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Antarktis: Das entdeckten Forscher 500 Meter unter dem Eis

In der Antarktis erhofft sich die Forschung Antworten auf eine Vielzahl unterschiedlicher Fragen. Einer geht sie nun konkret auf den Grund.

Antarktis
Die Antarktis birgt noch so manches Geheimnis. © Getty Images/David Merron Photography

Ein neuseeländisches Forschungsteam hat sich der Untersuchung von Flüssen unter dem Eis der Antarktis angenommen. Damit treten die Mitglieder eine Studie los, die es so bislang noch nicht gegeben hat. Konkret erhoffen sie sich ein besseres Verständnis jener Prozesse, die zum Anstieg des Meeresspiegels führen.

Was passiert unter der Antarktis?

Der Klimawandel schreitet seit Jahrzehnten ungebremst voran. An den Polen schmelzen die steigenden Temperaturen das Eis und schaffen Bewegung, wo zuvor Stillstand war. Das Wasser, das sich in Form von Flüssen etwa unter der Antarktis bewegt, schmiert die Basis der Eisschilde und treibt sie jedes Jahr mehrere hundert Meter in Richtung Ozean. Dort vermischt sich das Wasser mit dem salzigen Meerwasser unter den schwimmenden Ausläufern des Inlandeises.

Während der untere Teil dieses Schelfeises abschmilzt, werden Nährstoffe und Sedimente freigesetzt. Die natürlichen Dämme, die den Übergang des antarktischen Wassers in die Meere bislang aufhielten, brechen. Das Team der Victoria-Universität Wellington und der Universität von Auckland will diese Prozesse besser verstehen. Das Problem: Bislang sind sie kaum erforscht.

„Gletscher des jüngsten Gerichts“

Im Rahmen des Projekts Antarctic Science Platform haben die Forscher Huw Joseph Horgan und Craig Stevens die erste direkte Untersuchung eines antarktischen Unterwasserflusses durchgeführt. Angesetzt ist das Projekt auf einen Zeitraum von gut sieben Jahren (2018-2025). An ihm sind insgesamt mehr als 100 Wissenschaftler:innen. Sie wollen mitunter den Einfluss verstehen, den die Antarktis auf das globale Erdsystem hat, und ergründen, „wie sich dies in einer +2° (Pariser Abkommen) oder wärmeren Welt ändern könnte“.

Die ersten Ergebnisse von Horgan und Stevens bestätigten frühere Annahmen. So zeigt sich, dass die subglazialen Flüsse, die in den Ozean münden, ein Flussdelta bilden. Es liege circa 82,5 Grad südlich unter 500 Metern Eis verborgen. Trotz einer Entfernung von etwa 500 Kilometern zum offenen Meer, könnte das Delta in Zukunft zu einem ernstzunehmenden Risiko werden.

Der riesige Camb River etwa befindet sich auf der dem Ozean abgewandten Seite des Inlandeises des Thwaites-Gletschers. Dieser sogenannte „Gletscher des jüngsten Gerichts“ ist mehr als doppelt so groß wie Österreich und schmilzt seit einigen Jahren rasant. Zwar sei das Gebiet des Camb River derzeit nicht durch die Erwärmung der Meere bedroht, doch ersetze er mittlerweile einen Großteil des Eisverlustes, der anderswo in der Antarktis auftrete. Das bedeute, dass sich Veränderungen des Flussdeltas direkt auch auf die Eisschilde und Ozeane der Antarktis auswirken würden.

Bohrung soll Antworten zutage fördern

In einem Beitrag auf The Conversation warnen die Forscher vor Veränderungen der Eisschilde. So würden diese nicht nur durch einen Anstieg der Meeresspiegeltemperaturen auftreten, sondern auch aufgrund schwer vorhersehbarer interner Entwicklungen. Für ihre Untersuchungen bohrten die Neuseeländer in eine Tiefe von gut 500 Meter unter dem Schelfeis. Um Proben zu entnehmen ließen sie das circa 40 Zentimeter dicke Loch zwei Wochen lang offen.

Doch bohrte das Team keineswegs blind. Dem Anstich ging die Auswertung fast eines Jahrzehnts an gesammelten Messdaten der Region voraus. So bestimmten die Wissenschaftler die genaue Lage des subglazialen Flusses. Mit einer Breite von gerade mal 200 Metern wäre dieser in den Weiten der Antarktis leicht zu verfehlen gewesen.

Mit Hilfe des Icefin-Roboters erkundeten Wissenschaftler:innen vom Cornwall Institute den Raum unter dem Eis. Sie installierten Überwachungsgeräte, die sie in den kommenden Jahren über das Geschehen im Camb River auf dem Laufenden halten sollten. Schon auf den ersten Blick entdeckte das Team eine seltsame Wolke unter dem Eis. Bei ihr handelte es sich um eine dichte Gemeinschaft von Amphipoden. Ihr Schwarm war so dacht, dass man zunächst davon ausging, die Ausrüstung sei kaputt.

Quelle: Antarctic Science Platform; The Conversation

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