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Microsoft Surface Book im Test – zu teuer oder gerechtfertigt?

Ob sich eine Investition lohnt oder nicht stellen sich derzeit einige bei dem neuen Surface Book mit Performance Base. Unser Redakteur hat den Tablet-Notebook-Hybriden getestet.

Unser Redakteur hat das neue Surface Book unter die Lupe genommen. Foto:

Das Microsoft Surface Book war 2015 ein Unikat. Es ist ein Hybride, der Tablet und leistungsstarkes Notebook kombinieren möchte, um ein ideales Business-Gerät zu schaffen. Aus dieser Philosophie resultiert ein Notebook mit abdockbarem Bildschirm und zusätzlicher dedizierter Grafikkarte, die in der Tastatur eingebaut ist. Bisherige Hybride besaßen meist nur eine integrierte Grafikkarte. Nun hat Microsoft das Surface Book mit Performance Base (in diesem Test als „Surface Book PB“ bezeichnet) veröffentlicht, welches ein Hardwareupdate liefern soll.

Was aber, hat das Modell des Surface Books mit neuer Hardware, die eigentlich nicht neu ist (dazu später mehr), zu bieten? In diesem Test wollte ich der Frage auf den Grund gehen und das Surface Book mit Performance Base einerseits als eigenständiges Gerät, andererseits aber auch Im Vergleich zu dem Microsoft Surface Book aus dem Jahre 2015 untersuchen.

Minimalistisches Design

Viel hat sich äußerlich bei dem Surface Book PB nicht geändert. Das Gerät bleibt optisch sehr ansprechend. Es besteht zum Großteil aus einer einfachen, metallischen Oberfläche aus Magnesium, die nur durch das gläserne Touchpad variiert wird. Diese eher schlichte Bauart lässt das Gerät edel wirken.

Das schlangenartige Scharnier (von Microsoft selbst als “Dynamic Fulcrum Hinge” bezeichnet), auf welchem der Bildschirm befestigt ist, gibt dem Surface Book PB einen futuristischen Touch. Was designtechnisch auch sehr positiv anzumerken ist, ist der gelungene Übergang zwischen Tablet und Tastatur. Wüsste ich es nicht besser, würde ich vermutlich nicht sofort erkennen, dass man den Bildschirm abdocken kann.

Ist das Notebook geschlossen, findet sich ein etwa ein Zentimeter großer Spalt zwischen Bildschirm und Tastatur, der sich bei dem Gerät mit Performance Base nochmals aufgrund der neuen Grafikkarte ein wenig erhöht hat. Der verhindert, dass das Tablet sich dagegen reibt. Ich könnte mir vorstellen, dass das gerade bei dem Transport nervig werden könnte (und in Rezensionen zum Surface Book wurde das immer wieder angesprochen).

Im futurezone-Test zum Surface Book wurde erwähnt, dass etwa ein Reisepass in dem Spalt „verloren“ ging. Mir selbst ist es allerdings nicht so aufgefallen, da ich meine Notebooks eigentlich immer in eine Hülle gebe, wenn sie nicht in Benutzung sind.

Auf den ersten Blick sieht das Surface Book mit Performance Base genauso aus wie sein älterer Bruder. Allerdings ist das Gewicht des Geräts aufgrund der Kühlung der neuen Nvidia Grafikkarte höher: Mit ungefähr 1,647 Kilo wiegt es in etwa 30 Gramm mehr als zuvor. Das macht auch einen kleinen, praktischen Unterschied: Beim alten Surface Book hatten Bildschirm und Tastatur in etwa dasselbe Gewicht, weswegen es zwei Hände gebraucht hat, um das Gerät zu öffnen. Inzwischen geht das auch mit einer. Auch ist das Gerät dicker. Das sind aber Unterschiede, die in der Praxis (bis auf beim Öffnen des Surface Books PB) kaum auffallen.

Pluspunkte bei Tastatur und Touchpad

Die Tastatur ist eines der größten Pluspunkte des Surface Books PB. Sie bietet bei jedem Tastendruck ein sehr angenehmes, haptisches Feedback. Die Größe der Tasten ist mit 17x17mm pro Taste und einem Tastenabstand von 5mm gut gewählt. Insgesamt hat man aufgrund der recht großen Tasten ein sehr angenehmes Tippgefühl. Beim 10fastfingers Typing Test ließen sich schnell gute Ergebnisse liefern.

Auch das große, hochwertig wirkende Touchpad macht einen guten Eindruck. Ich nutze eigentlich selten Windows Multitouch-Gesten, aber in diesem Fall lassen sie sich gut in den Workflow integrieren. Das Klickgeräusch ist für meinen Geschmack etwas zu laut und unangenehm, aber da ich meistens tippe, statt wirklich zu klicken, fiel es mir bei meinem Test insgesamt nicht negativ auf.

