Regen wieder aus der Luft gewaschen wird, kann Staub auf dem Mars dagegen tagelang oder sogar wochenlang in der Atmosphäre schweben. Dadurch wird die Oberfläche abgekühlt, während die Luftschichten darüber wärmer bleiben.
Lesetipp: Mars: Forscher machen mysteriöse Entdeckung – „einzigartig“
Ein Blick in die Atmosphäre eines anderen Planeten
„Wir haben ein neues Puzzleteil gefunden, das uns hilft, den Staubkreislauf des Mars besser zu verstehen: wo, wann und wie viel Staub von der Oberfläche in die Atmosphäre gelangt“, erklärte Bickel gegenüber CNN. Das Wissen darüber sei auch wichtig, um die Planung zukünftiger Missionen zu verbessern. So etwa beim Schutz von Solarpaneelen vor Staubablagerungen oder bei der Auswahl sicherer Landeplätze.
Für Bickel sind die Aufnahmen aus der Umlaufbahn des Mars ein besonderer Moment der Weltraumforschung. „Ich finde es unglaublich, dass wir in der Lage sind, sich bewegende Staubwirbel auf einem anderen Planeten zu beobachten und zu verfolgen“, sagte er gegenüber der CNN.
Quellen: CNN, ESA
Hinweis: Ukraine-Hilfe
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.

