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Keine Angst mehr vor dem digitalen Gold: Bei Blockchain ist das Problem die Lösung

Tag zwei auf der Blockchain-Konferenz EventHorizon in Berlin stellt die Technologie in Frage. Denn sie ist noch immer nicht da, wo Investoren, Start-ups und Energielieferanten sie gerne hätten.

Julian Hosp
Julian Hosp sprach am zweiten Tag der EventHorizon 2018. Eigentlich wollte er etwas Vernünftiges lernen und wurde am Ende Blockchain-Gründer. Foto: Katharina Nickel

Wenn man einmal ehrlich ist – und das muss sich bei der EventHorizon auch die Mehrheit der Start-ups und Investoren eingestehen – ist mit der Blockchain seit dem vergangenen Jahr noch nicht so viel erreicht worden wie gehofft. Haben 2017 noch 35 Unternehmen im Energiemarkt die dezentralisierte Peer-to-Peer-Technologie in ihr Geschäftsmodell integriert, sind es 2018 immerhin bereits 150. In der Zwischenzeit hat Nordamerika, das im vergangenen Jahr noch gemessen am Kapitalvolumen des Marktes, führend war, den ersten Platz eingebüßt – zugunsten Europas.

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Doch die große gesellschaftliche Disruption braucht wohl noch ein bisschen Zeit. Den Grund dafür vermutet zumindest Thierry Mortier, Partner bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, in den Management-Etagen der großen Unternehmen. Wenn Blockchain noch mehrheitlich als Wagniskapital eingeschätzt und verbucht wird, wie soll die Technologie mit ihren Akteuren überhaupt ernstgenommen werden? Die Zeit wird wird es zeigen, so Mortier.

„Blockchain hat den Bitcoin-Hype nicht verdient“

Julian Hosp sieht das ganze positiver. Hosp tritt auf wie ein Mark Zuckerberg, begeistert, animierend, sich selbst vermarktend. Nur, dass er kein blässlicher Informatiker ist, der vor Jahren in einer Garage ein Netzwerk gründete, sondern ein „kalifornischer Surferboy“, der, um etwas „Vernünftiges“ zu machen, Medizin studierte, aber schließlich Blockchain-Gründer wurde. Über 17.000 Follower hat er auf Instagram, streamt sein Panel auf der EventHorizon gleich auf zwei sozialen Kanälen ins Netz.

Hosps Unternehmen Tenx bietet eine Debitkarte an, die Kunden mit Kryptowährungen aufladen können. Ihm geht es jedoch um mehr als Bitcoin und Co.: „Viele Menschen warten mit Lösungen auf und suchen dann die Lösung zu ihrer Lösung“, sagt er. „Warum nehmen wir nicht ein Problem und suchen seine Lösung?“ Und welches Problem könnte die Blockchain lösen? „Schaut mal“, erklärt Hosp, „Ich bräuchte eigentlich kein dezentrales System, um Geld hin- und herzuschicken, richtig? Dafür gibt es ja zum Beispiel PayPal. Was PayPal aber nicht kann und Kryptowährungen schon, ist eine finanzielle Absicherung zu schaffen. Kryptowährungen sind das digitale Gold und verdienen allein deshalb den Bitcoin-Hype nicht.“

Wer die Coins erwerbe, sichere sich nicht gegen eine Bank ab, sondern, so Hosp, gegen die vielen Systeme, die aktuell in unserer Welt riskieren zu kollabieren, weil sie zentral gesteuert werden würden, durch Banken etwa, Regierungen oder Wirtschaftsunternehmen. Am Anfang sei die Frage gewesen „Wie können wir ein System schaffen, in dem niemand federführend ist, das aber auf der einen Sache aufbaut, die sich niemals wandeln wird: dem Wandel selbst?“ Für Hosp würden uns die Netzwerkeffekte absichern, wie es sonst nur Gold vermag.

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Brauchen wir „smarte Regeln“?

Der Blockchain-Hype, den viele Teilnehmer der EventHorizon verspüren, gründe auf dem rasanten Anstieg des Bitcoin-Kurses zum Ende des vergangenen Jahres. Smart Contracts könnten helfen der Technologie das zu geben, was sie anscheinend benötigt: Seriosität.

Ob dazu „smarte Regeln“ nötig sind, die die dezentralisierten Transaktionen wenigstens ein bisschen strukturieren, bleibt erst einmal offen, auch in den Diskussionen auf der Konferenz. Was ist schließlich, wenn das eigene Haus Feuer fängt und der smarte Vertrag, zu dem kein menschlicher Gegenpart mehr nötig ist, in seiner Entscheidung versagt? Woher soll „er“ wissen, ob es sich nicht um einen Versicherungsbetrug handelt?

Angesichts der Tatsache, dass die Blockchain-Technologie ein dezentrales Datennetzwerk bereitstellt, das vor allem im Energiesektor so dringend benötigt wird, mag es verständlich sein, dass sie noch nicht dort angekommen ist, wo ihre Akteure sie gerne sehen. Wie andere Technologien auch, muss sie zunächst die menschliche Skepsis überwinden. Doch schließlich „finden wir Menschen immer eine Lösung“, findet Hosp. Oder?

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Mehr zur EventHorizon 2018:

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Noch bis zum 19. April findet die EventHorizon im Kraftwerk Berlin statt. futurezone ist Medienpartner und wird weiter live für euch von der Konferenz berichten. Mehr Eindrücke vom Event gibt es in unserer Bildergalerie.

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