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Antarktis: Forscher entdecken seltsame Struktur am Meeresboden – „wir waren ratlos“

Eigentlich waren die Forschenden auf der Suche nach einem berühmten Expeditionsschiff, das im Jahr 1917 unterging. Doch dabei stießen sie auf seltsame Formationen am Meeresgrund.

Eisberg in der Antarktis.
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Die Antarktis – wer hat sie eigentlich entdeckt?

Im Jahr 1820 stieß eine russische Expedition erstmals auf Ausläufer der Antarktis. Gerade mal ein Jahr später entdeckten amerikanische Forscher ihr Festland.Doch waren sie tatsächlich die ersten Menschen, die den Kontinent erforschten? Tatsächlich scheint es, als sei sie schon lange vorher besucht worden.

Was als Suche nach einem legendären Wrack begann, endete mit einer unerwarteten Entdeckung. Im Weddellmeer der Antarktis stießen Wissenschaftler*innen auf über 1.000 kreisförmige Vertiefungen am Meeresboden. Die klaren, regelmäßig angeordneten Formen stellten die Forschenden vor Rätsel.

Antarktis: „Ökosysteme stehen unter dem Druck“

„Wir waren zunächst ratlos!“, sagte Meeresbiologe Russ Connelly von der Universität Essex gegenüber IFLScience. Bei genauerer Untersuchung stellte sich dann heraus, dass die Vertiefungen keineswegs zufällig entstanden waren. Das ferngesteuerte Unterwasserfahrzeug, das im Rahmen einer Expedition in die Antarktis eingesetzt wurde, hatte eine riesige Kolonie von Fischnestern entdeckt. Die Strukturen gehörten zur sogenannten Art Lindbergichthys nudifrons, auch bekannt als Gelbflossen-Notie. Jedes Nest war dabei sorgfältig angelegt und offenbar von einem Elterntier bewacht. Laut den Forschenden dient das als Überlebensstrategie: Nester in der Mitte bieten Schutz, während stärkere Fische an den Rändern patrouillieren.

Die Wissenschaftler*innen sehen darin ein weiteres Beispiel für die komplexen Ökosysteme, die selbst in der rauen Umgebung der Antarktis existieren. Sie betonen, dass die Entdeckung weit über reine Neugier hinausgeht und neue Argumente für den Schutz des Weddellmeeres liefert, eines der letzten weitgehend unberührten Meeresgebiete der Erde.

„Viele antarktische Ökosysteme stehen unter dem Druck verschiedener Länder, für Bergbau, Fischerei und generell die Ausbeutung der Umwelt freigegeben zu werden“, zitiert Science News den Fischbiologen Thomas Desvignes von der University of Alabama in Birmingham, der nicht an der Studie beteiligt war. „Das ist ein weiterer Grund, warum wir das Weddellmeer schützen sollten“, führte er fort.

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„Wir müssen herausfinden, was sich dort draußen befindet“

Die Entdeckung gelang nur, weil sich 2017 der gewaltige Eisberg A68 vom Larsen-C-Schelfeis löste. Dadurch wurde erstmals ein Bereich freigelegt, der über Jahrhunderte unter einer dicken Eisschicht verborgen war. Als das Forschungsschiff SA Agulhas II die Region 2019 erkundete, hoffte man eigentlich, das Wrack von Ernest Shackletons Schiff Endurance zu finden.

Die Fischnester zeigen eindrucksvoll, wie viel Leben sich in den Tiefen der Antarktis verbirgt – und wie wenig wir darüber wissen. „Wir müssen herausfinden, was sich dort draußen befindet, bevor Arten, von deren Existenz wir nicht einmal wussten, für immer verschwunden sind“, sagte Connelly. Die Expedition hat also nicht nur ein Kapitel der Polargeschichte ergänzt, sondern auch ein neues Verständnis für das Leben unter dem Eis eröffnet.

Quellen: IFLScience, Science News

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