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Flaggschiff im Test: Mit dem U11 wagt HTC einen spannenden Neustart

Nach mehreren Jahren Stille gibt der taiwanische Konzern mit seinem neuen, spiegelnden Smartphone ein kräftiges Lebenszeichen von sich.

Das Neue von HTC kann sich durchaus sehen lassen. Foto:

2010 war ein gutes Jahr: Ich feierte meinen 20. Geburtstag, zog aus den Tiefen der Südweststeiermark nach Wien und habe mir mein erstes Android-Smartphone gekauft. Während mir Geburtstag und Umzug relativ leicht fielen, zerbrach ich mir beim Smartphone nächtelang den Kopf über die beste Wahl. Nach scheinbar endloser Recherche fiel die Entscheidung auf das HTC Desire. Das für heutige Verhältnisse geradezu winzige Smartphone (3,5-Zoll-Bildschirm) begleitete mich vier Jahre lang durch Studium, Arbeit und Reisen. Auch heute funktioniert es (nach Akku-Wechsel) noch tadellos und wird täglich von meinem Vater verwendet.

Eine Erfahrung, die prägt: HTC-Smartphones hatten jahrelang den Ruf, zuverlässig und innovativ zugleich zu sein. So dominierte man lange Zeit gemeinsam mit Apple und Samsung den Smartphone-Markt. Doch davon ist wenig übrig, das letzte erfolgreiche Flaggschiff liegt mit dem One M8 bereits einige Jahre zurück. Nun wagt man mit dem U11 einen Neustart: Ein quetschbarer Rahmen, ein innovatives und hübsches Glas-Aluminium-Gehäuse sowie die angeblich beste Kamera aller Zeiten sollen dem taiwanischen Konzern wieder zu Erfolg verhelfen. Die futurezone hat das U11 intensiv unter die Lupe genommen.

Design kennt viele Facetten

HTCs Smartphones stachen lange durch ihr Design aus der Masse hervor. Doch seit drei Jahren – seit dem Abschied von Chef-Designer Scott Croyle (mittlerweile bei Nextbit) – tritt HTC auf der Stelle. Optisch hat sich seit dem One M7 kaum etwas verändert, auch das HTC 10 war nur eine minimale Weiterentwicklung des One-Designs. Doch mit dem U Ultra versuchte man erstmals einen Neuanfang. Statt des gewohnten Aluminium-Unibody mit den breiten BoomSound-Lautsprechern setzt man nun auf eine farbenfrohe Kombination aus Metall und Glas, die sogenannte “Liquid Surface”.

Dabei werden mehrere Schichten Glas auf das Aluminium-Gehäuse aufgetragen, wobei sich zwischen den Schichten Mineralien in verschiedenen Farben befinden. Diese sorgen dafür, dass man nicht eindeutig bestimmen kann, welche Farbe das Smartphone eigentlich hat. Je nachdem wie man es hält, sorgt das Licht dafür, dass sich eine andere Facette der Farbe zeigt. So war das getestete “Amazing Silver” im Test meist hellblau, variierte aber auch immer wieder zwischen leichten Grün- und Rottönen – alles, nur nicht Silber.

Resistent und empfindlich gleichermaßen

Durch das Glas spiegelt die Rückseite stark – so stark, wie ich es bei keinem anderen Smartphone zuvor gesehen habe. Wäre die Oberfläche nicht so stark gebogen, könnte man es problemlos als normalen Spiegel verwenden. Leider zeigten sich so auch relativ schnell Fingerabdrücke und Schmierer. Kratzer traten erstaunlicherweise nicht auf – allerdings griffen wir für einen Großteil des Testzeitraums auf das mitgelieferte Kunststoff-Case zurück. Dieses schützt lediglich die Rückseite. Fällt das Smartphone einmal zu Boden, kann das Case lediglich vor Kratzern schützen. Jene Nutzer, denen das Smartphone des öfteren aus der Hand rutscht, sollten daher zu einer stabiler verarbeiteten Schutzhülle greifen.

