Veröffentlicht inDigital Life

Es ist Zeit für das Ende von Facebook, Amazon, Google und Apple …

… zumindest laut dem US-Medienprofessor Scott Galloway. Er ist weiterhin überzeugt, dass man diese Firmen auflösen sollte, wenn man einen gesunden Wettbewerb im Markt behalten wolle.

Scott Galloway bei einem Vortrag
Scott Galloways Buch The Four: Die geheime DNA von Amazon

Bereits zum dritten Mal kam Scott Galloway, Professor für Medienwissenschaften an der New York University, nach München, um auf der Digital Life Design Konferenz zu sprechen. Seine bisherigen Vorträge wurden bei YouTube hunderttausendfach angesehen. Das Thema seines diesjährigen Vortrags war sein neues Buch „The Four: The Hidden DNA of Amazon, Apple, Facebook and Google“, das 2017 erschienen ist.

Tech-Konzerne sind Götter unserer Zeit

Darin fordert er die Auflösung der Großkonzerne Facebook, Google, Apple und Amazon und erklärt, weshalb. Zu Beginn seines Vortrags stellte er klar, dass er ein Fan der genannten Konzerne wäre. Jedoch hätte er durch seine intensive und mehrjährige Beschäftigung mit ihnen eine Erkenntnis gewonnen, die für einen gesunden und funktionierenden Markt notwendig sei: „Ich bin zu 100 Prozent sicher, dass es Zeit ist, diese Firmen aufzulösen“, sagte Galloway.

Seiner Meinung nach sind die vier Tech-Unternehmen einfach mittlerweile zu groß und mächtig geworden. Galloway vergleicht sie mit Göttern unserer Zeit. Sie haben das Vermögen, grundlegende Instinkte zu befriedigen, und haben dadurch mehr Marktkapital angehäuft, als das Bruttoinlandsprodukt der USA ausmache.

Zu viel Macht von Facebook und Co.

Galloway sagte, zu seiner Erkenntnis käme er nicht aufgrund der vielen fragwürdigen Praktiken von Facebook, Google und Co. Es sei aber wichtig, dieses Fehlverhalten zu kritisieren. So sieht er es als falsch an, dass die Plattformen Fake News verbreiten und geht so weit zu sagen, dass, basierend auf den aufkommenden Studien über soziale Netzwerke, sie eigentlich für Kinder unter 18 Jahren verboten werden sollten.

Zudem sieht er die Macht einer Einzelperson als gefährlich an, wie es bei Mark Zuckerberg der Fall ist. Zuckerberg könne praktisch die Stimmungen von Millionen Menschen manipulieren, er könne Produkte beliebig groß werden lassen oder vernichten, oder beinahe jeden Konkurrenten aus der Tech-Branche zerstören.

Zudem wundert der US-Forscher sich, dass die großen Technologieunternehmen nicht darauf reagieren würden, dass mittlerweile erwiesen sei, wie soziale Netzwerke junge Menschen depressiv machten. In anderen Bereichen hätte man in einem derartigen Fall sofort reagiert, so Galloway.

Auch im Hinblick auf die Ehrlichkeit sähe es für die genannten vier Konzerne schlecht aus. Sie versteckten hinter leeren Phrasen müde Entschuldigungen, weshalb sie auf Kritik oder Studien nicht reagierten. Eine Teilschuld, so Galloway, läge jedoch auch bei den Bürgern, die beispielsweise keine Regierung gewählt hätten, die gegen solche Praktiken vorginge.

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Bürger tragen Mitschuld an übermäßiger Macht der Konzerne

Der Grund dafür, die Firmen aufzulösen, wäre aber einzig, so betonte er, dass sie andere Märkte wettbewerbsunfähig machten. „Die Märkte versagen. Der Schlüssel zu funktionierenden Märkten ist, dass keine Firma zu viel Macht hat. An diesem Punkt sind wir lange vorbei.“ Der Marktwert eines Unternehmens alleine zementiere nicht seine Macht.

Vielmehr wäre es problematisch, dass ganze Regierungen mitterweile ihre bürgerlichen Pflichten und die Steuer-Entscheidungen an die Konzerne abtreten würden, wie im Falle des neuen H2Q-Headquarters von Amazon. Überhaupt scheinen Amazons hohem Aktienwert zufolge Investoren bereits davon auszugehen, dass der Konzern bald das Monopol über die Preisbildung haben werde. Ebenso führt Galloway den riesigen Marktanteil von Amazon in den Bereichen E-Commerce, Cloud Computing und smarten Lautsprechern an.

Niedere Beweggründe der Tech-Riesen

Galloway mutmaßte, Amazons CEO Jeff Bezos rechnete damit, dass das Unternehmen in nächster Zeit genauer untersucht würde. Daher hätte er vorsorglich die Tageszeitung The Washington Post gekauft und das Lobbyteam in Washington D.C. deutlich aufgestockt – alles, um einflussreich zu bleiben. Google würde in der Zwischenzeit 90 Prozent der Suchen im Netz ausmachen und Traffic auf eigene Seiten umleiten, statt Wettbewerber zu berücksichtigen.

Facebook würde des Weiteren inzwischen das Mobilnetz gehören, da dem Konzern der Großteil der erfolgreichsten Apps für Mobiltelefone gehörten.

Die Wut vieler Menschen auf Amazon, Facebook, Google und Apple erklärte sich Galloway einfach: Sie glauben noch daran, dass Technologie vor allem weiterentwickelt wird, um Gutes zu tun und die Welt zu bereichern. Der Fokus dieser Konzerne läge jedoch offensichtlich ganz woanders: „Und wozu wurde die Ansammlung von Kreativität, IQ und Kapitel zusammengebracht? Eine kollektive Mission. Sie wurden zusammengebracht, nicht, um den Welthunger zu lindern, sondern, um einfach noch einen verdammten Nissan zu verkaufen.“

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Google und Co. schaden dem Wettbewerb

Die großen Tech-Konzerne aufzulösen, bringe den Wettbewerb in Schwung, so Galloway, was wiederum neue Jobs, ein besseres Steueraufkommen sowie mehr Innovation bringe. Als Beispiel führte er einen Fall aus den späten 1990er Jahren an, in dem das US Department of Justice Microsoft aufforderte, die „Vernichtung“ kleinerer Firmen einzustellen. Wäre dies nicht geschehen, so der Forscher, wäre Google nie geboren worden.

Galloway macht sich keine Illusionen darüber, dass die Sillicon Valley-Unternehmen versuchen werden zu verhindern, dass ihre Macht eingeschränkt wird, und dass sie Verfechter seiner Thesen als Liberale und Schwächlinge darstellen könnten, die Angst vor Wettbewerb und Innovation hätten.

Daher ist es, laut Galloway, wichtig, sich zu erinnern, dass die Wahrheit genau das Gegenteil ist. „Der Grund, aus dem wir diese Unternehmen auflösen, ist, dass wir Kapitalisten sind. Diese Unternehmen sind nicht mehr wettbewerbsfähig. Sie können nicht mehr widerstehen, ihre Marktmacht zu missbrauchen“, schloss Galloway seinen Vortrag. Darauf, wie genau man dieses Ziel erreichen könnte – außer mit ihrer Auflösung – geht er jedoch nicht detaillierter ein.

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