Veröffentlicht inScience

Archäologie: Forscher machen grausamen Fund – „das Team war besonders schockiert“

Bei der Aufzeichnung einer britischen Fernsehsendung sind Forschende auf einen grausamen Fund gestoßen. Dieser liefert gleich mehrere Hinweise aus einer vergangenen Zeit.

Zwei ausgegrabene Skelette. (Symbolbild)
© Andrea Izzotti – stock.adobe.com

Die 5 wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten

Jahrtausende menschlicher Kultur bringen auch nach langer Zeit immer wieder erstaunliche Erkenntnisse hervor.Wir zeigen dir die fünf wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten.

Bei Ausgrabungen im Süden Englands haben Forschende einen erschütternden archäologischen Fund gemacht. In der Grafschaft Dorset entdeckte das Team der Bournemouth University das 2000 Jahre alte Skelett eines Mädchens, das offenbar gewaltsam ums Leben kam. Die ungewöhnliche Lage der Überreste und Verletzungen an Armen und Oberkörper deuten auf ein Menschenopfer hin. Der Fund entstand im Rahmen der Dreharbeiten zur neuen, britischen Channel-4-Serie „Sandi Toksvigs verborgene Wunder“, in der die Moderatorin gemeinsam mit Archäologinnen historische Geheimnisse Großbritanniens untersucht.

Archäologischer Fund: Forscher vermuten Menschenopfer

Der das Mädchen aus dem archäologischen Fund lag mit dem Gesicht nach unten in einer Grube – eine Bestattungsart, die in der Eisenzeit höchst ungewöhnlich war. „Es sieht so aus, als ob die Leiche in eine Grube geworfen wurde, möglicherweise mit an den Handgelenken gefesselten Händen“, erklärte Grabungsleiter Dr. Miles Russell von der Bournemouth University gegenüber Live Science. Solche Hinweise deuten auf rituelle Handlungen oder gar ein Opfer hin, das Teil der Glaubensvorstellungen des keltischen Stammes gewesen sein könnte, der damals in der Region lebte.

Der archäologische Fund wurde während der Arbeiten an der Siedlung der Durotriges gemacht – einem keltischen Stamm, der lange vor der römischen Eroberung in Südengland lebte. In früheren Grabungen an derselben Stätte fanden Forschende bereits zwei weitere Skelette von Frauen, die ebenfalls mit dem Gesicht nach unten beerdigt waren. Eine der Toten wies laut Russell sogar eine durchtrennte Kehle auf. Diese wiederholten Funde deuten darauf hin, dass Opferungen möglicherweise Teil der gesellschaftlichen Rituale dieses Stammes waren.

Lesetipp: Archäologischer Fund: Uralter Goldschatz in Sachsen entdeckt

„Ich konnte nicht aufhören zu weinen“

Für die beteiligten Forscher*innen war die Entdeckung ein emotionaler Moment. „Das Team war besonders schockiert, als es hörte, dass es sich hierbei um ein Menschenopfer gehandelt haben könnte“, sagte Dr. Russell laut einer Mitteilung der Bournemouth University. Auch Moderatorin Sandi Toksvig zeigte sich bewegt. Sie erzählte in einem Interview: „Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Den Kopf dieses Menschen in meinen Händen zu halten, war eines der größten Privilegien meines Lebens.“ Der archäologische Fund führte ihr eindrücklich vor Augen, wie grausam und zugleich faszinierend die Geschichte der frühen britischen Stämme sein kann.

Neben der schaurigen Entdeckung liefert der archäologische Fund auch neue Erkenntnisse über die gesellschaftliche Struktur der Durotriges. DNA-Analysen deuten laut The Independent darauf hin, dass der Stamm matrilinear organisiert war. Frauen besaßen vermutlich das Land, während Männer aus anderen Regionen hinzukamen. „Dies ist das erste Mal, dass Belege für matrilineare Gemeinschaften in der westeuropäischen Vorgeschichte dokumentiert wurden“, so Russell. Diese Entdeckung wirft ein neues Licht auf das soziale Gefüge der Eisenzeit und zeigt, dass Frauen im damaligen Britannien eine weit größere Rolle spielten, als lange angenommen.

Die Untersuchungen zu dem archäologischen Fund sind allerdings noch nicht abgeschlossen. Weitere DNA-Analysen sollen nun klären, woher das Mädchen aus dem Grab stammte und ob sie Teil der lokalen Gemeinschaft war. Für die Wissenschaft eröffnet der grausame Fund damit nicht nur neue Erkenntnisse über Gewalt und Rituale in der Eisenzeit, sondern auch über frühe Formen gesellschaftlicher Organisation – und erinnert daran, wie eng Tod, Glaube und Macht einst miteinander verbunden waren.

Quellen: Life Science, Bournemouth University, The Independent

Hinweis: Ukraine-Hilfe

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.