Nicht nur im alten Ägypten, sondern auch in unserem Nachbarland gibt es Mumien, wie ein archäologischer Fund aus einem kleinen österreichischen Dorf zeigt. Vor allem ein Detail der menschlichen Überreste stellte die Forschung vor Rätsel.
Archäologischer Fund in österreichischem Dorf
Denn obwohl die Mumie im Vergleich zu ihren ägyptischen Verwandten noch recht jung ist, denn gerade mal 279 Jahre hat diese auf dem Buckel, waren die Forschenden trotzdem erstaunt darüber, wie gut der archäologische Fund bis heute erhalten ist. Daher hat ein internationales Team den Leichnam nun noch einmal genau unter die Lupe genommen.
Ihre Ergebnisse haben sie vor wenigen Tagen im Fachmagazin Frontiers in Medicine veröffentlicht. Dabei haben sie festgestellt, dass die Überreste mit einer bisher undokumentierten Einbalsamierungsmethode behandelt wurden. Zudem war es ihnen möglich, herauszufinden, wer hier bestattet wurde.
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Einbalsamierung mit Holzspänen
„Bei der ungewöhnlich gut erhaltenen Mumie in der Krypta der Kirche St. Thomas am Blasenstein handelt es sich um den Leichnam des örtlichen Pfarrers Franz Xaver Sidler von Rosenegg, der 1746 starb“, erklärt Dr. Andreas Nerlich, Pathologe an der Ludwig-Maximilians-Universität und Erstautor der Studie in einer Mitteilung auf EurekAlert.
Die Untersuchungen ergaben, dass der hervorragende Erhaltungszustand der Mumie auf eine ungewöhnliche Art der Einbalsamierung zurückzuführen ist. Vor allem deren Oberkörper war vollständig intakt, während die unteren Extremitäten und der Kopf jedoch erhebliche Verwesungen aufwiesen.
Mittels CT-Scans, fokaler Autopsie und Radiokarbondatierung konnten die Forscher*innen den Grund dafür ermitteln. Denn der Bauchraum wurde über einen Rektalkanal mit Holzspänen von Tannen und Fichten, Astfragmente sowie verschiedene Textilien, darunter Leinen, Hanf und Flachs ausgestopft. Zudem wurde dem zur inneren Trocknung Zinkchlorid hinzugefügt. „Offensichtlich haben die Holzspäne, Zweige und das trockene Gewebe einen Großteil der Flüssigkeit in der Bauchhöhle absorbiert“, sagte Nerlich.
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Mysteriöse Glaskugel
Diese Art der Einbalsamierung unterscheidet sich von bekannteren Methoden, bei denen der Körper zur Vorbereitung geöffnet wird. Doch möglicherweise war die Einführung der Materialien über den Enddarm üblicher, als heute angenommen wird, „wurde aber in Fällen nicht erkannt, in denen fortschreitende postmortale Verwesungsprozesse die Körperwand beschädigt haben könnten“, fügt der Pathologe hinzu.
Dabei konnten die Forschenden noch ein weiteres ungewöhnliches Detail im Körper der Mumie finden: eine kleine Glaskugel mit Löchern an beiden Enden. Deren Bedeutung und Funktion ist besser unbekannt. Es ist aber auch denkbar, da nur eine einzige Perle gefunden wurde, diese bei der Präparation des Körpers verloren gegangen ist.
Quellen: EurekAlert, „The mystery of the “air-dried chaplain” solved: the life and “afterlife” of an unusual human mummy from eighteenth century Austria“ (Frontiers in Medicine 2025)
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