Polen ist eine Goldgrube für archäologische Funde. Besonders oft machen Forschende dort Entdeckungen aus der Vorgeschichte, der Antike und dem Mittelalter. Aktuell konnte ein Team ein ganz besonderes Artefakt aus der Keltenzeit bergen. Es deutet auf eine fortgeschrittene Medizinkunde hin.
Schädel-Werkzeug bei archäologischem Fund geborgen
Forschende fanden bei Ausgrabungen auf dem Berg Łysa Góra in der polnischen Woiwodschaft Masowien ein seltenes Artefakt aus der Keltenzeit, wie Nauka W Polsce berichtet. Die Arbeiten wurden von Dr. Bartłomiej Kaczyński vom Staatlichen Archäologischen Museum in Warschau geleitet. In Zusammenarbeit mit der Fakultät für Archäologie der Universität Warschau konnten die Forschenden auswerten, welche Funktion der archäologische Fund seiner Zeit hatte.
Mithilfe detaillierter Vergleiche archäologischer Fachliteratur konnte das Artefakt als chirurgisches Skalpell bestimmt werden. Es besitzt eine Klinge mit einer spitzen Nadel und war vermutlich ursprünglich an einem Holzgriff montiert. Die Forschenden sind sich einig: Das Werkzeug diente zur Trepanation am Schädel. Dabei handelt es sich um eine operative Öffnung des Schädels, die auch in der modernen Medizin praktiziert wird.
Bei der Trepanation wird ein Loch in den Schädel gebohrt oder geschnitten, um beispielsweise den Hirndruck zu verringern, psychische Krankheiten zu behandeln oder – in einem historischen/rituellen Kontext – um böse Geister zu vertreiben. Die Behandlung gilt als einer der ältesten bekannten chirurgischen Eingriffe.
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Mischform aus Heilkunde und Medizin
Der archäologische Fund deutet darauf hin, dass in der damaligen keltischen Gemeinschaft ein medizinisch kundiger Heiler oder Druide mit chirurgischen Fähigkeiten anwesend war. Dr. Kaczyński erläutert: „Vielleicht praktizierte dieser Heiler Kräutermedizin und besaß Werkzeuge, die sowohl praktisch als auch symbolisch waren.“ Basierend auf dem kulturellen und historischen Kontext sowie auf bekannten keltischen Traditionen vermuten die Forschenden außerdem, dass in der keltischen Medizin Ritual und Heilung miteinander verbunden waren.
Darüber hinaus entdeckte man beim archäologischen Fund Hinweise auf Eisenverarbeitungen vor Ort. Den Forschenden zufolge könnten die Kelten neben einem Mediziner auch einen Schmied oder eine Schmiedin bei sich geführt haben. Das hatte wohl praktische Gründe. Denn sollte ein Werkzeug kaputt gehen, konnte es sofort repariert oder ersetzt werden.
Quelle: Nauka W Polsce
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