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Comeback der Google Glass: Die unbeliebte Brille soll Kindern mit Autismus helfen

Erfolglos und dennoch immer weiter entwickelt: Erst sollte die Google Glass an den User gehen, dann als Tool für Firmen herhalten und nun soll die Brille autistischen Kindern helfen.

Google Glass
Die Google Glass soll autistischen Kindern helfen. Foto: imago/ZUMA Press

Einst wirkte die Google Glass noch vielversprechend – ein cooles Tech-Gadget, das es so noch nicht gab. Doch so sehr Google es auch versuchte, brachte man die smarte Brille einfach nicht an den Konsumenten. Sie scheiterte bereits kurz nach ihrem Verkaufsstart und stellt damit keines der glänzenden Kapitel in Googles Unternehmensgeschichte dar. Nun könnte dieGoogle Glassjedoch ihr Revival erleben – und zwar als Hilfe für Kinder mit Autismus.

Hilfestellung für autistische Kinder

„Google Glass ist ein leichtes, unaufdringliches AR-Wearable, das sich ideal für Individuen eignet, die mit sensorischer Empfindlichkeit zu kämpfen haben“, erklärt Dennis Wall, ein außerplanmäßiger Professor der Pädiatrie, Psychiatrie und Biomedizinischen Datenwissenschaften an der Stanford Medical School. Die Brille sei zudem anpassungsfähig und könne selbst Kindern ab einem Alter von drei Jahren passen. Viele andere Smart Glasses seien außerdem zu schwer und unhandlich für den Gebrauch durch Kinder.

Wie Digital Trends berichtet, ist es ironischerweise gerade die Funktion, die die Menschen im Zusammenhang mit der Google Glass am meisten fürchteten, die nun autistischen Kindern als Hilfestellung dienen soll: die Gesichtserkennung. Allerdings soll sie nicht dafür genutzt werden, Menschen zu identifizieren. Vielmehr dient sie in diesem Fall dem Erkennen und Interpretieren der Mimik und potentiellen Gefühlslage des Gegenübers.

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Google Glass als Training-Tool

Dabei ist nicht angedacht, die Google Glass – oder Superpower Glass, wie sie im Rahmen des Projekts genannt wird – jederzeit zu tragen und einzusetzen. Sie soll lediglich zu Hause das Training erleichtern. In Kombination mit einer entsprechenden App können Emojis bestimmten Gesichtsausdrücken der Eltern oder anderer Bezugspersonen zugeordnet werden. Auch der Augenkontakt in zwischenmenschlichen Situationen soll dadurch gefördert werden.

„Wir haben zwei vorläufige Studien mit über 60 Kindern abgeschlossen“, fährt Wall fort. „Bislang haben wir demonstriert, dass die Superpower Glass angenehm und angemessen für den Gebrauch mit Kindern ab drei Jahren ist und sich für das gesamte Autismus-Spektrum eignet. Im Rahmen einer Langzeitstudie, in der 14 Familien das Gerät über mehrere Wochen hinweg zu Hause testeten, haben alle Kinder eine Abnahme der Autismus-Schwere erlebt und die meisten Eltern berichteten nach der Studie eine Zunahme des Augenkontakts.“

Wenngleich man während der Studie keine Kontrollgruppe zum Vergleich nutzte, habe man ein weiteres randomisiertes, kontrolliertes Experiment durchgeführt. Es sollte die therapeutischen Auswirkungen des Systems untersuchen und beteiligte mehr als 70 weitere Kinder. Ein Paper, in dem die Arbeit der Wissenschaftler eindringlicher beschrieben wird, ist kürzlich im Fachjournal NPJ Digital Medicine veröffentlicht worden.

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