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Amazon steigt ins Tabletten-Geschäft ein

Mit Kauf der Versandapotheke PillPack kann sich Amazon in den USA die Möglichkeit sichern, verschreibungspflichtige Medikamente zu verkaufen. Was bedeutet das für den deutschen Markt?

Bunte Pillen auf dunklem Untergrund
Amazon hat sich eine Online-Apotheke einverleibt und sich damit den Weg in den Medikamentenhandel geebnet. Foto: imago/JuNiArt

Amazon wagt durch die Übernahme der Online-Apotheke PillPack den Schritt in den Medikamentenhandel. Das Start-up spezialisiert sich auf die Betreuung von Patienten, die Arzneimittel auf Rezept bekommen: Die Firma stellt die Medikamente zusammen, organisiert den Versand und sorgt auch für Nachschub bei chronischen Erkrankungen. Amazon nannte am Donnerstag keinen Kaufpreis.

Amazons Apotheken-Plan könnte aufgehen

Laut der deutschen Apothekerzeitung ist dieser Schritt von Amazon auf mehreren Ebenen sehr clever gewählt. Erstens fokussiere sich PillPack nicht auf das Geschäft einer Apotheke im klassischen Sinne, sondern auf Lieferqualität und Therapietreue – also auf Faktoren, denen heute eine hohe Bedeutung zukommt. Die Lieferung von dosengenauen Packungen direkt nach Hause stellt für chronisch Kranke einen enormen Mehrwert dar. Nicht nur in den USA, sondern auch in Europa.

Auf der anderen Seite ermöglicht es PillPack Amazon, an die für den Verkauf nötigen Apothekenlizenzen zu gelangen, da das Start-up bereits darüber verfügt. Die Hürde, in den Versand von Medikamenten einzusteigen, ist für Amazon dadurch deutlich niedriger.

In Deutschland hätte es Amazon schwer

Wie verhält es sich aber mit dem deutschen Markt? Laut Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. hätte es der weltweit größte Online-Händler hierzulande nicht so leicht. „In Deutschland ist es nur Apotheken erlaubt, verschreibungs- und apothekenpflichtige Arzneimittel abzugeben. Aufgrund des Fremdbesitzverbotes ist es für Amazon nicht möglich, eine Apotheke in Deutschland zu eröffnen. Als juristische Person würde Amazon keine Betriebserlaubnis erhalten.“

Der Grund dafür ist simpel: „Der Arzneimittel-Versandhandel ist in Deutschland unter anderem an die Voraussetzung geknüpft, dass dieser über eine Präsenzapotheke erfolgt. Daher sind in diesen Fällen Kooperationen mit Präsenzapotheken erforderlich.“ Wollte Amazon also beispielsweise über eine europäische Versandapotheke Medikamente nach Deutschland liefern, „müsste diese entweder nach deutschem Recht zum Versandhandel befugt sein oder das dortige nationale Recht müsste dem deutschen Apothekenrecht im Hinblick auf die Vorschriften zum Versandhandel entsprechen.“

Online-Apotheke PillPack scheinbar beliebtes Übernahmeziel

Dass die Sachlage in Amerika anders ist, zeigt sich unter anderem daran, dass Amazon nicht als einziger Konzern an PillPack interessiert war: Im April hatte der Fernsehsender CNBC berichtet, PillPack stehe vor der Übernahme durch den Supermarkt-Riesen Wal-Mart. Der Preis liege unterhalb der Marke von einer Milliarde Dollar, hieß es damals unter Berufung auf informierte Personen. Wal-Mart baut gerade massiv sein Online-Geschäft aus, um Amazon Paroli zu bieten.

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