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„Bill Clinton als Serienmörder enttarnt“: Zwischen Satire und Fake News

Extreme Ansichten und Verschwörungstheorien sind die Themen, mit denen Satireseiten offenbar am meisten Menschen überzeugen können – so auch in den USA.

Bill Clinton
Blairs Fake-Beiträge erreichen rund sechs Millionen Menschen. Foto: imago/MediaPunch

Der 46-jährige Demokrat Christopher Blair betreibt eine Satireseite auf Facebook. Den Anstoß dazu bot ihm offenbar der US-Wahlkampf vor zwei Jahren – er wollte sich über die extremen Ansichten rechter Randgruppen lustig machen. So verfasste er gemeinsam mit Freunden Posts und Texte, in denen er die Clintons, Obama, Immigration und den Islam in den Dreck zog.

Weiterverbreitung durch Fake-News-Seiten

Wie die Washington Post berichtet, blieb es jedoch nicht bei diesem scherzhaften Webauftritt Blairs. Denn die Meldungen, die er absetzte wurden nicht als Satire erkannt, sondern in vielen Teilen für bare Münze genommen und mitunter von mazedonischen und russischen Fake-News-Seiten weiterverbreitet. Was als ein Spaß unter Freunden begann, erreicht mittlerweile rund sechs Millionen Nutzer.

Mit dem Aufruf „Teilen, wenn ihr wütend seid!“, der sich unter vielen von Blairs Posts wiederfindet, hat sich die Satire-Seite innerhalb der vergangenen zwei Jahre zu einer der Top-Anlaufstellen für konservative Trump-Supporter über 55 entwickelt. Ähnliche Effekte erzielten Aussagen wie „Klickt auf LIKE, wenn ihr der Meinung seid, dass wir die Sharia davon abhalten müssen, nach Amerika zu kommen, bevor es zu spät ist.“

Die ernste Seite der Satire

„Egal wie rassistisch, wie bigott, wie beleidigend, wie offensichtlich unecht wir werden, die Leute kommen immer wieder“, schrieb Blair einmal auf seiner eigenen Facebook-Seite. „Wo ist die Grenze? Gibt es jemals einen Punkt, an dem die Leute erkennen, dass sie Müll bekommen und sich dafür entscheiden, in die Realität zurückzukehren?“

Was die Besucher der Seite jedoch nicht wissen: Christopher Blair hat sie genau im Auge. Mit etwa hundert weiteren Personen durchforstet der 46-Jährige die Kommentare unter seinen Fake-Artikeln nach beleidigenden und rassistischen Äußerungen oder ähnlichen Verstößen, die er anschließend nicht nur Facebook sondern teils auch dem Arbeitgeber des jeweiligen Nutzers meldet.

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Meldungen wie „Datet Michelle Obama wirklich Bruce Springsteen?“ oder geheime Beweise darüber, dass Bill Clinton eigentlich ein Serienkiller sei, können recht leicht als Satire erkannt werden. Umso beunruhigender scheint die Resonanz, die Blairs Posts dennoch erhalten. Gegenüber der Post erklärte er, dass aufgrund seiner Meldungen bereits Hunderte Accounts geschlossen und Arbeitnehmer entlassen worden seien.

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