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Eine Debatte mit IBMs künstlicher Intelligenz würdet ihr verlieren

Nachdem IBMs Watson den Menschen bereits beim Jeopardy geschlagen hat, eroberte eine andere KI das Metier Streitgespräch für sich.

Debatte zwischen IBMs Computer Debater und einem Menschen
Die Debatte zwischen IBMs Computer Debater und Menschen ist deutlich zugunsten der KI ausgegangen. Foto: Screenshot YouTube/ IBM Research

IBM hat wieder einmal einen Computer gebaut, der den Fähigkeiten von Menschen gefährlich nahe kommt. Nach Schachcomputer „Deep Blue“ und Jeopardy-Gewinner „Watson“ hat man nun einen Computer namens „Public Debater“ gebaut, der Debatten führen und mit seinen Argumenten überzeugen kann. Bei einem Presse-Event trat „Public Debater“ gegen zwei professionelle Debattierer an.

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Die Themen: „Sollte der Staat die Raumfahrt finanziell fördern?“ sowie „Sollten wir den Einsatz von Telemedizin steigern?“. Die Teilnehmer durften je vier Minuten ihre Meinung vortragen, anschließen durfte man vier Minuten lang auf die Argumente des Kontrahenten antworten. Zum Abschluss folgte ein zwei Minuten lange Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse.

Debattier-KI verliert bei Sprache, gewinnt aber eindeutig bei Inhalt

Obwohl das anwesende Publikum dem „Public Debater“ schlechtere Noten bei Aussprache und Stil ausstellte, bewertete man den Informationsgehalt der Maschine deutlich höher – bei der Rede des „Public Debater“ lernt man mehr als bei jener des Menschen, so das Urteil. Während das Publikum die Rede von Noa Ovadia zur Raumfahrt überzeugender fand, gewann „Public Debater“ schlussendlich aber dennoch gegen Dan Zafrir bei der Telemedizin.

„Wir wollten zeigen, dass man eine sinnvolle Diskussion zwischen Mensch und Maschine führen kann“, erklärt IBM-Forscher Noam Slonim. Mit der Arbeit am „Public Debater“ begann IBM kurz nach dem Erfolg des Jeopardy-Wettbewerbs, den Watson problemlos gewann. Neben dem Debattier-Computer standen rund 30 andere Projekte zur Auswahl.

Computer-Diskussion mit Esprit und Witz

Die Leistung war beeindruckend, der Computer formulierte eigene Argumente und griff nur hin und wieder auf wörtliche Zitate zurück. In den Reden streute der Computer auch kurze Scherze ein. Der „Public Debater“ war sogar in der Lage, mögliche Angriffe durch den Kontrahenten im Vorfeld zu erkennen und sprach diese direkt an, um sie zu entkräften – ein Vorgehen, das als Prokatalepsis bekannt ist.

Dass künftig Debatten ausschließlich von Maschinen geführt werden, sei jedoch nicht der Plan. „Aus unserer Perspektive ist die Debatte nur ein Mittel zum Zweck, nicht die Anwendung selbst. Es ist eine Möglichkeit, die Technologie voranzutreiben und ein Teil unserer Strategie, Sprache besser zu verstehen“, erklärt Aya Soffer, die IBMs KI-Forschung leitet. „Wenn eine KI nützlich sein soll, muss sie in der Lage sein, mit Menschen zu kommunizieren.“

Empathie ist noch ausbaufähig

Es zeigten sich auch noch einige Schwächen, beispielsweise in der Empathie, wie sich bei der Debatte über die Förderung der Raumfahrt zeigte. Dabei sagte „Public Debater“ unter anderem, die Förderung der Raumfahrt sei „wichtiger als gute Straßen, bessere Schulen oder ein besseres Gesundheitswesen“.

Als Form wurde erneut ein großer schwarzer Kasten mit einem Bildschirm gewählt, der an den Monolithen aus „2001: Odyssee im Weltraum“ erinnert. Einfache blaue Formen zeigen auf dem Bildschirm an, ob der Computer gerade nachdenkt, zuhört oder spricht. Der „Public Debater“ nahm während der Debatte auch Bezug auf „2001“-Autor Arthur C. Clarke und zitierte eines der bekanntesten Clarkeschen Gesetze: „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

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