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Die iPhone X-Frontkamera ist praktisch eine Microsoft-Technologie

In Apples iPhone X ist eine Technik zur Tiefenwahrnehmung verbaut, die das Gesicht des Nutzers detailliert abbilden kann – und die hat ihren Ursprung 2009 bei Microsoft.

iPhones Face ID basiert grundlegend auf der Kinect-Technologie.
iPhones Face ID basiert grundlegend auf der Kinect-Technologie. Foto: Flickr/portal gda

Um es kurz zu machen: Im Juni 2009 veröffentlichte Microsoft dies:

Im September 2017 zeigt Apple mit dem iPhone X das:

Was bedeutet das? Apples neuestes und bisher radikalstes iPhone mit Gesichtserkennung, der sogenannten Face ID, zeigt, wie sich Sensor- und Prozesstechnologie innerhalb der vergangenen zehn Jahre entwickelt haben. Zwar wartet es nicht mit einem Tilt-Motor auf, dafür aber mit einer Technik, die ursprünglich zu Microsoft gehörte: Kinect.

Hype um Kinect-Technologie

An der Entwicklung der Hardware Kinect hatte maßgeblich eine israelische Firma namens PrimeSense ihren Anteil. Dahinter steckt die Projektion eines Rastergitters von infrarotempfindlichen Punkten auf die unmittelbare Umgebung. Die Punkte werden von einer Infrarotkamera erfasst, um ihre Tiefeninformationen anschließend durch einen speziellen Prozesschip festzustellen. Das Ergebnis war eine 320 x 240-Tiefenstrukturkarte mit über 2.000 empfindlichen Ebenen.

Als Microsoft das Kinect 2009 offiziell präsentierte, brach ein Hype aus. Objekte dreidimensional zu erfassen und so etwa mittels des eigenen Körpers das Geschehen in Spielen zu steuern, war revolutionär. Die Technologie war deshalb die sich am schnellsten verkaufende im Consumer Electronics-Bereich, im Games-Sektor selbst allerdings ein Flop. Dafür war sie für die Weiterentwicklung von Robotern und Maschinen, zum Beispiel in Googles Project Tango (mehr Details), bedeutend.

Kinect zurück auf dem Mainstream-Markt

Apple kaufte PrimeSense schließlich 2013. Kinect wurde wegen seiner speziellen Fähigkeit zur Tiefenwahrnehmung für Kameras und Grafikkarten weiterhin erfolgreich vertrieben – bis zu ihrer Rückkehr in den Mainstream-Consumer-Markt mit dem iPhone X. Wie The Verge berichtet, handelt es sich bei den rund um die Frontkamera des neuesten Apple-Smartphones verbauten Komponenten praktisch um miniaturisierte Varianten eines Kinect.

Der „Dot Projector“ etwa, wie im Bild oben zu sehen, wirft 30.000 Infrarot-Punkte auf die Umgebung und entwirft so ein relativ detailliertes 3D-Bild. Das entspricht exakt der Funktionsweise des Kinect. Apple hat die Technologie dahingehend weiterentwickelt, dass ein vollständiges 3D-Abbild des Gesichts in Echtzeit möglich ist. Damit können zum einen die Animojis erschaffen werden, mit denen die iPhone X-User ihre eigenen Gesichtsausdrücke in Emojis darstellen können. Zum anderen steht die Technologie The Verge zufolge Entwicklern für eigene Apps zur Verfügung.

Kinect: Unveränderte Technik

Auch andere Hersteller haben sich bereits mit der Kinect-Technologie angefreundet: Neben Google Tango, das seit 2016 auch auf dem ersten Smartphone, dem Lenovo Phab 2 Pro, läuft, hat etwa auch Intel mit seinem RealSense-Sensor bereits ein Jahr Tiefenwahrnehmung mit Infrarot eingeführt: in Microsofts Login-System für Windows 10, Windows Hello. Auch nachdem Apple PrimeSense übernommen hatte, war Microsoft demnach in diesem Bereich tätig. Die Technik ist also nicht neu, sie ist vielmehr seit 2009 nahezu unverändert und nun in einem über 1.000 Euro teuren iPhone verbaut.

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