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Eine massive Tsunami-Bedrohung blieb lange unentdeckt

Tsunamis können verheerende Zerstörungen nach sich ziehen und sind oft nicht einfach vorherzusehen. Nun haben Forscher:innen eine besonders große Gefahr ausfindig gemacht, die jederzeit real werden könnte.

Tsunami sind sehr gefährlich.
Tsunamis sind vielerorts eine große Gefahr. © imago images / Cavan Images

Das Meer mag zwar ein beliebtes Urlaubsziel für viele Menschen sein, doch birgt es auch zahlreiche Gefahren. Eine davon sind Tsunamis, besonders hohe durch plötzliche Wasserverdrängung entstandene Wellen. Beim Aufprall aufs Festland können sie durch ihre Wucht massive Zerstörungen verursachen. Von daher ist es wichtig, frühzeitig mögliche Ursachen zu erkennen. Wissenschaftler:innen haben nun genau eine solche entdeckt, die wohl hunderte Jahre lang verborgen war.

Tsunamis: Große Gefahr im Roten Meer

Während Untersuchungen in der Meerenge von Tiran machten Forscher:innen 900 Meter unter der Wasseroberfläche eine außergewöhnliche Entdeckung: eine große Erdspalte. Bei weiteren Nachforschungen kam heraus, dass dies das Ergebnis eines Unterwasser-Erdrutsches ist, der sehr wahrscheinlich zehn Meter hohe Tsunamis auslöste. Die könnten vor 500 Jahren die ägyptische Küste getroffen haben.

Dieses Stück Landmasse befindet sich noch heute auf der Kante der entdeckten Spalte. Rutscht es ab, könnten einer Simulation nach doppelt so hohe Tsunamis entstehen. Selbst in einer Region, in der es zu Erdbeben kommt, sind Wellen dieser Größenordnung sehr selten. Ägypten als auch Saudi-Arabien wären sehr gefährdet, insbesondere die Ortschaften an der Küste.

Tsunamis könnten sehr schnell zuschlagen

Wegen der Beschaffenheit des Roten Meeres als maritimer Riss habe man sich wohl hauptsächlich auf die plattentektonischen Kräfte konzentriert. Aufgrund dessen existiert ein erhöhtes Erdbebenrisiko. Doch die gefundene Erdspalte legt nahe, dass noch andere mögliche Ursachen für Tsunamis dort schlummern. Tatsächlich könnte es sehr gefährlich werden: Besonders in engeren Passagen oder Seestraßen könnte ein Tsunami sehr schnell und mit kaum Vorwarnung aufs Festland treffen.

Eine Simulation berechnete zum Beispiel, dass der ägyptische Urlaubsort Sharm El Sheikh nach einem weiteren Landrutsch um 50 Meter in die Tiefe innerhalb von nur eineinhalb Minuten von einer 21 Meter hohen Welle getroffen werden könnte. Sinkt die Landmasse aber 100 Meter tief, könnte der Tsunami bereits eine Höhe von 35 Metern erreichen. An einem anderen Ort etwas nördlicher besteht die Gefahr von 45 Meter hohen Wellen, die in weniger als drei Minuten die Küste erreichen könnten.

Aber nicht nur im Roten Meer gibt es eine enorme Tsunami-Gefahr: Riesen-Wellen bedrohen auch Deutschland.

Quelle: „Tsunamigenic Potential of an Incipient Submarine Landslide in the Tiran Straits“ (2022, Geophysical Research Letters)

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