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„Die Mutter aller Demonstrationen“: Die Maus wird 50 Jahre alt

Bei einer spektakulären Präsentation im Jahre 1968 wurden bereits Features vorgestellt, die für uns heute selbstverständlich sind. Auch die Maus hatte bereits einen Auftritt.

Die Abbildung zeigt die Ur-Maus aus Holz und mit Metalrädchen.
Foto: SRI International/CC BY-SA 3.0

Als Vater des „Personal Computer“ gelten viele bekannte Persönlichkeiten, wie Steve Jobs, Konrad Zuse, Bill Gates und Alan Turing. Doch der Name Douglas Engelbart ist nur wenigen Menschen bekannt. Ohne den 2013 verstorbenen US-Informatiker wären aber viele Dinge, wie das Internet, Videotelefonie oder Textverarbeitung, heute unvorstellbar. Und er legte den Grundstein dafür bereits 1968, als er diese Technologien in ihrer Urform der Öffentlichkeit präsentierte.

Entwicklungen ihrer Zeit voraus

1968 war Engelbart am Stanford Research Institute tätig und beschäftigte sich dort vor allem mit der Frage, wie Computer Menschen im Alltag unterstützen könnten. Dazu entwickelte er mit seinem Team das System NLS (kurz für oN-Line System). In einem Zeitalter, in dem Computer noch über mechanische Schalter und Lochkarten bedient werden mussten, war die grafische Benutzeroberfläche von NLS revolutionär. Die dabei präsentierten Technologien waren dermaßen stark ihrer Zeit voraus, dass der bekannte IT-Journalist Steven Levy die Präsentation später als „die Mutter aller Demonstrationen“ bezeichnete.

So zeigte Engelbart etwa, wie mit einem Mausklick Text kopiert, verschoben oder als Unterelement einer Liste angelegt werden kann. Derart einfache Funktionen, die heute selbstverständlich sind, sorgten 1968 unter den 1.000 Zuschauern in San Francisco für Standing Ovations. „Einer flog über das Kuckucksnest“-Autor Ken Kesey nannte das System nach einer privaten Vorführung sogar „das nächste große Ding nach LSD“.

Xerox verpasst die Chance

Obwohl die Präsentation gefeiert wurde, blieb die Revolution vorerst aus. Viele der Team-Mitglieder entwickelten die Features an anderen Instituten weiter, unter anderem bei PARC, dem Forschungszentrum des Druckerherstellers Xerox, das 1973 einen der ersten PCs entwickelte. „Xerox hätte die PC-Branche heute beherrschen können“, sagte Apple-Gründer Steve Jobs später in einem Interview. Er wusste warum, denn er holte sich über einen Deal Zugang zum Forschungslabor.

Apple entwickelt die Maus weiter

Dort holte man sich unter anderem das Know-How, um den „Lisa“ zu entwickeln – den ersten Apple-PC mit Maus und grafischer Benutzeroberfläche. Hier schließt sich auch wieder der Kreis zu Engelbart: Apple lizenzierte Engelbarts Patent für die Maus für günstige 40.000 US-Dollar. Der heute fast 900 Milliarden schwere US-Konzern musste Engelbarts Konstruktion jedoch überarbeiten. Die „Ur-Maus“ mit Metallrädern kostete in der Produktion mehrere hundert Dollar und war meist bereits nach zwei Wochen kaputt. Apple-Ingenieure konstruierten eine neue Version mit Kunststoff-Kugel, die der heutigen Maus deutlich näher kommt.

Die Erfindung der Maus ist zum Teil auch der Raumfahrtbehörde NASA zu verdanken, die Engelbarts Forschung finanzierte. Für den Einsatz in der Schwerelosigkeit eignete sich die Maus jedoch nicht, weswegen die NASA auf die Erfindung verzichtete. Der Ursprung des Namens bleibt jedoch unklar: „Wir haben einfach irgendwann angefangen, es so zu nennen“, sagt Engelbart.

Dieser Artikel erschien zuerst auf futurezone.at.

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