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Während das U11 bei Stürzen keine gute Figur macht, darf man es bedenkenlos in der Nähe von Wasser und Dreck einsetzen. Die IP67-Zertifizierung garantiert, dass das Smartphone vor Untertauchen (bis zu 30 Minuten in maximal einem Meter tiefen Süßwasser) und Staub geschützt ist. Zudem sollen laut HTC die “Quetsch”-Sensoren die Bedienung unter Wasser erleichtern (mehr dazu im Kapitel zu “Edge Sense”).

Mehr Rahmen als nötig

Das U11 ist durchgehend hochwertig verarbeitet, die Oberfläche erinnert stark an das Samsung Galaxy S8. Der Übergang zwischen Gehäuse und Front ist nicht ganz so nahtlos, wie man es sich für ein Gerät dieser Preisklasse wünschen würde. Insbesondere an der Oberseite bildete sich recht rasch ein sichtbarer Spalt, in dem Dreck hängen blieb. Die Lücke lässt sich allerdings nicht mit den Fingern ertasten. Auf einen abgerundeten Bildschirm muss man verzichten, auch wenn es optisch so wirkt. Die Ränder der Front sind leicht abgerundet, um den Übergang fließend zu gestalten.

Der Rahmen um den Bildschirm nimmt nach wie vor relativ viel Platz ein, das Bildschirm-zu-Gehäuse-Verhältnis von 71,4 Prozent ist eher durchschnittlich. Es verwundert vor allem, dass trotz relativ flacher Hardware-Tasten der untere Bereich so groß ausgeführt wurde. Hier könnte man mindestens fünf bis sieben Millimeter einsparen. Die Power-Taste und Lautstärkewippe an der rechten Seite sind ebenso hochwertig verarbeitet. Die Power-Taste wurde leicht geriffelt, sodass sich diese auch gut in der Hosentasche ertasten lässt.

Mit einem Gewicht von 169 Gramm ist das U11 alles andere als ein Leichtgewicht. Doch das Gewicht ist in Anbetracht der hochwertigen Verarbeitung durchaus angemessen und wertig. Zudem ist das Gewicht gut verteilt, der Schwerpunkt liegt leicht in der unteren Hälfte des Smartphones. Mit etwas größeren Händen lässt es sich gut mit einer Hand bedienen, auch wenn man sich hin und wieder etwas strecken muss. Gut gelungen ist auch der Fingerabdrucksensor, der vorne am Home-Button verbaut wurde. Etwas ärgerlich hingegen ist die Tatsache, dass der Kopfhörer-Anschluss fehlt. Wie beim U Ultra verzichtet man auf den branchenüblichen 3,5-mm-Klinkenanschluss und liefert stattdessen einen USB-C-Adapter sowie die sogenannten USonic-In-Ear-Ohrhörer mit.

HTC USonic – Effektve Geräuschunterdrückung mit Tricks

Diese bieten einen unerwartet hohen Tragekomfort und sind solide verarbeitet. Durch ihre kompakten Maße sind sie beim Tragen kaum sichtbar. Am rechten Kabel des USonic befindet sich neben dem Mikrofon auch eine Funktionstaste, mit der Anrufe und Musik-Wiedergabe gesteuert werden können. Obwohl es mittlerweile zahlreiche USB-C-Geräte gibt, ließen sie sich allerdings nur mit dem U11 verwenden. Unter einem aktuellen MacBook Pro oder dem Huawei P10 verweigerten die HTC USonic den Dienst. Auch der mitgelieferte Adapter war auf diesen Geräten nutzlos.

Das Highlight an den USonic: Sie verfügen über aktive Geräuschunterdrückung. Diese funktioniert leider nur dann, wenn etwas wiedergegeben wird. So lassen sich die Ohrhörer auf längeren Flugreisen eigentlich nicht nutzen, um beim Schlafen das hochfrequente Turbinengeräusch herauszufiltern. Das enttäuscht, denn für derart kleine Ohrhörer funktioniert die aktive Geräuschunterdrückung überraschend gut. Ein Trick, mit dem man die Technologie aber auch bei Stille genießen kann: Einfach die Musik lautlos stellen. Kurioserweise kümmerte die HTC-Software die Lautstärke der Wiedergabe nicht.

