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Lenovo Yoga Book Test: Ästhetisch super, praktisch nicht so

Der Tablet-Laptop-Hybrid ist interessant, aber kann das innovative Konzept in der Praxis auch was? Das haben wir uns mal genauer angeschaut.

Das Yoga Book punktet im Design aber im Nutzen schwächelt das Gerät. Foto: Thomas Prenner

Als ich das Yoga Book von Lenovo zum ersten Mal in Hand genommen habe, ist mir ein verhaltenes „wow“ durch den Kopf geschwirrt: Hauchdünn, flexibel, solides Display, schlankes Android und ein spannendes Konzept. Dieser anfängliche Gedanke des Erstaunens hat sich allerdings nach und nach verflüchtigt.

Im Grunde ist das Yoga Book ein Android-Laptop, bei dem sich der Tastatur-Teil komplett umklappen lässt, sodass ein Android-Tablet draus wird. Diese Funktion hat Lenovo auch perfekt umgesetzt. Das Scharnier ist straff genug, sodass das Yoga Book in der Laptop-Position auch per Touchscreen gut angenehm bedient werden kann. Einziges Manko ist, dass beim Scharnier viele kleine Spalten und Ritzen sind, in denen sich Schmutz und Staub sammelt.

Die Fakten

Als Tablet kann das Yoga Book teilweise richtig punkten. Das 10,1 Zoll große FullHD-Display mit 1920 x 1200 Pixel stellt die Farben schön natürlich und nicht übersättigt dar und ist hell genug um auch im Sonnenlicht verwendet werden zu können.

Unter der Haube kommt ein Intel Atom-Prozessor mit 2,4 GHz zum Einsatz. Der RAM beträgt 4 GB, der interne Speicher 64 GB. Die Kapazität des Akkus beträgt 8500 mAh. Das Yoga Book kann Wlan nach den Standards a/b/g/n/ac und Bluetooth 4.0. Als Anschlüsse sind ein Micro-HDMI und ein Micro-USB vorhanden, auch ein Slot für eine MicroSD-Karte.

Für ein Tablet sind diese Spezifikation – vor allem der Akku – beachtlich. Für einen Laptop sind die Eckdaten nicht berauschend. Der Prozessor ist zu schwach und die vorhandenen Anschlüsse lassen einige Wünsche offen. Mit 0,69 kg ist das Yoga Book für ein Tablet schwer und für einen Laptop sehr leicht. Die Maße kommen auf 256,6 mal 170,8 mal 9,6 Millimeter.

Software

Als Betriebssystem der kommt Android 6.0.1 zum Einsatz. Die Android-Version orientiert sich stark am sauberen Android der Nexus-Geräte. Bei Adaptionen und Bloatware hält sich Lenovo angenehmerweise zurück. Schade ist, dass Lenovo hier nicht auf das aktuelle Android 7 setzt, zumal schon Android 8 in Sichtweite ist.

Neben der Android-Version gibt es auch ein Yoga Book bei dem Windows 10 Pro als Betriebssystem zum Einsatz kommt.

Die Kameras

Das Yoga Book verfügt auch über zwei Kameras: Die Front-Kamera mit zwei Megapixel und die Hauptkamera mit acht Megapixel werden wohl kaum zum Fotografieren verwendet werden. Am ehesten wird man sie für Video-Telefonie verwenden. Für diesen Zweck reicht auch die mäßige Qualität der Kameras völlig aus.

Die Tastatur

Auf der Eingabefläche, auf der sich die Tasten befinden, gibt es keine Erhebungen. Die Tastatur ist komplett flach – ähnliche wie ein Touchscreen. Die einzelnen, kleinen Flächen, die die Tasten darstellen, sind beleuchtet.

Ein Stylus ist im Lieferumfang enthalten. Damit kann direkt am Bildschirm oder auch auf der Tastaturfläche geschrieben werden. Für diejenigen, die gerne handschriftliche Notizen machen oder Grafiken mit Stift zeichnen, ist diese Funktion hilfreich.

Tastatur in der Praxis

Eigentlich habe ich mir ja vorgenommen, den Testbericht über das Lenovo-Convertible direkt am Yoga Book zu schreiben. Nach ungefähr einem Satz musste ich mich zwingen überhaupt noch einen zweiten Satz zu schreiben. Als dieser endlich fertig gestellt war, wechselte ich wieder zurück an den PC.

Diese kurze Anekdote erklärt im Prinzip alles, was man zur Brauchbarkeit der Yoga-Book-Tastatur wissen muss: Sie ist mehr oder weniger unbrauchbar. Schwierigkeiten bereiten vor allem Tasten abseits der Buchstaben, etwa die Zurück-Taste, die Enter-Taste oder Tastenkombinationen.

Bei den meisten Kollegen in Redaktion fiel das Ergebnis ähnlich schlecht aus. Zwei Kollegen hielten die Tastatur zumindest für nicht völlig unbrauchbar und schafften es nach kurzer Eingewöhnungsphase auch mehrere Wörter nahezu fehlerfrei zu tippen.

Kein Satz ohne Tippfehler

Gut, wenn jemand dem Zehn-Finger-System nicht mächtig ist und lediglich mit beiden Zeigefingern tippt, könnte man der Tastatur am ehesten noch etwas Positives abgewinnen. Auch im Vergleich zur Eingabe am Touchscreen könnte die Yoga-Tastatur noch den einen oder anderen Vorteil bringen. Für Vielschreiber bleibt es allerdings beim vernichtenden Urteil: Unbrauchbar.

Der fließende Übergang zwischen Touch-Pad und Leertaste der Tastatur beträgt nur wenige Millimeter. Navigiert man also am Touch-Pad und hält sich nicht exakt an die nicht spürbare Grenze, betätigt man unabsichtlich die Leertaste. Und gerade wenn man sich in einem Text-Dokument befindet, ist das unerträglich lästig.

Selbiges gilt bei allen anderen Tasten. Ohne haptisches Feedback hat man keine Ahnung an welcher Stelle sich die Finger befinden. Dementsprechend sinnbefreit fällt dann der eingegeben Text aus.

Fazit

Das Yoga Book von Lenovo lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Auf den ersten Blick wirkt das Gerät außergewöhnlich und cool. Hat man es allerdings einige Zeit in Gebrauch, schwindet das euphorische Gefühl recht schnell. Wie es bei 2-in-1-Geräten oft ist, kann auch das Yoga Book seine Stärken weder als Tablet noch als Laptop ausspielen. Für ein Tablet ist das Device einfach zu schwer, zu klobig und durch das Scharnier auf der Seite einfach zu unhandlich.

Als Laptop-Ersatz ist es zu wenig leistungsstark und zur Nicht-Brauchbarkeit der Tastatur wurden ohnehin schon genug Worte verloren. Auch das Betriebssystem – in diesem Fall Android 6 – kann beim Use-Case „Notebook“ seine Vorteile nicht ausspielen. Die positiven Aspekte in Sachen Betriebssystem reduzieren sich dabei auf das umfangreiche Android-Ökosystem, die Usability bei Tastatur-Bedienung bleibt hingegen auf der Strecke.

Und wenn man das Yoga Book von Lenovo mit einem Microsoft Surface oder dem iPad Pro vergleicht, ist der relativ niedrige UVP von 455 Euro das einzige, was für das Yoga Book spricht.

Dieser Artikel erschien zuerst auf futurezone.at.

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