Gleiche Hardware wie zuvor

Die Performance-Base-Modelle wurden mit einer Nvidia GTX 965M ausgestattet. Mir stellt sich die Frage, warum nicht eine aktuelle Grafikkarte der Pascal-Generation (1000er-Serie) eingebaut wurde. Die GTX 965M entstammt der Maxwell-Generation aus dem Jahr 2015. Mit einer neueren wäre wahrscheinlich auch ein höherer Performance-Boost möglich gewesen.

Warum das bei einem Gerät, welches genau hierfür beworben wird, nicht getan wurde, bleibt offen. Nichtsdestotrotz ist die Grafikkarte im Surface Book PB eine deutliche Besserung zur (modifizierten) GT 940M des regulären Modells.

Auch der Prozessor bleibt bei dem alten Skylake-CPU, der auch schon im alten Surface-Book-Modell genutzt wurde. Dabei hat Intel mit Kaby Lake 2017 einen neuen Prozessor auf den Markt gebracht: Ein Update hätte längere Akkulaufzeiten, etwas mehr CPU-Power und ein wenig mehr Grafikleistung mit der integrierten Grafikkarte bedeutet. Auch hier stellt sich die Frage, wieso nicht aufgerüstet wurde.

Meine Theorie ist, Microsoft das Gehäuse so wenig wie möglich modifizieren wollte, die Kühlung in ihrer jetzigen Form allerdings womöglich an ihre Grenzen stieß. Da vermutlich mehr als ein etwas breiteres Gerät für eine neue Grafikkarte notwendig gewesen wäre, hat sich Microsoft wohl dazu entschieden, den alten Skylake-Prozessor zu behalten und eine Grafikkarte der Maxwell-Generation einzubauen.

Auch wenn die Hardware-Updates größer sein könnten, ist das Surface Book mit PB ein sehr schnelles Gerät, auf dem es sich flott arbeiten lässt, vor allem, wenn man das Gewicht und die Größe bedenkt. Der 3:2-Bildschirm ist mir beim Arbeiten besonders positiv aufgefallen. Gerade beim Multitasking während des Schreibens ist der zusätzliche, vertikale Platz auf dem Bildschirm sehr angenehm.

Normalerweise flüchte ich bei meinem 16:9 13-Zoll-Notebook in die Multidesktopfunktion, um Platz zum Arbeiten zu schaffen, was allerdings gerade bei Prozessen, bei denen man zwei Fenster gleichzeitig braucht, nicht ideal ist. Schade nur, dass sich das Gerät nicht viel weiter als 90 Grad aufklappen lässt.In meinen Augen hat Microsoft eine sehr gute Lösung zwischen Mobilität und Handling geschaffen. In den zwei Wochen, in denen ich das Gerät intensiv nutzte, fand ich es angenehm und flüssig zum Arbeiten. Das einzige, was ich auszusetzen habe, ist, dass das Display stark spiegelt. Allerdings lässt es sich sehr hell einstellen, weswegen es mir während der Testzeit nur bedingt negativ auffiel, obwohl ich auch auf der Terrasse bei Sonnenlicht (etwa 17 Uhr im Sommer) damit gearbeitet habe. Filme mit einer zweiten Person würde ich auf dem Gerät allerdings nicht schauen.

Für Spieler ist das Surface Book PB nur bedingt geeignet. Witcher 3 bleibt bei FullHD und maximalen Grafikeinstellungen durchgehend unter 20 FPS, auch GTA5 ließ sich bei meinem Test ohne Ruckler nicht spielen. Erst bei mittlerer Einstellung beider Spiele konnte das Gerät mehr als 30 FPS verzeichnen, wobei es aber immer wieder zu Einbrüchen kam. Letztlich soll es aber auch kein Gaming-Gerät sein.

Microsoft möchte das Surface Book PB eher als Business-Notebook verkaufen, welches Personen ansprechen soll, die etwa mit der Adobe Creative Suite oder 3D-Modellierungsprogrammen arbeiten.

Für „Creative Professionals“ geeignet?

Da eine große Zielgruppe des Surface Books Creative Professionals sind, entschied ich mich dazu, eine mir bekannte Grafikdesignerin zu bitten, das Gerät für ein Projekt zu nutzen. Hierfür arbeitete sie hauptsächlich mit Adobe Photoshop, InDesign und Illustrator.

Ihr fiel vor allem das sehr gute Display auf, welches eine Auflösung von 3000×2000 Pixel bietet und Farben ohne zusätzliche Kalibrierung sehr realitätsgetreu darstellt. Auch den 3:2 Bildschirm merkte sie positiv an, wobei sie aber, da sie normalerweise ein 15-Zoll-Macbook mit Grafiktablet nutzt, trotzdem die Größe vermisste. Allerdings sei die 3:2 Lösung beim Grafikdesign viel angenehmer als ein 16:9 13-Zoll-Bildschirm.