Im Test lieferten die mitgelieferten Ohrhörer sehr gute Ergebnisse. Der Bass enttäuschte zwar etwas, aber das Klangprofil war hörbar vielfältiger als bei anderen mitgelieferten Ohrhörern. Laut HTC vermisst der USonic mithilfe von Ultraschall das Innenohr und passt das Klangprofil an – zwischen den verschiedenen Klangprofilen ließ sich aber kaum Unterschied feststellen. Zudem entpuppte sich vor allem die Geräuschunterdrückung als Rettung auf längeren Reisen mit Zug oder Flugzeug sowie im Großraumbüro. Sollten die Ohrhörer verloren gehen, können sie für 40 Euro beim Hersteller nachgekauft werden.

Edge Sense – Anwendungen zum Quetschen

Das wohl ungewöhnlichste Feature des U11 ist in dessen Rahmen versteckt. Über “Edge Sense” kann das Smartphone erkennen, wenn der Benutzer den Rahmen quetscht. So kann der Benutzer beispielsweise durch leichtes Drücken des Rahmens die Kamera-App öffnen oder den Auslöser betätigen. Man muss übrigens nicht befürchten, dass das Smartphone dadurch beschädigt wird. Bereits leichter Druck wird erkannt, die Sensoren können zum Start nach den eigenen Vorlieben konfiguriert werden.

Technisch stecken dahinter besonders sensible Dehnmessstreifen, ähnlich wie bei Nintendos legendärem Power Glove. Der Sensor ist präzise genug, um auch zwischen kurzem und langem Drücken zu unterscheiden. In den Einstellungen können verschiedene Funktionen, beispielsweise eine App starten, die Taschenlampe aktivieren oder den WLAN-Hotspot einschalten, zugewiesen werden. Der Benutzer spürt eine leichte Vibration, wenn die Eingabe erkannt wurde.

Sensor ist auf dominante Hand trainiert

HTC wirbt damit, dass man das wasserdichte Smartphone auch unter Wasser bedienen könnte. Doch das war auch bisher bei anderen Modellen, beispielsweise Sonys Flaggschiff-Smartphones, dank einer physischen Kamera-Taste, möglich. HTC hält dagegen, dass die Funktionalität in den kommenden Monaten durch ein Update erweitert werden soll. So können künftig Funktionen für beliebige Apps erstellt werden, die eine Touch-Eingabe durch Drücken des “Edge Sense” simulieren. Aktuell ist man jedoch auf eine Handvoll Funktionen beschränkt.

Ärgerlich: Die Konfiguration des Sensors ist meist nur für die dominante Hand brauchbar. Meine Versuche, als Rechtshänder mit der linken Hand den Sensor auszulösen, scheiterten meist. Zudem machte ich in vier Wochen kaum vom Sensor Gebrauch. Selbst beim Öffnen der Kamera-App griff ich instinktiv meist auf den Fingerabdrucksensor zurück und entsperrte einfach den Bildschirm.

Display – Blass, aber hochauflösend

HTC bleibt beim Bekannten: Das U11 setzt weiterhin auf ein SuperLCD5-Panel, das mit dem für High-End-Modellen üblichen WQHD (2560 mal 1440 Pixel) auflöst. Mit dem freien Auge lassen sich dank der ungemein hohen Pixeldichte von 534 ppi keine einzelnen Bildpunkte erkennen. Die Auflösung kann, im Gegensatz zu vielen anderen Top-Modellen, auch nicht zum Energiesparen reduziert werden. Lediglich die Farbtemperatur kann mit einem Regler wärmer oder kälter eingestellt werden. Die Helligkeit des Panels ist gut und gewährleistet auch bei strahlendem Sonnenschein die Lesbarkeit. Im Vergleich zum SuperAMOLED-Panel des Samsung Galaxy S8 wirkt das U11 aber deutlich blasser.

