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Frankreichs Schüler sind ab sofort ihre Smartphones los

Das Handy-Verbot an Frankreichs Schulen ist beschlossenen Sache. Selbst in den Pausen sind Smartphones jetzt tabu. Gibt es Konsequenzen für deutsche Kindern?

Schüler benutzen Smartphones im Unterricht
In Deutschland darf der Lehrer bestimmen

Frankreichs Parlament hat ein Handy-Verbot an Schulen beschlossen und damit bestehende Vorhaben erweitert. Am Montag einigte man sich in letzter Abstimmung darauf, dass Kinder an Vor- und Grundschulen bis zum Alter von 15 Jahren ab Herbst keine Mobilfunktelefone mehr nutzen dürfen, die über einen Internetzugang verfügen. Gymnasien stehe es frei, ein solches Verbot in Eigenentscheidung erlassen, seien aber dazu nicht verpflichtet.

Handy-Verbot an Schulen in Frankreich schon seit 2010

Mitte Dezember kündigte der französische Bildungsminister Jean-Michel Blanquer ein weitreichendes Smartphone-Verbot in Schulen des Landes an. Bisher war dort seit 2010 nur die Benutzung während des Unterrichts untersagt, das Verbot sollte aber auch auf die Pausenzeiten ausgedehnt werden.

Grund für die Maßnahme sei der negative Einfluss des Handys auf die Leistungen der Schüler. Eine Studie der London School of Economics aus dem Jahr 2015 zeigte, wie sich die Testergebnisse einer Testgruppe von 16-jährigen Schülern durch ein Smartphoneverbot um 6,4 Prozent verbesserten, was mit den Auswirkungen von fünf zusätzlichen Unterrichtstagen pro Jahr vergleichbar ist.

Das sagt der Deutsche Lehrerverband zu einem Handyverbot

Auch in Expertenkreisen wird das Thema seit längerem diskutiert. Der ehemalige Präsident des deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus sprach sich in einem Interview mit dem Spiegel bereits 2014 ganz klar für ein Handyverbot aus, da die Schule Konzentration und Besinnung voraussetzte. „Ablenkungen gibt es außerhalb von Schulen schon genug“, so Kraus.

Heinz-Peter Meidinger ist seit Juni 2017 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes.
Heinz-Peter Meidinger ist seit Juni 2017 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes.
Foto: imago

Eine andere Meinung vertritt der seit Juni 2017 amtierende Präsident des Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger. Im Gespräch mit futurezone widerspricht er seinem Vorgänger und befürwortet eine flexible Lösung.

Während des Unterrichts solle die Handynutzung verboten bleiben, außer das Smartphone könne das Lernen sinnvoll unterstützen. Gerade in den Naturwissenschaften seien die kleinen Geräte hilfreich. Versuche könne man mit den Handy-Kameras aufnehmen, um sie später genauer auszuwerten. Der Lehrer müsse nur beachten, dass Schüler ohne Smartphone nicht diskriminiert werden würden.

„Handyzeiten“ als Kompromiss

Dennoch gehe von Smartphones ein hohes Ablenkungspotential aus, auch außerhalb des Unterrichts. Daher sollten die Geräte auch innerhalb der Pausen nicht ständig benutzt werden, so Meidinger. Mit vorher vereinbarten “Handyzeiten”, beispielsweise der Mittagspause, könne man den Schülern entgegenkommen.

Allgemein sollte das Thema Smartphone-Sucht von den Schulen häufiger aufgegriffen werden. Gute Erfahrung habe er mit dem “Handyfasten” gemacht. Dabei verzichtet eine Klasse für einen festgelegten Zeitraum auf das Handy – und zwar auch in ihrer Freizeit. Nach der „Fastenzeit“ werden die handyfreien Tage rekapituliert. Laut Meidinger seien viele Schüler über den weitreichenden Einfluss des Smartphones auf den Alltag überrascht.

Mitnahmeverbot sei nicht mehr zeitgemäß

Von einem strikten Mitnahmeverbot hält Meidinger jedoch nichts. Im Notfall müssten die Kinder ihre Eltern erreichen können “Früher gab es dafür in den Schule noch Telefonzellen, doch über die Jahre wurden diese abgebaut. Heute muss ein Kind extra ins Sekretariat gehen, um bei Sondersituationen telefonieren zu können. Wenn es schnell gehen muss, ist diese Lösung nicht immer praktikabel”, so der Verbandspräsident.

Das halten andere Experten von einem Smartphone-Verbot an deutschen Schulen

Johann Beichel, Leiter des Landeslehrerprüfungsamts beim Regierungspräsidium Karlsruhe kündigte, ebenfalls im Spiegel-Interview von 2014 an, die „Face-to-Face“-Kommunikation fördern. Um im Notfall aber telefonieren zu können, dürfe das Handy griffbereit im Tornister verstaut sein.

Für ein Verbot mit klar definierten Ausnahmen sprach sich seinerzeit Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, aus. Die Digitalisierung biete großes Potential. Schulen sollten daher Smartphones gezielt in den Unterricht einbinden. Ganz ohne Grenzen dürfe die Technik den Kindern jedoch nicht überlassen werden: „Für die private Nutzung sollte die Schule aber klare Regeln vereinbaren“.

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Kommt das Handy-Verbot nach Deutschland? Das meinen unsere Leser

Unsere Facebook-Fans äußerten sich ebenfalls zu einem möglichen Handyverbot in Deutschland.

Viele sind einer eingeschränkten Nutzung des Smartphones in der Schule nicht abgeneigt, zudem sei das Ergebnis der London School of Economics, dass Smartphones die Leistungsfähigkeit einschränken, eine ausreichende Begründung für ein Verbot. Nur die Handy-Nutzung in der Freizeit solle nicht staatlich reguliert werden.

Ein User spricht sich für das Selbstbestimmungsrecht der Eltern aus.

Ein allgemeines Handyverbot für Minderjährige wurde auch als möglicher, wenn auch extremer Lösungsansatz genannt.

Handy-Verbot an Schulen? Was ist eure Meinung?

Was denkt ihr? Sollten Smartphones in der Schule komplett verboten werden oder ist eine erlaubte Nutzung in gewissen Grenzen der richtige Weg? Können die smarten Handys vielleicht sogar den Unterricht verbessern und sollten gezielt in den Lernprozess eingebunden werden? Stimmt ab und schreibt eure Meinung in die Kommentare!

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