Auszusetzen hatte sie, dass der Surface Pen zwar nach Eingewöhnung einen angenehmen Workflow bietet, aber nur 1024 Sensitivitätsstufen hat. Das würde zwar in der Realität keinen wirklichen Effekt auf die fertige Arbeit haben, allerdings würden teurere Grafiktablets durch mehr Druckstufen einen insgesamt angenehmeren, flüssigeren Arbeitsprozess erlauben.

Dabei merkte sie auch die für ihr Gefühl etwas hohe Latenz zwischen dem Stift und dem Bildschirm an. Aus diesem Grund würde sie insgesamt ein MacBook Pro mit einem professionellen Grafiktablet präferieren.

Besserung soll in diesem Aspekt bald folgen: Microsoft möchte noch dieses Jahr den Surface Pen 2017 veröffentlichen, der laut dem Unternehmen 4096 Druckstufen und weniger Latenz für Surface-Modelle bieten soll. Aber: Käufer des Surface Books PB werden, sofern sie es sich wünschen, separat aufstocken müssen.

Surface leiden unter Anschluss-Problemen

Bei den Anschlüssen hat Microsoft nicht nachgebessert. Nach wie vor gibt es keinen USB-C-Anschluss, was in dieser Preisklasse in meinen Augen nachlässig ist. Für 2000 Euro Plus sollte man ein Gerät bekommen, welches zukunftssicher ist und die aktuellsten Technologien bietet, deswegen wäre ein USB-C Stecker wünschenswert gewesen. Surface-Book-PB-Käufer müssen sich wieder mit zwei USB-3-Anschlüssen, einem SD-Card-Reader und einem MiniDisplay-Port Anschluss zufrieden geben.

Die Kopfhörerbuchse ist an dem Bildschirm aufzufinden, was aus einer Designperspektive Sinn macht, da man so Kopfhörer auch während des reinen Tablet-Betriebs anstecken kann. Allerdings stört mich die Tatsache, dass die Buchse oben rechts ist, sodass das Kabel während der Nutzung manchmal über die Tastatur hängt.

Preis als größte Schwäche

Der in meinen Augen größte Minuspunkt des Surface Books mit Performance Base ist der Preis. Die billigste Variante des Geräts verkauft Microsoft um 2599 Euro, die teuerste um 3649. Der Unterschied zwischen den beiden Variationen sind 8 GB RAM zu 16 GB und eine SSD mit 256 Gigabyte Speicher zu einer mit 1024. Ein so hoher Preisunterschied für mehr Speicher ist nicht gerechtfertigt. Wie schon das normale Surface Book ist das Surface Book PB ein sehr kostspieliges Gerät.

Fazit

Das Surface Book mit Performance Base ist für das, was es bietet, schlichtweg zu teuer. Generell ist es fragwürdig, wieso das Gerät teurer angeboten wird als das 2015 Surface Book. Denn eigentlich handelt es sich um ein (nicht besonders großes) Hardware-Update, noch dazu mit einer Grafikkarte der 2015er-Generation. Es hätte eher Sinn gemacht, das Surface Book billiger anzubieten und das Modell mit Performance Base zu den alten Preisen zu verkaufen.

Dennoch ist das Surface Book PB, wie auch schon die 2015er-Variante, in seiner Klasse einzigartig. Zwar ist es nicht zum Spielen geeignet, aber für die meisten Arbeiten ist es flott. Das Design ist sehr schlicht und ansprechend, die Tabletfunktion ist sehr gut integriert. Der Stift ist nicht auf dem selben Level wie hochpreisige Grafikertools, aber Microsoft hat mit dem neuen Surface Pen Besserung angekündigt. Die Tastatur und das Touchpad sind in meinen Augen das Beste, was man bei Windows-Notebooks bekommen kann. Am ehesten würde ich das Gerät als Konkurrenten zum MacBook Pro beschreiben. In dieser Hinsicht finde ich, dass es sich, auch bei dem Modell mit Performance Base, sehen lassen kann – wenn man bereit ist, dafür einen hohen Preis zu zahlen.

  • Modell: Microsoft Surface Book mit Performance Base
  • Maße: 312,3 mm x 232,1 mm x 14,9 mm – 22,8 mm
  • Gewicht: 1.647 g
  • CPU: Intel Core i7 6600U Dual-Core 2.60GHz
  • GPU: Nvidia Geforce GTX965M mit 2GB
  • Bildschirm: 3000×2000 PixelSense, 13.5″, 3:2 (267 PPI), spiegelnd, 10-Punkt-Multi-Touch
  • Speicher: 1TB SSD
  • Arbeitsspeicher: 16GB RAM
  • Akkulaufzeit (laut Microsoft): 16 Stunden
  • Akkulaufzeit laut eigenem Test (Textprogramme, Videos, Internetsurfen): ca. 10 Stunden

Weitere technische Daten (auch zu anderen Modellen) finden sich auf der Website des Herstellers.

Dieser Artikel erschien zuerst auf futurezone.at.

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