Auch bei der Farbdarstellung trumpft der HTC-Bildschirm eher mit Zurückhaltung auf. Die Farben sind realitätsgetreu und nicht knallig überzeichnet, wie es bei einigen AMOLED-Panels der Fall ist. Auf eine zuvor aufgeklebte Schutzfolie wird verzichtet, HTC verlässt sich auf die kratzfeste Gorilla-Glass-5-Beschichtung. Diese erwies sich im Testzeitraum aber als durchaus zuverlässig und ließ auch mit Schlüssel in der Hosentasche keine Kratzer zu. Die Blickwinkelabhängigkeit ist relativ gering, auch aus flachen Betrachtungswinkeln war der Inhalt gut erkennbar und die Helligkeit nahm kaum ab.

Performance – Speichersorgen waren gestern

HTC setzt auf die hauseigene Android-Oberfläche Sense UI, die sich durchaus flott bedienen lässt. Es ließen sich keine Verzögerungen oder Ruckler durch unnötige Animationen feststellen. Auch das von uns getestete Modell mit vier Gigabyte Arbeitsspeicher zeigte keine Hänger, auch nicht beim Multitasking. In den Benchmarks lieferte der Octacore-SoC Snapdragon 835 hervorragende Ergebnisse ab, die mit anderen High-End-Modellen dieser Preisklasse vergleichbar sind – kein Wunder, ist der Snapdragon 835 doch auch im Samsung Galaxy S8 und LGs G6 zu finden. Auch der verbaute Speicher ist rasend schnell, da HTC sich glücklicherweise auf aktuellen UFS-2.1-Speicher verlässt. UFS 2.1 Im Gegensatz zu einigen anderen Herstellern ist trotz branchenweiter Lieferprobleme in allen Geräten der schnelle Speicher verbaut.

  • AndroBench (sequentielles Lesen/Schreiben): 688,76/154,19 MB/s
  • AnTuTu (v6.2.7): 165.667 Punkte
  • 3DMark (Sling Shot Extreme): 3551 Punkte
  • PCMark (v2.0): 6849 Punkte
  • Quadrant Standard (v2.1.1): 43.579 Punkte

Der verbaute USB-C-Anschluss unterstützt USB 3.1 Gen 1, wodurch Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 5 Gbit/s. Obwohl der Snapdragon 835 theoretisch mit Bluetooth 5 kompatibel ist, verzichtet das U11 auf den neuen drahtlosen Standard, das unter anderem die Reichweite im Low-Energy-Modus vervielfacht und das Ansprechen mehrerer Bluetooth-Geräte gleichzeitig erlaubt. Stattdessen muss man sich weiterhin mit Bluetooth 4.2 begnügen. Auf der Haben-Seite kann man jedoch LTE Cat16 verbuchen, das Download-Geschwindigkeiten von bis zu 1000 Mbps ermöglicht. Zudem ist das Smartphone mit zwei nanoSIM-Kartenslots ausgestattet, wobei einer der beiden Slots auch für eine microSD-Karte verwendet werden kann.

Ganztages-Smartphone im Energiesparmodus

Der verbaute 3000-mAh-Akku mag auf den ersten Blick etwas mager erscheinen, verrichtete im Langzeittest jedoch gute Arbeit. Meist hielt eine Akkuladung einen ganzen Arbeitstag durch, wobei der Bildschirm dabei rund vier bis viereinhalb Stunden aktiv war. Um diesen Wert zu erreichen, musste allerdings der Energiesparmodus genutzt werden, der Hintergrunddaten und CPU-Geschwindigkeit einschränkt. Ohne Energiesparmodus war der Akku relativ rasch leergesaugt, auch im Standby-Betrieb. So ließ sich das Smartphone zwar auch bis zum späten Nachmittag nutzen, musste aber dann nochmals geladen werden, um den Tag zu überstehen.

Das Laden funktioniert dank Quick Charge 3.0 relativ schnell. HTC hat die Ladeleistung jedoch auf 15 Watt begrenzt. Der Qualcomm-Standard erlaubt eigentlich bis zu 18 Watt. Das Smartphone war im Schnelllademodus binnen einer halben Stunde zur Hälfte geladen, eine volle Ladung benötigt knapp eineinhalb Stunden.

