Veröffentlicht inDigital Life

Retro-Serie #ThrowbackThursday: Jambas Klingeltonterror in den 90er Jahren

Immer donnerstags stellt futurezone.de Themen vor, die die Netzkultur prägten – voll retro, aber häufig noch aktuell. Heute: bekloppte Frösche und tanzende Nilpferde von Jamba.

Die Ankündigung von MTV, ab dem kommenden Jahr wieder in Deutschland wieder frei empfangbar zu sein, hat bei uns sentimentale Erinnerungen ausgelöst. Erinnerungen an großartige Musikvideos, tolle Shows und die wunderbaren MTV News. Doch plötzlich wurden wir nervös. Zwischen all die schönen Eindrücke aus der Vergangenheit mischte sich ein unangenehmes Gefühl. Irgend etwas stimmte nicht. Und dann fiel uns alles wieder ein …

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Werbeterror rund um die Uhr

Niemand, der in den 90er- und frühen 00er-Jahren aufgewachsen ist, konnte sich ihnen entziehen: den Werbespots für Klingeltöne, Spiele und sonstigen Unsinn, den man sich für viel Geld auf sein Handy laden sollte. Doch ein Anbieter provozierte die Geduld der Fernsehzuschauer besonders stark: Jamba. Denn mit einem Werbebudget von 90 Millionen Euro alleine im Jahr 2004, gab es einfach kein Entkommen. Die grellen und lauten Spots waren immer da, ganz gleich, wann man seinen Lieblingsmusiksender einschaltete.

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Tötet Sweety

Einige waren offenbar dermaßen von den tanzenden Kücken, irren Fröschen und sonstigen völlig wahnsinnigen Kreaturen genervt, dass es Online-Spiele gab, die ganz offen den Tot der flauschigen Schreihälse forderten. Selbst Spiegel Online berichtete im Jahr 2005 über ein extrem beliebtes Flashspiel, dessen einziges Ziel es war, den Nervvogel „so gründlich wie möglich zu vermöbeln, mit Flammenwerfern zu grillen, und mit Kettensägen zu zersägen.“

Astronomische Preise und Abofallen

Viel schlimmer als die mediale Dauerdröhnung durch Jamba war jedoch das Geschäftsmodell der Berliner, die dahinter steckten. Das Unternehmen stand des Öfteren in der Kritik, seine vor allem junge Zielgruppe gezielt zu täuschen und so in kostspielige Abos zu locken. Und in der Tat: Die flackernden und extrem hektischen Clips lenkten die Blicke der Zuschauer weg von den ohnehin kaum lesbaren AGBs hin zu der Bestellnummer für den Ton, das Spiel oder das Hintergrundbild. Die Preise reichten von zwei Euro für einen einzigen Ton bis hin zu sechs Euro für monatliche Abonnements. Dass sie tatsächlich einen Vertrag mit monatlich wiederkehrende Kosten abgeschlossen hatten, wussten wohl die wenigsten der zumeist jugendlichen Kunden.

Unternehmen der Samwer-Brüder

Jamba wurde von den Samwer-Brüdern gegründet. Die Geschwister sind in der deutschen Start-Up-Szene bestens bekannt. So investierten sie entweder direkt oder über Firma Rocket Internet in Firmen wie Facebook oder Zalando. Berüchtigt sind sie dafür, dass sie lediglich die Ideen anderer bis ins Detail kopieren würden, so etwa im Falle ihrer Firma Alando, die eine Kopie der Handelsplattform eBay war. Nur wenige Wochen nach der Gründung verkauften die Brüder das Unternehmen wieder – an eBay.

Was machte Jamba so erfolgreich?

Was wir heute schnell vergessen: Mal eben mit seinem Smartphone über das LTE-Netz den neusten Song herunterladen, war damals nicht möglich. Wenn überhaupt, konnte man einzelne Songs umständlich von seinem Computer auf das Telefon laden – in den meisten Fällen aber war die Speicherkapazität der Handys derart klein, dass auch diese Option ausblieb. Jamba traf einen Nerv und bot den Zuschauern für verschiedene Telefonmodelle angepasste Töne und Bilder an.

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