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Der neue selbstfahrende Toyota hat zwei Lenkräder

Toyotas neues Roboterauto soll unerlaubte Spritzfahrten des Autopiloten verhindern. Erst kürzlich hatte die US-Verkehrsbehörde Sicherheitsbedenken zu autonomen Systemen geäußert.

Der Lexus LS 600hL fährt als Testauto im Silicon Valley.
Der Lexus LS 600hL fährt als Testauto im Silicon Valley. Foto: Toyota

„Das wahrnehmungsfähigste Auto der Welt“: So beschreibt James Kuffner, Chief Technology Officer beim Toyota Research Institute (TRI) den Forschungsprototypen des neuen autonomen Fahrzeugs der Marke. Das Institut mit Sitz im Silicon Valley hat die neueste Version des selbstfahrenden Autos am Mittwoch der Öffentlichkeit präsentiert. Verbesserte Sensoren sowie zwei Lenkräder sollen die Kontrolle des menschlichen Fahrers besser auf den Autopiloten übertragen können.

Das Lexus LS 600hL-Testfahrzeug ist zudem mit einem Lidar-System ausgestattet, das optische Abstands- und Geschwindigkeitsmessungen ähnlich dem Radar vornimmt. Camera Arrays sorgen für extrem hochauflösende Bilder, die in einer Einstellung zeitsynchron aufgenommen werden. Zusammen mit einem Radar ist diese Ausstattung, einem Bericht von The Verge zufolge, eine schrittweise Verbesserung zu dem Modell, dass Toyota im März diesen Jahres präsentierte.

„Chaffeur“ und „Guardian“

Eine noch unbekannte Anzahl an Lexus LS 600hL-Fahrzeugen testet das TRI derzeit sowohl auf privaten Strecken als auch auf öffentlichen Straßen in Kalifornien, Michigan und Massachussetts. Zwei autonome Systeme sollen mit dem neuen Testwagen erprobt werden: der „Chaffeur“ und der „Guardian“.

„Chaffeur“ ordnet sich auf Level 4 der Skala des autonomen Fahrens ein, dem vollautomatisierten Fahren. Dabei bewegt sich das Auto bereits die meiste Zeit alleine und parkt selbst, ist jedoch noch an bestimmte geographische Räume wie Städte oder Autobahnen gebunden. Aber auch Level 5, das fahrerlose Auto, wird mit dem „Chaffeur“ getestet. Dabei sind die geographischen Grenzen des Fahrzeugs komplett aufgehoben.

„Guardian“ ist ein Fahrassistenz-System ähnlich dem Autopiloten von Tesla (der wiederum in letzter Zeit heftig in die Kritik geraten ist). Es beobachtet und überwacht die Umgebung des Fahrzeugs und warnt den Fahrer vor möglichen Gefahren. Wenn nötig, greift das System selbst unterstützend ein, um einen Unfall zu verhindern. Darüber hinaus kontrolliert der „Guardian“ das Verhalten des Fahrers im Auto mit einem Infrarot-Sensor auf der Lenkradsäule. So können Schläfrigkeit oder Ablenkungen erkannt werden.

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Das zweite Lenkrad nennt Kuffner vom TRI eine „einzigartige duale Cockpit-Konfiguration“. Im Falle einer Konfrontation mit einem Hindernis, sei es eine Art doppelter Absicherung, die dem Fahrer im Autopilot-Modus eine gefahrlose Fahrt gewährleiste. „Handhabung und Sicherheit sind für uns und Toyota allgemein sehr wichtig“, sagte Kuffner vom TRI. „Um die Technologie [des autonomen Fahrens, Anm. d. Red.] sicher zu implementieren, ist eine Überwachung des Fahrers unerlässlich. Es muss sichergestellt sein, dass der Fahrer ganz bei der Sache ist.“

Warnung an Tesla und andere Hersteller

Erst vor knapp zwei Wochen hatte die US-Verkehrsbehörde, das National Traffic Safety Board, eine Warnung herausgegeben, die sich vor allem an die Beteiligten eines Tesla-Unfalls vom Mai 2016 richtete, bei dem ein 40-jähriger US-Bürger ums Leben gekommen war. Der damalige Befund der Behörde: „Die Automatic Emergency Braking (AEB) oder Teslas Autopilot-System könnte nicht so funktionieren, wie es designt worden ist und erhöht daher das Risiko eines Unfalls.“ Die Warnung wurde zusätzlich auf alle Automobilhersteller ausgeweitet, die mit autonomen System experimentieren würden.

Kuffner beharrte darauf, dass der neue Test-Toyota „over-engineered“ sei, um ihm so sicher wie möglich zu machen. Im Gegensatz zu Tesla ist der Hersteller auch zurückhaltender dabei, seine autonomen Systeme an die Öffentlichkeit zu bringen. Toyota sei gut positioniert, so Kuffner. Das System würde auf den Markt gebracht, wenn es soweit sei.

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