Ein eindrucksvoller archäologischer Fund sorgt derzeit in Sachsen-Anhalt für Aufsehen. Im Landkreis Börde, nahe Magdeburg, haben Archäologen einen rund 4.000 Jahre alten Friedhof entdeckt. Er bringt völlig neue Einblicke in das Leben und Sterben zur Zeit des Übergangs von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit.
Archäologischer Fund erzählt aus der Vergangenheit
Im Rahmen von Bauarbeiten an der Stromtrasse SuedOstLink stießen die Forscher*innen innerhalb eines 18,5 Meter breiten Korridors auf dreizehn Bestattungen in insgesamt zwölf Gräbern. „Zwei Reihen liegen dicht beieinander“, zitiert etwa die Zeit Susanne Friederich vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Eine dritte Reihe sei durch einen gewissen Abstand getrennt – vermutlich ein Hinweis auf einen einstigen Weg. Eine solch strukturierte Anordnung sei bisher in Mitteldeutschland einmalig.
Dieser Weg könnte zu einer nahen Anhöhe geführt haben, auf der schon 2.000 Jahre zuvor ein Grabmonument stand. Dieses war offenbar über viele Generationen hinweg ein bedeutender Ort – auch noch, als die früheren Anwohner*innen den jetzt gefundene Friedhof angelegten. Der aktuelle archäologische Fund offenbart also nicht nur neue Erkenntnisse über Begräbnissitten, sondern auch über das Weiterleben kultureller Orte über Jahrtausende hinweg.
Lesetipp: Archäologischer Fund in Deutschland: 3.000 Jahre alte Gräber entdeckt – ein Detail überrascht
Fund liefert viele offene Fragen
Bei den Toten handelt es sich um Menschen der sogenannten Glockenbecherkultur, einer Zeit des kulturellen Wandels. Die Verstorbenen wurden in typischer Weise angehockt auf der rechten Seite liegend und mit Blick nach Osten bestattet. Zwei Gräber stechen dabei allerdings besonders hervor: Sie sind als sogenannte Steinkistengräber gebaut, zwei weitere Gräber wurden mit Steinkränzen eingefasst. In einem Fall deuten Ecksteine auf eine hölzerne Konstruktion hin – ein spannender archäologischer Fund, der nun genau untersucht wird.
„Die Gräber befinden sich in unterschiedlichen Tiefen, zwischen 30 Zentimetern und 1,50 Metern“, sagte Grabungsleiter Till Martens. Das könnte darauf hinweisen, dass die Gräber zu verschiedenen Zeiten ausgehoben wurden – oder dass es gesellschaftliche Unterschiede zwischen den Toten gab.
Auch Beigaben wurden entdeckt – allerdings eher bescheiden. In den Gräbern fanden die Forschenden nämlich einfache Keramikgefäße. Diese sollten den Verstorbenen wohl „Speis und Trank auf die Reise ins Jenseits“ mitgeben, so Martens. Ob zwei der nah beieinanderliegenden Steinkisten-Gräber auf eine familiäre Verbindung hindeuten, sollen bald genetische Tests zeigen. Die archäologischen Funde liefert nicht nur neue Hinweise zur frühen Besiedlung der Region, sondern auch viele offene Fragen, welche die Forscher*innen nun Stück für Stück beantworten wollen.
Quelle: Die Zeit
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.