Veröffentlicht inScience

Kann man Cannabis „wegschwitzen“? Das sagt die Wissenschaft dazu

Kann man THC im Blut durch Schwitzen schneller abbauen? Die Frage ist berechtigt. Die Antwort darauf könnte dein zukünftiges Verhalten ändern.

Junger Mann kifft auf Gartenparty.
Macht Kiffen dumm? Forscher wollten diese Frage endlich aufklären. Foto: iStock/FluxFactory

Manchmal kann es einfach nicht schnell genug gehen und du willst das Gras, das du geraucht hast, einfach nur aus deinem Körper entfernen. Besonders vor einem Drogentest. Doch was wirkt am besten beim Abbau von THC, der psychoaktiven Substanz in Marihuana? Ein beliebter Vorschlag: schwitzen. Solltest du daran glauben, überdenke es lieber noch einmal. Hast du THC im Blut, kann schwitzen sogar gefährlich sein, so Forscher.

THC im Blut: So kriegst du es nicht weg

Eines schon mal vorweg: Um Alkohol aus dem Blut zu kriegen, mag schwitzen ja noch eine gute Idee sein. Beim THC-Abbau hilft es nicht. Es dürfte dich aber überraschen, dass es sogar einen gegenteiligen Effekt haben kann, THC im Blut ausschwitzen zu wollen.

Das bestätigte Rafael Landeiro von dem Labortest-Dienst Mobile Health im Gespräch mit Inverse. „Ironischerweise setzt Ihr Körper bei der Verstoffwechselung des Körperfetts mehr THC frei als er es normalerweise tun würde.“

THC zu lange im Körper

Ein zusätzliche Problem ist der lange Zeitraum, in dem THC nachweisbar im Körper vorhanden ist. Whitney Ogle, Cannabis-Forscherin an der Humboldt-Universität zu Berlin, erklärte gegenüber Inverse, wie „bedauerlich“ das für Konsumenten sei. „Es dauert etwa einen Monat, bis Cannabis aus dem System verschwindet“, so Ogle. Findet der Drogentest also zeitnah nach der letzten Einnahme statt, hast du Pech. Studien legen nahe, dass sich der Zeitraum, in dem THC nachweisbar ist, sogar bis auf drei Monate ausdehnen kann.

Ein wenig Hoffnung gibt es jedoch für dich, wenn du deinen Gras-Konsum unauffindbar machen willst: Die Nachweisbarkeit ist sehr individuell. „Es gibt kein typisches Nachweisfenster“, sagte Ryan Vandrey, Honorarprofessor an der Johns Hopkins University, gegenüber Leafly. „Es ist von Person zu Person sehr variabel und variiert je nach Häufigkeit und Menge des Gebrauchs. Es gibt also keine Möglichkeit, vorherzusagen oder zu wissen, wie lange jemand mit irgendeiner Art von Sicherheit positiv getestet werden würde.“

Außerdem komme es darauf an: Frühere Studien legten nahe, dass chronische Cannabis-Konsumenten Tage, nach dem sie aufhören, die Droge zu nehmen, erhöhte Werte von THC im Blut aufweisen, während THC im Urin noch Wochen später nachweisbar ist. Kein schwitzender Akt kann den THC-Abbau deshalb besonders fördern.

THC in Blut & Urin: Geht das mit Schwitzen weg?

Was heißt das nun für die absurd klingende Taktik, Gras „ausschwitzen“ zu wollen? Klar ist: Dieser Ansatz hat keine wissenschaftliche Grundlage. Ebenso wenig wie die Versuche, THC im Urin mit viel Wasser oder gar Wasserstoffperoxid zu verdünnen. „Es ist irgendwie frustrierend, in dieser Welt des Cannabis zu sein, in der es so viele anekdotische Beweise und Anekdoten über das, was man tun soll, gibt“, so Ogle. „Und es gibt nur sehr wenige Beweise, die irgendetwas davon unterstützen.“

Ein Forscherteam ging 2013 in einer Studie genau der Frage nach, wie sich Bewegung auf den THC-Spiegel auswirkt. 14 regelmäßige Cannabis-Konsumenten fuhren dafür je 35 Minuten lang Fahrrad. Das Ergebnis: Der Versuch geht nach hinten los. Nach dem Training stieg der Gehalt von THC im Blut sogar an, für die Forscher ein Signal dafür, dass er immer noch hoch genug war, um bei einem Drogentest nachweisbar zu sein.

Es lohnt sich also nicht, THC im Blut oder THC im Urin wegschwitzen zu wollen. Der THC-Abbau ist komplizierter. Auch nach körperlicher Anstrengung war es in Untersuchungen im Blutkreislauf noch auffindbar, im Urin ist es sowieso noch lange enthalten, selbst wenn du aufhörst. Eine andere Studie zeigte, was nach dem Kiffen mit deinem Gehirn passiert. Wissenschaftler kennen auch die Antwort auf die Frage, ob Kiffen dumm macht.

Du willst mehr von uns lesen? Folge uns auf Google News.