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Da ist sie: Die erste Wurst aus dem Labor

Für diese Wurst musste kein Tier sterben. Denn sie wurde komplett im Labor hergestellt. Wie sie schmeckt, haben erste Tester jetzt herausfinden dürfen.

Die erste künstliche Wurst aus den Stammzellen eines Schweins
Die erste künstliche Wurst aus den Stammzellen eines Schweins kam bei den Testern gut an. Foto: Screenshot/YouTube/Wochit News

Zellbasiert und trotzdem essbar: Die erste Wurst aus dem Labor ist da. Ein historischer Moment sozusagen. Einige Journalisten durften sie gleich probieren – und waren überrascht.

Hergestellt hat die Wurst ein Start-up aus dem Silicon Valley, New Age Meats. Sein Ziel ist es, Fleisch aus tierischen Zellen herzustellen, ohne die Tiere dafür töten zu müssen. Damit ist es aber nicht allein. Etliche Start-ups haben sich diesem Zweck verschrieben, selbst Bill Gates hat bereits in künstliches Fleisch investiert.

„Rauchig und pikant“

Am Montag durften einige Journalisten und potenzielle Investoren in einer Brauerei in San Francisco die Wurst kosten, die aus Stammzellen eines noch lebenden Schweins namens Jessie hergestellt worden war. Auch Redakteure von Business Insider waren dabei. Sie konnten zusehen, wie die Wurst gebraten wurde, sich langsam braun färbte und ein „Aroma von Frühstücksfleisch den Raum erfüllte“.

Vom Geschmack waren sie „entzückt“, die Wurst war „rauchig und pikant“, ihre Textur wie die einer normalen Wurst. Die Gründer von New Age Meats betonten, das ganze verwendete Material käme von einer einzigen Biopsie, die sie an Jessie durchführten. Die kleine Zellprobe brachten sie dazu im Labor Milliarden von Fett- und Muskelzellen zu entwickeln, den Hauptbestandteilen der Wurst.

Meilenstein für „kultiviertes“ Fleisch

Die Wurst von New Age Meats ist die erste in der Geschichte, die mit Fett und Muskelzellen produziert wurde, eine wichtige Kombination, die eine Grundlage für den Geschmack von zellbasiertem beziehungsweise „kultiviertem“ Fleisch (was einfach bedeutet: nicht vom Schlachter) bilden könnte.

Zunächst wird es aber erst einmal darum gehen, den Prototypen zu einem Produkt zu machen, das auch wirklich in Restaurants verkauft werden kann. Dazu benötigen die Gründer vor allem eines: Geld. Experten zufolge wird es aber noch fünf bis zehn Jahre dauern, bis die Produktionskosten so gesenkt werden können, dass ein Verkaufspreis entsteht, den die Konsumenten auch zahlen.

Fleisch aus dem Labor schon 2018 auf dem Teller?

Außerdem ist die Textur des künstlichen Fleisches noch ein Hindernis. Eine Wurst ist die eine Sache, die von Steaks oder Hähnchenbrust eine andere. Mit seiner komplexen Maserung und Textur wäre dann das „Wagyu-Beef der heilige Gral“, sagte einer der New Age Meats-Gründer.

Künstliches Fleisch soll einerseits die Misshandlung von Tieren sowie den Ressourcenverbrauch in der Fleischindustrie einschränken. Auf der anderen Seite soll es unsere Gesundheit verbessern. Das Produkt aus dem Labor wird auch „sauberes Fleisch“ genannt, weil die Chance, dass es durch tierische Keime verseucht sein könnte, äußerst gering ist.

Laut Experten wird das, was die Start-ups uns da zubereiten, sogenanntes Retortenfleisch, noch 2018 auf den Markt kommen. Erste Restaurants in Asien und den USA wollen es auf die Speisekarte setzen. Ob es auch in Deutschland so schnell ankommen wird, ist zweifelhaft.

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