Kamera ohne Makel – fast

Die Kamera ist wohl mittlerweile das wichtigste Feature eines High-End-Smartphones. Denn während bei Design und Performance die meisten Hersteller auf dem gleichen Level operieren, stechen bei der Kamera-Qualität nur wenige Hersteller hervor. HTC fiel vor einigen Jahren mit seiner UltraPixel-Technologie zurück. Das Argument: Der Sensor soll mehr Bildinformationen einfangen können, indem die Auflösung gering gehalten wird. Eine Wette, die nicht wirklich aufging: Megapixel erwiesen sich als deutlich wichtiger als die Größe einzelner Pixel, wodurch sich Apple und Samsung einen deutlichen Vorsprung erarbeiten konnten. Doch mit dem U11 schließt HTC wieder zur Konkurrenz auf.

Der Kamera-Sensor löst mit 12 Megapixel (Pixelgröße: 1,4 µm) auf und kann auf einen optischen Bildstabilisator sowie eine lichtstarke Linse (f/1.7, 26,24 mm Brennweite) zurückgreifen. Des Weiteren ist ein Dual-LED-Blitz verbaut, der im Test aber kaum zum Einsatz kam. Die Kamera erreichte im Kamera-Benchmark von DxOMark einen neuen Bestwert von 90 Punkten, womit man die bisherigen Spitzenreiter, Googles Pixel (89 Punkte), Samsungs Galaxy S8 (88 Punkte) und das Sony Xperia X Perfomance (88 Punkte), hinter sich lassen konnte. Obwohl die Vergleichstests von DxOMark nicht ganz unumstritten sind, lässt sich die Qualität der U11-Kamera nicht leugnen.

Die Aufnahmen sind hervorragend, insbesondere bei Tageslicht. Das ist vor allem dem sogenannten “HDR Boost” zu verdanken, der HDR-Aufnahmen ohne Verzögerungen erlauben soll. Tatsächlich ließen sich Bilder mit überraschend kurzen Verschlusszeiten aufnehmen, die die gleiche Qualität wie HDR-Bilder auf anderen Smartphones vorweisen konnten. Details sind gestochen scharf, Farben werden realitätsgetreu wiedergegeben und Rauschen ist selbst bei Nachtaufnahmen kaum wahrnehmbar.

App mit Potenzial

Hier ist insbesondere der optische Bildstabilisator eine große Hilfe, da dieser selbst leichtes Zittern oder kurze Wackler problemlos ausgleicht und im Alltag längere Belichtungszeiten ermöglicht. Auch bei der Videoaufnahme fiel der optische Bildstabilisator positiv auf und erlaubte geschmeidige Kameraschwenks. Doch so gut die Qualität der Aufnahmen sein mag, die Software dämpfte den ansonsten sehr guten Gesamteindruck etwas. Die App startete auch nach dem aktuellen Firmware-Update nur mit mehreren Sekunden Verzögerung, auch wenn diese mit Edge Sense vom Sperrbildschirm aus geöffnet wurde.

So gingen oftmals wertvolle Sekunden für ein bestimmtes Motiv verloren. Der Autofokus ist flott, das Samsung Galaxy S8 ist aber einen Tick schneller. Zudem ist die Benutzeroberfläche sehr stark simplifiziert, außer der Belichtungskorrektur, HDR und dem Blitz gibt es keine Quick Settings. Im “Profi”-Modus können auch Fokus, Weißabgleich, ISO-Wert, Belichtungszeit und Szene eingestellt werden. Zudem können Bilder auch im RAW-Format (DNG) aufgenommen werden. Andere Modi gibt es, mit Ausnahme der Panorama-Funktion, nicht. Bei Videos können jedoch Zeitraffer- und Zeitlupen-Videos angefertigt werden.

Software – Zuviel Hirn ist nicht zwingend gut

HTCs Sense UI kann auf eine lange Historie zurückblicken, perfekt ist es aber nach wie vor nicht. Langsame Übergänge zwischen den Menüs geben dem eigentlich flotten Smartphone einen etwas trägen Eindruck. Die Animationen lassen sich glücklicherweise in den Entwickleroptionen (unter Erweiterte Einstellungen) deaktivieren. Auf Bloatware wird verzichtet, lediglich die Google-Apps, die Tastatur-App TouchPal (System-Tastatur) sowie die Fitness-App Under Armour Record wurden vorinstalliert. Die Android-Oberfläche weckt trotz modernem Anstrich Erinnerungen an frühe HTC-Smartphones. Denn einige Details, wie die markante Wetter-Uhr, sind erhalten geblieben.

