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Neue Tiefsee-Studie enthüllt unglaubliche Ergebnisse – „noch immer ein großes Mysterium“

Ob Riesenkalmar oder andere Monsterwesen, die Tiefsee bietet Stoff für zahlreiche Mythen. Tatsächlich ist nur ein winziger Bruchteil des Meeresbodens bisher erforscht worden.

KI-generiertes Bild eines Forschungsroboters auf dem Meeresboden.
© hongjian - stock.adobe.com

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Trotz jahrzehntelanger Forschung gibt es auf dem Grund der Tiefsee immer noch einiges zu entdecken. Nun haben Wissenschaftler*innen sich der Frage angenommen, wie viel von der rätselhaften Sphäre des Ozeans überhaupt bekannt ist. Das Ergebnis dürfte viele aufhorchen lassen.

Tiefsee: Nur winziger Bruchteil wurde bisher erforscht

Obwohl die Tiefsee 66 Prozent der Erdoberfläche bedeckt, stellt sie für die Forschung bis heute ein wahres Rätsel dar. Die Studie „How Little We’ve Seen: A Visual Coverage Estimate of the Deep Seafloor“ von Forscher*innen der Ocean Discovery League enthüllt nun, dass der Mensch immer noch weniger als 0,001 Prozent des tiefen Meeresbodens beobachtet hat.

Dabei gilt zu beachten, dass 97 Prozent der visuellen Beobachtungen der Tiefsee auf nur fünf Nationen zurückzuführen ist: USA, Japan, Neuseeland, Frankreich und Deutschland. Dies liegt vor allem an den hohen Kosten dieses Forschungsfeldes. Was dazu führt, „dass die ozeanografische Gemeinschaft ihre Charakterisierung des Tiefseeökosystems größtenteils auf diese unglaublich kleine und nicht repräsentative Stichprobe stützt“, wie es in einer Pressemitteilung zur Studie heißt.

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Könnte zu fragwürdigen Entscheidungen führen

Das könnte in den nächsten Jahren zu erheblichen Problemen führen. „Angesichts zunehmender Bedrohungen für die Tiefsee – vom Klimawandel bis hin zu potenziellem Bergbau und Ressourcenausbeutung – wird diese eingeschränkte Erforschung einer so riesigen Region zu einem kritischen Problem für Wissenschaft und Politik“, so Dr. Katy Croff Bell, Präsidentin der Ocean Discovery League und Hauptautorin der Studie.

Denn so könnten Entscheidungen getroffen werden, die nur auf die Kenntnisse von 0,001 Prozent der Gesamtfläche des Meeresbodens der Tiefsee gründen. Viele Faktoren blieben dabei nicht berücksichtigt. Das wäre, als würde man Einschätzungen über das gesamten landgestützten Lebens auf der Erde machen, die nur auf dem Wissen einer Fläche von etwa der Größe Houston in Texas basieren.

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Forschung muss ausgeweitet werden

Um solchen möglichen Fehlentscheidungen vorzubeugen, fordern die Forscher*innen eine Ausweitung der Bemühungen, die Tiefsee zu erkunden. Dazu gehört auch die Nutzung neuer Technologien. Denn mit der Weiterentwicklung kleinerer und kostengünstigerer Tiefseewerkzeuge würde sich zum Beispiel die Möglichkeit bieten, auch Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen in die Meeresforschung einzubeziehen.

„Vieles von unseren Ozeanen ist noch immer ein großes Mysterium“, sagt Dr. Ian Miller, Chief Science and Innovation Officer der National Geographic Society, welche die Studie finanziell unterstützt hat. Eines steht für ihn jedoch fest: „Wenn wir unseren Ozean besser verstehen, können wir ihn besser erhalten und schützen“ und ein entscheidender Faktor ist dafür die Erforschung der Tiefsee.

Quellen: EurekAlert, „How Little We’ve Seen: A Visual Coverage Estimate of the Deep Seafloor“ (Science Advances 2025)

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