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In den Tiefen der Nordsee: Forscher entdecken Spuren von „spektakulären Giganten“

Vor rund 20.000 Jahren erlebten Teile Europas eine Eiszeit. Auch die Nordsee blieb davon nicht verschont.

KI-geniertes Bild einer Unterwasserhöhle, Lichtstrahlen fallen durch die Wasseroberfläche.
© Eduards V. - adobe.stock.com

Antarktis - darum könnte sie unsere Tage verlängern

Die Erde erwärmt sich, die Pole schmelzen, soviel dürfte bekannt sein. Eine neue Studie kam nun aber zu dem Ergebnis, dass die Folgen noch weitreichender sind.

Die Nordsee vor der britischen Küste sah einst wohl völlig anders aus, als wir sie heute kennen. Noch heute finden sich Spuren in den Tiefen des Meeres, die auf die alten Zeiten verweisen und verraten, was damals im Wasser trieb.

Das geschah vor 20.000 Jahren in der Nordsee

So soll die Nordsee vor etwa 18.000 bis 20.000 Jahren starke Ähnlichkeiten mit der Antarktis gehabt haben. Denn Forscher*innen konnten herausfinden, dass zu dieser Zeit riesige Eisberge, weniger als 145 Kilometer vor der britischen Küste trieben. Ihre Erkenntnisse haben sie vor wenigen Tagen im Fachmagazin nature communications veröffentlicht.

„Wissenschaftler haben erstmals die charakteristischen Pflugspuren entdeckt, die diese spektakulären Giganten hinterließen, als ihre Unterseiten vor etwa 18.000 bis 20.000 Jahren über den Boden der Nordsee vor der britischen Ostküste zogen“, heißt es in einer offiziellen Pressemitteilung der British Antarctic Survey.

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„vergleichbar mit der Fläche einer mittelgroßen britischen Stadt“

Bei den Spuren handelt es sich um tiefe, kammartige Rillen, die teilweise Hunderte Meter breit sind. Sie sind bis heute in den Sedimenten unter dem heutigen Meeresboden erhalten geblieben. Forscher*innen haben die Furchen mittels seismischen Untersuchungsdaten entdeckt.

Anhand der Größe der Rillen konnten Forscher*innen dann in einem nächsten Schritt die Ausmaße der für die Pflugspuren verantwortlichen Eisberge abschätzen. „Wir sprechen von riesigen, flachen, ‚tabularen‘ Eisbergen“, erklärt der Meeresgeophysiker Dr. James Kirkham vom British Antarctic Survey.

Als „tabular“ werden Eisberge bezeichnet, die sehr flach sind und nahezu senkrechte Seiten haben. Sie können enorme Größen annehmen und in der Antarktis mitunter bis zu 160 Kilometer lang sein. Kirkham führt aus, dass die Eisberge in der Nordsee „vergleichbar mit der Fläche einer mittelgroßen britischen Stadt wie Cambridge oder Norwich“ und mehrere hundert Meter dick gewesen sein könnten.

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Wichtige Erkenntnisse für die Zukunft der Antarktis

In der Antarktis werden solche Eisberge vom Schelfeis abgestoßen. Die Existenz solcher gewaltigen, flachen Eisberge in der Nordsee deutet also darauf hin, dass das heutige Großbritannien und Irland damals Schelfeis besaß.

Am Ende der letzten Eiszeit hat sich die Eisdecke, aufgrund der Klimaerwärmung, zurückzogen, weshalb die Nordsee vor der britischen Ostküste heute frei von Eisbergen ist. Das bedeutet auch, dass die neue Entdeckung wichtige Hinweise darauf liefern könnte, wie sich die Antarktis mit zunehmender Erwärmung der Erde in Zukunft verändert.

Quellen: „Change in iceberg calving behavior preceded North Sea ice shelf disintegration during the last deglaciation“ (nature communications 2025), British Antarctic Survey

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