Das U11 ist ein Smartphone mit vielen Persönlichkeiten – wortwörtlich. Neben dem Google Assistant und Amazons Alexa ist auch HTCs Sense Companion vorinstalliert. In Österreich lassen sich lediglich Googles und HTCs persönliche Assistenten nutzen, Amazons Alexa ist weiterhin auf keinem heimischen Smartphone zu finden. Im Alltag machte sich der HTC Sense Companion selten bemerkbar. Üblicherweise erhält man eine Benachrichtigung am Tag, wobei es sich beim Test vorwiegend um die Wettervorhersage oder um eine Aufforderung, das Smartphone wegen eines bevorstehenden Termins zu laden, handelte. Der Sense Companion soll auch zu mehr Bewegung anregen, Speicher freigeben sowie auf Restaurants und Sehenswürdigkeiten in der Nähe hinweisen. Das war allerdings deutlich seltener der Fall.

Wirklich “smart” ist HTCs Sense Companion nicht, er konnte im Gegensatz zum Google Assistant kaum hilfreiche Informationen liefern. Deutlich besser gelungen ist die Boost-App, die nach Speicher-, RAM- und CPU-Fressern sucht und diese auf Knopfdruck einschränkt oder nicht benötigte Apps und Dateien löscht. Zudem gibt es neben den üblichen System-Apps noch HTCs Zoe, das aus Fotos und Videos automatisch ein Highlight-Video schneidet.

Fazit

Ein Neustart bei HTC war lange überfällig – und dieser ist glücklicherweise gelungen. Mit dem U11 vereint der Hersteller das Beste aus den vergangenen beiden Modellen in einem hochwertigen Smartphone. Das U11 sticht vor allem optisch aus der Masse hervor, die ungewöhnliche Rückseite zieht alle Blicke auf sich. In puncto Performance ist es mittlerweile schwer, sich von der Konkurrenz abzuheben – es setzen mittlerweile alle Hersteller auf die gleiche Hardware – doch die Leistung ist makellos. Lediglich die Akkulaufzeit fällt eher enttäuschend aus, da man mit einer Ladung nur knapp einen Tag durchstehen kann.

Herausragend ist auch die Kamera, auch wenn die App derzeit noch viel Potenzial verschenkt. Das “Quetschen” ist jedoch weitestgehend sinnlos. Bereits nach einer Woche habe ich bereits vergessen, dass es Edge Sense gibt und das Feature meist nur mehr genutzt, um es Freunden zu demonstrieren. Es mag eine nette Idee sein, für den Alltag ist das quetschbare Gehäuse aber weitestgehend sinnlos. Mit dem U11 hat HTC jedoch wieder eine würdige Alternative zu Samsungs, Apples und Huaweis Spitzenmodellen im Angebot.

  • Modell: HTC U11
  • Display: 5,5 Zoll SuperLCD5-Bildschirm – 2560 x 1440 Pixel (16:9, 534 ppi, geschützt von Gorilla Glass 5)
  • Prozessor: Octacore-SoC (Qualcomm Snapdragon 835)
  • RAM: 4/6 Gigabyte
  • Speicher: 64/128 GB intern, microSD-Kartenslot
  • Betriebssystem: Android 7.1.1 (Oberfläche: Sense UI)
  • Anschlüsse/Extras: USB Typ-C (USB 3.1 Gen 1), Bluetooth 4.2, WLAN (a/b/g/n/ac), LTE Cat16
  • Akku: 3000 mAh
  • Kamera: 12 Megapixel (Dual-LED-Blitz, f/1.7, optischer Bildstabilisator), 16 Megapixel (Frontkamera, f/2.0)
  • Videos: Aufnahme in 2160p bei 30 fps möglich
  • Maße: 153,9 x 75,9 x 7,9 mm, 169 Gramm
  • Preis: 749 Euro (UVP)

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf futurezone.at.

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